Bundesumweltministerin Lemke warnt: „Hier bahnt sich eine Umweltkatastrophe an“
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Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Umwelt, zeigt sich besorgt wegen des Fischsterbens in der Oder.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Berlin. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat sich angesichts des Fischsterbens in der Oder besorgt gezeigt und vor einer drohenden Umweltkatastrophe gewarnt. „Das Fischsterben in der Oder erschüttert und besorgt mich sehr“, sagte die Grünen-Politikerin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Hier bahnt sich eine Umweltkatastrophe an.“
Lemke pocht auf eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse: „Bislang ist die Ursache noch unklar und eine lückenlose Aufklärung ist wichtig. Im Moment wird von vielen Seiten mit Hochdruck daran gearbeitet, die Gründe für das massenhafte Fischsterben aufzuklären und somit potenzielle weitere Folgeschäden möglichst gering zu halten“, ergänzte sie. „Ich danke den Brandenburger Behörden sehr für ihren Einsatz. Das BMUV unterstützt im Rahmen der föderalen Zuständigkeiten alle Aktivitäten mit Hochdruck und allen notwendigen Ressourcen.“
Zehn Tonnen tote Fische entdeckt
Das Bundesumweltministerium beklagte auch ein Versagen der blichen Meldekette. „Tatsächlich wissen wir, dass diese Meldekette, die für solche Fälle vorgesehen ist, nicht funktioniert hat“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums am Freitag in Berlin. Gemeint ist das frühzeitige Melden des Fischsterbens auf der polnischen Seite. Die Meldekette habe „bis gestern“, also bis Donnerstag, nicht funktioniert, erklärte der Sprecher weiter. „Gestern gab es dann schließlich die Meldung, die von der polnischen Seite hätte kommen müssen. Aber da war eben tatsächlich auch schon die Verschmutzung auf deutscher Seite bekannt.“
Das Fischsterben beunruhigt seit Tagen die Menschen an der Oder. Tausende tote Fische wurden in dem Fluss entdeckt, ein Teil davon auf Höhe der Stadt Frankfurt (Oder) und umliegender Orte. Nach Angaben der polnischen Wasserbehörde sind zehn Tonnen verendeter Fisch geborgen worden.
Laut polnischer Umweltschutzbehörde wurde das Fischsterben wahrscheinlich von einer Wasserverschmutzung durch die Industrie ausgelöst. Polen wird die Untersuchungsergebnisse von massenweise verendeten Fischen aus der Oder aber frühestens am Sonntag vorlegen können. Bislang habe das Staatliche Forschungsinstitut in Pulawy noch keine Fische erhalten, sagte der Leiter Krzysztof Niemczuk am Freitag der Nachrichtenagentur PAP. Die Fische sollen auf Metalle, Pestizide und andere giftige Stoffe untersucht werden. „Es gibt so viele Substanzen, die das Fischsterben verursacht haben könnten, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen können, was die Ursache sein könnte“, sagte Niemczuk.
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Tote Fische treiben im flachen Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa
Der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel (Grüne) bestätigte, dass eine Quecksilberbelastung in der Oder festgestellt worden sei - „aber wir können zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Aussage treffen, dass Quecksilber ursächlich für den Tod der Fische verantwortlich ist“, sagte er am Freitag in Schwedt. „Wir wissen im Moment nicht, woran sie wirklich gestorben sind.“
Ermittlungen aufgenommen
Das Landeskriminalamt (LKA) in Brandenburg ermittelt. Es sei eine Wasserprobe entnommen worden, die das Landeskriminalamt auswerte, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Potsdam am Donnerstag. Wann ein Ergebnis vorliege, sei unklar. Das Landesamt für Umwelt berichtete, es seien am Dienstag Proben aus der automatischen Messstation in Frankfurt/Oder zur Analyse in das Landeslabor Berlin-Brandenburg gebracht worden. Die Einrichtung sei über die Dringlichkeit der Auswertung informiert, hieß es. In Polen ermittelt die Staatsanwaltschaft Wroclaw (Breslau) wegen eines möglichen Umweltdelikts.
Aus den Reihen der Grünen in Brandenburg gibt es deutliche Kritik an den polnischen Behörden. „Ich bin erschüttert. Nicht nur vom tausendfachen Sterben der Fische, auch vom Versagen der Informationskette aus Polen“, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende im brandenburgischen Landtag, Benjamin Raschke, am Freitag. Wenn bei einer ökologischen Katastrophe einfache Meldeketten nicht funktionierten, gebe es grundsätzlichen Gesprächsbedarf. „Wir haben ja schon häufiger festgestellt, dass es auf beiden Seiten der Oder ganz unterschiedliche Auffassungen gibt hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der Oder.“
mit dpa
Rätselhaftes Fischsterben in der Oder: Quecksilberbelastung als Ursache?
Auf polnischer und auf deutscher Seite des Flusses wurden Tausende tote Fische entdeckt. Die Ermittlungen laufen.
© Quelle: Reuters
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