Die Bahn fährt nach Prinzip Hoffnung

Die Deutsche Bahn hofft auf die Rückkehr der Fahrgäste nach dem Ende der Corona-Pandemie.

Die Deutsche Bahn hofft auf die Rückkehr der Fahrgäste nach dem Ende der Corona-Pandemie.

Berlin. Die Bahn steckt in ihrer schwersten Krise seit der Reform in den 1990er-Jahren. Und Corona ist nur ein Teil davon. Dass die Bahnbilanz für 2020 tiefrot wird, war von vornherein klar und stellt keine Überraschung dar. Dass der Staatskonzern auch 2021 mit einem Milliardenverlust abschließen wird, liegt nach Lage der Dinge nahe – die Schätzungen des Vorstands, dass ein Minus von 2 Milliarden Euro zu Buche stehen wird, könnte noch zu optimistisch sein. Niemand weiß, wie lange wir noch in der Hochphase der Pandemie verharren werden, wie lange die Fernzüge coronabedingt noch fast leer durch die Lande fahren.

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Doch das eigentliche Problem des Bahnvorstands ist, dass kein wirklicher Plan für die Zeit nach der Krise existiert. Auf der Bilanzpressekonferenz wurde deutlich, dass die Konzernlenker um Richard Lutz auf ein sehr optimistisches Szenario setzen: Fernverkehrsvorstand Berthold Huber zitierte sogar den Boss der US-Fluglinie United mit dem äußerst breitbeinigen Satz: Das digitale Zeitalter ist vorbei.

Die Bahn muss mit Verlässlichkeit punkten

Natürlich werden die Menschen wieder reisen wollen, sobald es geht. Natürlich werden auch Geschäftsleute auf persönliche Treffen setzen, wenn es sich anbietet. Aber die Privatreisenden haben im Corona-Jahr die Vorzüge des Autourlaubs (wieder) kennengelernt, die Unternehmen sich auf Videokonferenzen als Routine eingestellt.

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Bahnchef Richard Lutz aber bestand auf einer zehnprozentigen Gehaltserhöhung ab 2023, die ihm der Aufsichtsrat auf Druck der Arbeitnehmervertreter nicht gewährte. Diesen Verzicht hätte er freiwillig üben können, sein Standing als Krisenmanager hätte dann gewonnen.

Die Bahn fährt nach dem Prinzip Hoffnung. Lutz‘ Satz „Wir sind der Impfstoff gegen den Klimawandel“ ist zwar stark, doch die Bahn gewinnt nicht mit Show, sondern mit Verlässlichkeit. Nicht mit Prestigeverbindungen, sondern mit funktionierendem Internet an Bord, mit Pünktlichkeit, garantierten Anschlüssen und einem planbaren Reiseweg von Tür zu Tür.

Der „Deutschlandtakt“ könnte das alles erreichen, doch er ist immer noch nicht mehr als ein Schlagwort.

Die Probleme der Bahn liegen weit tiefer als die Corona-Krise. Zu hoffen, dass sie einfach verschwinden, grenzt an Leichtsinn.

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