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Digitalisierung und Schule: Die Mängel sind weiter groß

Wie weit sind die Schulen auf ihrem Weg ins Internetzeitalter?

Wie weit sind die Schulen auf ihrem Weg ins Internetzeitalter?

Berlin. Deutschlands Schulen haben in Zeiten der Corona-Pandemie bei der Digitalisierung Fortschritte gemacht – doch die Mängel sind weiterhin groß. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Göttingen im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), für die Anfang 2021 bundesweit mehr als 2000 Lehrkräfte befragt worden sind.

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Verbesserungen scheitern demnach immer noch häufig an der fehlenden Technik. „Nur 70 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer arbeiten an Schulen, an denen es WLAN für alle Lehrkräfte gibt“, sagt Studienleiter Frank Mußmann von der Universität Göttingen. „Die Hälfte der Schulen hat kein WLAN für die Schülerinnen und Schüler“, setzte er hinzu. Ein Viertel der Schulen habe keine Schucloud, nur 40 Prozent arbeiteten mit einer schulübergreifenden Bildungscloud. Die Studie ist nach Angaben der GEW repräsentativ.

Die ernüchternden Ergebnisse der Studie zur technischen Ausstattung decken sich mit der Erkenntnis, dass der Mittelabfluss aus dem Digitalpakt Schule im vergangenen Jahr trotz Pandemie schleppend verlaufen ist. Aus dem Kernbereich des Digitalpakts Schule, den Bund und Länder vor knapp zwei Jahren vereinbart haben, sind bis Ende 2020 nur etwa zwei Prozent der Mittel abgeflossen: nämlich 112 Millionen Euro von 5 Milliarden Euro, die der Bund den Ländern für die Digitalisierung in den Schulen zur Verfügung stellt. Gesonderte Mittel für Leihlaptops für Kinder aus ärmeren Familien wurden allerdings schneller abgerufen.

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Digitalisierung an Schulen: Eine Frage der Unterstützung

Die nun befragten Lehrer beklagen allerdings, es fehle nicht nur an Geräten und WLAN. „Nur in 50 Prozent der Fälle ist eine technische Unterstützung gewährleistet“, sagte Mußmann. Das führe zu Mehrarbeit, die Lehrkräfte zusätzlich zu den pädagogischen und ohnehin schon vorhandenen organisatorischen Aufgaben leisten müssten. „Die Lehrkräfte müssen sich auf die pädagogischen Aufgaben konzentrieren können“, fordert GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann. „Wir brauchen endlich mehr IT-Fachleute für den technischen Support, die Gelder für die Einstellung etwa von Systemadministratoren stehen bereit.“ Diese Mittel müssten endlich abgerufen und verstetigt werden.

Die Studie zeigt, dass es eine große Kluft zwischen Schulen gibt, die bereits sehr gut ausgestattet und aufgestellt sind – und solchen, wo immer noch wenig bis gar nichts funktioniert. Elternvertreter hatten immer wieder beklagt, Bildung werde angesichts solcher Unterschiede bei der Digitalisierung zwischen den Schulen für die Kinder und Jugendlichen zur Lotterie.

Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, fordert, Lehrkräfte müssten besser für die Herausforderungen der Digitalisierung fortgebildet werden. Es sei relativ einfach, den Lehrern zu sagen: „Setzt euch nachmittags mal am Computer hin und macht eine Online-Fortbildung.“ Viele Lehrer wüssten dann aber gar nicht genau, wie sie sich einwählen, wo sie sich anmelden und wie sie den Computer nutzen können, sagte Schramm im Podcast „Die Schulstunde“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Hier empfehle sich auch mehr gemeinsames Lernen von Lehrern und Schülern.

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