Donald Trump – die böse Parodie eines Patrioten

Vor dem Golfclub von Donald Trump stehen zahlreiche Protestanten.

Vor dem Golfclub von Donald Trump stehen zahlreiche Protestanten.

Washington. Die bedingungslose Treue seiner Anhänger ist Donald Trumps wichtigstes Kapital. Selbst dem ehemaligen Reality-TV-Star scheint das manchmal nicht ganz geheuer zu sein. So soll er die Zahlung von 130.000 Dollar Schweigegeld an die Sexdarstellerin Stormy Daniels im Jahr 2016 intern mit Zweifeln begründet haben, “wie das bei meinen Unterstützern ankommt”. Dann aber setzte er nach Angaben seines Ex-Anwalts Michael Cohen zynisch hinzu: “Ich wette, die finden es cool, dass ich mit einem Pornostar geschlafen habe.”

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Tatsächlich hat seine rechte Basis dem Präsidenten bislang weder Ehebrüche noch verbale Ausfälle übel genommen. Zwei Monate vor der Wahl wird ihre Loyalität auf eine weitere Probe gestellt: Nach Berichten ehemaliger enger Mitarbeiter hat sich Trump nicht nur offen rassistisch über seinen Vorgänger Barack Obama und den früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela geäußert. Er soll sich auch über gefallene US-Soldaten mokiert haben, die er “Trottel” und “Verlierer” nannte. Und angeblich machte er sich über eine Gruppe rechter Christen lustig, die für ihn betete.

Selbst Trumps Haussender Fox-News bestätigt den Bericht

Trump bestreitet alles. Doch die wilde Vehemenz, mit der er sich am Wochenende gegen das “Verlierer”-Zitat zur Wehr setzte, macht deutlich, dass dieser Vorwurf einen wunden Punkt trifft. Das Militär ist in den USA hoch angesehen, gefallene Soldaten werden als patriotische Helden geehrt und ihre Familien ausgezeichnet. Das renommierte Magazin “The Atlantic” berichtet nun unter Berufung auf vier Augenzeugen, dass sich Trump, der sich vor dem Waffendienst mit einem ärztlichen Attest drückte, wiederholt abfällig über Soldaten äußerte. Mehrere Zeitungen und der rechte TV-Sender Fox News haben die Darstellung, als deren wichtigste Quelle Trumps früherer Stabschef John Kelly vermutet wird, inzwischen im Kern bestätigt.

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So soll Trump den Besuch eines amerikanischen Soldatenfriedhofs bei seinem Frankreich-Besuch 2018 keineswegs nur wegen des starken Regens abgesagt haben. Vielmehr erklärte er laut “The Atlantic” bei Gesprächen mit Mitarbeitern: “Warum sollte ich auf diesen Friedhof gehen? Er ist voller Verlierer.” Später soll er die mehr als 1800 US-Marinesoldaten, die im Ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Bellau ihr Leben verloren, als “Trottel” bezeichnet haben. Der Präsident widerspricht und behauptet, er habe tief enttäuscht seine Frau Melania in Washington angerufen und gesagt: “Ich hasse das. Ich bin hierher wegen der Zeremonie gekommen.” Tatsächlich befand sich Melania in Frankreich an seiner Seite.

Schon ein Jahr zuvor soll Trump sein Unverständnis fürs Militär zum Ausdruck gebracht haben, als er Kelly zum Grab seines in Afghanistan getöteten Sohnes auf den Soldatenfriedhof in Arlington begleitete. “Ich versteh das nicht. Was ist für die dabei herausgesprungen?”, soll er an den Gräbern gefragt haben. Außerdem erregte er sich angeblich 2018 über die Trauerbeflaggung für den verstorbenen Vietnamkriegsveteranen John McCain: “Der Kerl war ein verdammter Verlierer.”

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Die Demokraten hoffen, dass diese Berichte traditionell patriotische Soldatenfamilien zum Umdenken bringen. Tatsächlich unterstützen nach einer Umfrage der Military Times inzwischen 41,3 Prozent der Angehörigen der Streitkräfte den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Nur noch 37,4 Prozent wollen für Trump stimmen. “Es ist krank. Es ist bedauernswert. Es ist so unamerikanisch, es ist so unpatriotisch”, attackierte Biden den Amtsinhaber im Weißen Haus.

Ein neues Enthüllungsbuch rückt Trump nun in weiter ins Zwielicht. Darin schildert Michael Cohen, der ehemalige Anwalt und “Ausputzer” von Trump, wie besessen der Präsident von seinem Vorgänger Barack Obama ist. So soll er 2012 ein Obama-Double angeheuert haben, um einen Videoclip zu produzieren, in dem er nach Art seiner Castingshow The Apprentice den amtierenden Präsidenten herunterputzt und feuert.

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Trump behauptete, Obama habe es nur wegen eines Quotensystems für Schwarze an die Universität geschafft. Außerdem sagte er angeblich: “Nennt mir ein Land, das von einem Schwarzen regiert wird und kein Dreckslochland ist. Sie sind alle fürs Klo.” Auch der frühere südafrikanische Präsident Mandela habe es verbockt. “Fuck Mandela!” wird Trump zitiert.

Zwei Szenen in dem 432-seitigen Buch des Ex-Anwalts, der die Schweigegeldzahlung an Stormy Daniels organisierte und inzwischen wegen verschiedener Vergehen eine dreijährige Haftstrafe verbüßt, werfen ein grelles Licht auf die Geringschätzung, die Trump seinen Wählern entgegenbringt. Nachdem ihm 2012 eine Gruppe von rechten Religionsführern betend ihre Hände aufgelegt hatte, soll er hinterher gesagt haben: “Können Sie sich vorstellen, dass Leute wirklich diesen Bullshit glauben?” Und auf die Mahnung, seine Diffamierung illegaler Einwanderer als Kriminelle könnte ihm bei den Wahlen schaden, soll er erwidert haben: “Ich bekomme sowieso nicht die Stimmen der Latinos. Wie die Schwarzen sind sie zu dumm, um für Trump zu stimmen.”

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