Felix Herkens in Pforzheim: Ein 26-jähriger Grüner gewinnt mit Erfahrung gegen die AfD
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Steht vor seiner Stadt: Der neue Pforzheimer Landtagsabgeordnete Felix Herkens von den Grünen.
© Quelle: Dennis Williamson
Berlin. Felix Herkens hat Grund zu feiern. Am Tag nach der Wahl wurde der Student der Sozial- und Kommunikationswissenschaften 26 Jahre alt. Für seine Abschlussarbeit bleibt jetzt wenig Zeit: Herkens wird als Landtagsabgeordneter in Stuttgart erwartet. Der Grünen-Kandidat jagte in seiner Heimatstadt Pforzheim der AfD das Direktmandat ab.
2016 siegte hier ganz knapp Bernd Grimmer von der AfD. Die Rechtspartei punktete vor allem bei den Russlanddeutschen im Stadtteil Haidach, bis zu 40 Prozent stimmten auf dem Höhepunkt der Flüchtlingszuwanderung für die damals neue Partei.
Die Hochburg ist geblieben, aber sie ist geschrumpft: Mehr als 30 Prozent bekam Grimmer auch dieses Mal in Haidach, gut 16 Prozent in der Stadt Pforzheim insgesamt. In den Landtag wird der 70-Jährige trotz der Niederlage wieder einziehen. Landesweit bekam die AfD 9,7 Prozent.
AfD-Parteigänger wandern zu den Nichtwählern zurück
„Der Abstand zum landesweiten Ergebnis ist gleich geblieben, aber es ist insgesamt runtergegangen“, sagt Grimmer – und schiebt die Niederlage vor allem auf die Corona-Politik. „Die Regierung hat es geschafft, bei den Menschen Angst zu erzeugen“, sagt er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Fast jede Woche demonstriert Grimmer gegen die Corona-Maßnahmen, Stimmen gebracht hat es ihm nicht. „Viele unserer Wähler werden einfach zu Hause geblieben sein.“
Landesweite Statistiken bestätigen diesen Eindruck. 135.000 Baden-Württemberger, die 2016 AfD gewählt hatten, wanderten ins Nichtwählerlager ab, 95.000 zur CDU. Dazugewinnen konnte die AfD von keiner Partei, ihr bleibt ein schrumpfender Kern von Stammwählern.
Den Wahlsieger kennt man in seiner Heimatstadt
Die Grünen hingegen konnten aus allen Lagern hinzugewinnen. Der Pforzheimer Wahlsieger Herkens glaubt, dass er vor allem wegen seiner Erfahrung gewonnen hat – seit er 21 ist, sitzt er im Stadtrat, zurzeit als Fraktionsvorsitzender. „Ich habe mir einen Ruf erarbeitet, dass ich etwas mache für die Menschen, dass es mir um die Sache geht.“
Er scheue auch keine Diskussionen in den „schwierigen“ Stadtteilen, sagt er: „Man muss auch dort hingehen, wo die Menschen einem vielleicht nicht ganz so gewogen sind.“
Wo die AfD hingehen will, ist in der Partei nach der Wahlniederlage umstritten. Parteichef Jörg Meuthen sieht eine “Konsolidierungsphase” und will an seinem Konfrontationskurs gegenüber der Rechtsaußen-Strömung der Partei festhalten.
Auch wenn dadurch in der Partei eine gewisse Unruhe entstanden sei, halte er es für notwendig, an seinem „bürgerlich-freiheitlich-konservativen Kurs“ festzuhalten, sagte er am Montag in Berlin. Hinter diesem Kurs stehe auch die Mehrheit der Partei. Dass er dafür von einigen in der AfD angefeindet werde, „das halte ich aus“.
Andere Stimmen, besonders aus dem Osten, drängen nach der Niederlage darauf, jetzt noch stärker auf unzufriedene Nichtwähler zu werben und auf Demonstrationen Flagge zu zeigen. Zugleich hofft die AfD auf mehr innerparteiliche Disziplin. „Ich hoffe, dass es weniger laut wird bei uns“, sagt der wiedergewählte Wahlverlierer Grimmer.