CNN: Russischer Syrien-Veteran verantwortet Einsatz von Streubomben in der Ukraine
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Der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) trifft sich mit Offizieren, die in höchste Führungspositionen berufen wurden. Dabei schüttelt er dem General Alexander Schurawljow die Hand.
© Quelle: Creative Commons Attribution 4.0
Zu Beginn der russischen Invasion in die Ukraine haben Putins Truppen mehrfach Streumunition beim Beschuss der ostukrainischen Großstadt Charkiw eingesetzt. Recherchen des US-Fernsehsenders CNN konnten nun den Einsatz der Schrapnelle einer bestimmten Brigade der russischen Armee zuordnen – und damit auch ihrem Befehlshaber.
Laut dem Bericht wurden die Geschosse von der 79. Raketenartilleriebrigade der russischen Streitkräfte abgefeuert, sie operiert in der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine. Insgesamt elf Raketen soll diese Einheit von Putins Armee zwischen dem 27. und 28. Februar auf Charkiw abgeschossen haben. Dabei setzte sie den Mehrfachraketenwerfer BM-30 Smertsch (Tornado) ein. Bei Streumunition handelt es sich um konventionelle Geschosse (etwa Fliegerbomben, Artilleriegeschosse, aber auch Sprengköpfe von Marschflugkörpern), die kleinere explosive Munition in sich tragen und diese über ein größeres Gebiet verteilen können.
Befehlshaber der Brigade sei General Alexander Schurawljow, der bereits im russischen Einsatz im Bürgerkrieg in Syrien für die Bombardierung Aleppos verantwortlich war. Schurawljow ist Kommandant des westlichen Militärbezirks Russlands. In dieser Position sei er der einzige Befehlshaber, der den Einsatz der Smertsch-Raketen anordnen kann, denn dieser benötige aufgrund seiner hohen Kosten die Autorisierung durch einen General, wie mehrere Militärexperten laut der CNN-Recherche bestätigt haben.
Schurawljow verbreitete in Syrien Angst und Schrecken
Der 57-jährige Schurawljow klettert seit den 1980er-Jahren die Karriereleiter hinauf, zunächst im sowjetischen Militär, danach in den Streitkräften der Russischen Föderation. 2016 wurde er zum Befehlshaber der russischen Truppen in Syrien ernannt und setzte eine Spirale der Gewalt in Gang, die insbesondere in Aleppo zu spüren war. Nachdem er die Zügel überreicht bekommen hatte, verstärkte das russische Militär seine Angriffe auf das von Rebellen gehaltene Gebiet im Osten der dicht besiedelten Stadt. Sie forderten eine große Zahl von Todesopfern.
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Seine Taktik hatte damals vier Bestandteile: Belagerung, Aushungerung, Bombardierung und schlussendlich Unterwerfung. Und dazu kam es während seiner Zeit als Befehlshaber zu einem dramatischen Anstieg dokumentierter Angriffe mit Streumunition in Aleppo. Dieses Muster scheint sich nun in der Ukraine zu wiederholen.
Über 100 Staaten verbieten Streumunition – Russland und die Ukraine nicht
„Es ist nicht wie in Filmen, wo man die Rakete sieht, bevor die Bombe einschlägt. Sondern plötzlich explodieren 72 Submunitionen auf der Fläche eines Fußballfeldes“, zitiert CNN den Waffenexperten von Human Rights Watch Mark Hiznay. „Deshalb werden die Leute buchstäblich mitten im Schritt von diesen Dingern niedergeschlagen. Sie haben nicht viele Verbrennungen. Sie haben keine Explosionsverletzungen. Es ist nur eine hässliche, blutige Fragmentierung.“ Der syrisch-amerikanische Chirurg Samer Attar, der auch zur Zeit der Angriffe in Aleppo arbeitete, beschreibt die Wunden der ukrainischen Opfer demnach als die „gleichen“ Verletzungen, die die Menschen in Syrien hatten.
2010 trat die sogenannte Streubombenkonvention in Kraft. Über 100 Länder haben die Übereinkunft ratifiziert, die den Einsatz, die Herstellung sowie die Weitergabe der todbringenden Geschosse verbietet. Nicht dabei waren unter anderem Russland, die Ukraine und die USA, aber auch China, Israel, Indien, Pakistan und Brasilien. Als große Gefahr wurden damals liegen gebliebene, nicht explodierte Sprengladungen beschrieben. Diese birgt ein erhebliches Risiko für die Zivilbevölkerung.
RND/sic
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