Deutschlands erstes LNG-Terminal – warum das kein Grund für Euphorie ist
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Habeck, Scholz und Lindner bei der Eröffnung des LNG-Terminals.
© Quelle: Getty Images
Mit großem Bahnhof ist am Samstag das erste deutsche Terminal für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven in Betrieb genommen worden. Damit macht sich Deutschland ein kleines Stück unabhängiger von russischem Gas und erweitert generell seine Bezugsquellen. Gut so.
In einer für hiesige Verhältnisse rekordverdächtigen Zeit von zehn Monaten wurde mit einer Anbindungspipeline und einem Anleger die Voraussetzung geschaffen, dass das Spezialschiff „Höegh Esperanza“ das über den Seeweg angelieferte Gas entgegennehmen und ins Netz einspeisen kann.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte dennoch nicht von Triumph, sondern lediglich von einem „Schritt nach vorn“ sprechen. Das ist auch ausreichend, denn es gibt aus vielerlei Gründen keinen Anlass für Euphorie.
Wenn das Flüssiggas aus Amerika kommt, ist es nicht nur wesentlich teurer als Pipelinegas, sondern es wird auch unter sehr fragwürdigen Umweltbedingungen – Stichwort Fracking – gewonnen.
Unabhängig vom Herkunftsland stellt der Transport des Gases über Tausende von Seemeilen mit Schweröl verbrennenden Tankern schon an sich eine Umweltsünde dar, die nur unter den Bedingungen des brutalen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine tolerierbar ist.
Zudem kritisieren Umweltverbände die „neue Deutschlandgeschwindigkeit“ bei fossilen Infrastrukturprojekten und wünschen sich dieses Tempo eher für den Ausstieg aus der Kohle. Auch gibt es Kritik, dass von der „Höegh Esperanza“ mit Bioziden behandelte Abwässer ungeklärt in die Jade eingeleitet werden dürfen.
Nüchtern betrachtet ist Wilhelmshaven ein erster kleiner Schritt, dem rasch weitere folgen müssen, denn Deutschland hat einmal über 50 Prozent seines Gases aus Russland bezogen. Das ist mit einem neuen Terminal nicht zu kompensieren. Man darf gespannt sein, ob sich das Tempo beibehalten lässt.