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Der Weg aus der Corona-Krise wird lang und mühsam

Menschenleere Innenstadt in Hannover.

Menschenleere Innenstadt in Hannover.

Berlin. Vor einem halben Jahr etwa, gegen Ende des Sommers, hoffte die Bundesregierung noch, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise schnell vergessen sein würden. Einen Boom hatten die Unternehmen im dritten Quartal hingelegt und einen guten Teil des Einbruchs vom Jahresanfang wettgemacht.

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Die Infektionszahlen waren klein und der Optimismus groß. Ende 2021 könnte das Vorkrisenniveau schon wieder erreicht sein, lautete eine damals weit verbreitete Hoffnung.

Aus der Traum, muss man aus heutiger Sicht leider sagen.

Die zweite Corona-Welle in Herbst und Winter hat all die schönen Berechnungen und Planspiele zunichtegemacht. 3 Prozent Wirtschaftswachstum erwartet die Bundesregierung in diesem Jahr noch. Das ist zwar mehr als in jedem einzelnen der vergangenen zehn Jahre, aber es ist deutlich weniger als jene 5 Prozent, um die die Wirtschaft im vergangenen Jahr eingebrochen ist.

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Anders ausgedrückt: Die Blitzerholung ist abgesagt. Der Weg aus der Krise wird lang, und er wird mühsam.

Immerhin: Die Substanz der Wirtschaft konnte im Kern erhalten werden. Vor allem dem produzierenden Gewerbe, wo ein gewaltiger Teil der Wertschöpfung stattfindet, geht es heute besser, als man zu Beginn der Pandemie erwarten durfte. Die Industrie, vor der Krise das Sorgenkind der deutschen Wirtschaft, ist inzwischen ihr Motor.

Das liegt an der rasanten Aufholjagd, die Maschinenbauer, Chemieindustrie und selbst die dauerkriselnden Autokonzerne in der zweiten Jahreshälfte 2020 hingelegt haben. Es liegt aber auch daran, dass die Labors, Fabriken und Planungsbüros der Unternehmen vom zweiten Lockdown nicht betroffen waren und sind.

Ein Komplett­lockdwon hätte für die Wirtschaft verheerende Folgen

Ein erneutes Abbrechen der Lieferketten wollte die Bundesregierung um jeden Preis verhindern. Der Blick auf die aktuellen Konjunkturzahlen erklärt, warum. Ein zweiter Wirtschaftseinbruch wie im vorigen Frühjahr hätte katastrophale Folgen. Es würde Jahre dauern, ehe Deutschland sich davon erholte. All jene, die derzeit einen vollständigen Lockdown oder eine „Zero-Covid-Strategie“ fordern, sollten sich diese Zahlen noch einmal sehr genau zu Gemüte führen.

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Die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft wiegen auch so schwer genug. Gastronomie, Reise, Kultur, Einzelhandel – ganze Branchen fürchten inzwischen um ihre Existenz. Und selbst wenn diese Branchen nicht den größten Teil zum Bruttoinlands­produkt beitragen, so hängen an ihnen doch zahlreiche Arbeitsplätze – und die Lebensentwürfe von Millionen Bürgerinnen und Bürgern.

Der Zeitpunkt, um über Lockerungen zu sprechen, ist genau jetzt

Sie alle haben ein Recht darauf, zu wissen, wie es nun für sie weitergeht. Politiker in Bund und Ländern müssen eine Antwort darauf finden. Mit dem lapidaren Satz von Bundes­wirtschafts­minister Peter Altmaier, dass jetzt nicht der Zeitpunkt sei, um über Öffnungen und Lockerungen zu sprechen, ist es nicht getan. Im Gegenteil. Gerade jetzt, da die Aussichten für viele so düster sind, ist genau der richtige Zeitpunkt dafür.

Wohlgemerkt: zu sprechen, nicht, sie zu beschließen. Dafür ist die Lage trotz zuletzt sinkender Infektionszahlen zu fragil – zumal derzeit niemand seriös vorhersagen kann, wie sich die Virusmutationen aus England und Südafrika auf das Infektionsgeschehen in Deutschland auswirken werden.

Trotzdem muss die Politik einen Weg für die nächsten Monate aufzeigen. Ein Stufenplan für mögliche Öffnungen, wie Schleswig-Holstein ihn vorgelegt hat, ist ein Ansatz. „Wir müssen lernen, auch während einer fortdauernden Pandemie einen Aufschwung zu ermöglichen“, sagte Altmaier am Mittwoch. Der Satz stimmt, und in ihm schwingt eine ganze Menge Hoffnung mit.

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Hoffnung könnten auch all jene, die immer noch im Lockdown verharren, ziemlich gut gebrauchen.

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