Umgang mit der Pandemie

Ein Land in der Corona-Neurose

Das Covid-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts am Sonntag.

Das Covid-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts am Sonntag.

Berlin. Wenn sich die Ministerpräsidenten am Mittwoch mit Kanzler Olaf Scholz treffen, um über den weiteren Umgang mit der Corona-Krise zu beraten, dann wird es dabei um drei Dinge gehen: um das Virus, um Parteipolitik – und um die Bürgerinnen und Bürger eines Landes, das mit den Nerven am Ende ist.

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Die Omikron-Variante hinterlässt gesundheitlich deutlich weniger Spuren als die Delta-Variante. Das lässt Lockerungen naheliegend und richtig erscheinen. Denn der medizinische Nutzen von Beschränkungen muss immer wieder gegen die gesellschaftlichen Schäden abgewogen werden. So weit, so gut.

Das Risiko besteht darin, dass die Verantwortlichen im Lichte der Landtagswahlkämpfe im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen statt auf die Bremse umso kräftiger aufs Gaspedal treten – sodass eine womöglich gefährlichere Nach-Omikron-Variante bald in eine neue Krise führen könnte. Dass Wahlkämpfer bei Bedarf alle Vernunft fahren lassen, ist ja bekannt.

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Der mentale Zustand der Republik lässt sich leider am Umgang mit der Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, Karin Prien, ablesen. Die liberale Christdemokratin hatte dafür plädiert, aus einer „Kultur der Angst“ an den Schulen herauszutreten. Zwar hatte ein Tweet Priens zu Kindern mit Vorerkrankungen Anlass für Kritik geboten. Nur blieb es eben nicht bei Kritik.

Stattdessen folgte eine Hetzjagd bei Twitter, bei der die Beteiligten jedes Maß verloren, sodass sich die Ministerin nun aus dem digitalen Netzwerk zurückgezogen hat. Der Vorgang ist nicht allein ein weiteres Indiz für den Verfall sozialer Sitten. Er ist auch ein Indiz dafür, dass wir als Gesellschaft längst in einer Art Corona-Neurose leben. Es wird Jahre dauern, das zu heilen.

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