Städte und Gemeinden zur Unterbringung von Geflüchteten: „Die Belastungsgrenze ist längst erreicht“
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Ein Wohncontainer der Freiburger Landeserstaufnahmeeinrichtung (Symbolbild).
© Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa
Angesichts der Schwierigkeiten bei der Unterbringung von Geflüchteten in Deutschland hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser ein neues Spitzentreffen angekündigt. Sie sehe, „dass nach wie vor Handlungsbedarf besteht, und deswegen werde ich jetzt wieder alle Beteiligten zu einem erneuten Flüchtlingsgipfel zu mir ins Haus einladen“, sagte die SPD-Politikerin am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“.
Von dem angekündigten Gipfel erwartet der Deutsche Städte- und Gemeindebund ein konkretes Maßnahmenpaket zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. „Viele Städte und Gemeinden haben längst ihre Belastungsgrenze erreicht“, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Er fordert den Bund daher auf, sofort zusätzliche Grundstücke und Liegenschaften bereitzustellen und sie von vorneherein in den Zustand zu bringen, dass dort auch Personen untergebracht werden können. Außerdem müssten mehr Erstaufnahmeeinrichtungen geschaffen werden. Landsberg: „Wir haben keine Zeit mehr, um langfristige Baumaßnahmen mit komplizierten Finanzierungsfragen zu regeln.“
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat Deutschland bis Ende Januar 2023 insgesamt 1.056.416 ukrainische Geflüchtete im Ausländerzentralregister (AZR) registriert. Wie viele Personen genau Deutschland erreicht beziehungsweise verlassen haben, lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit feststellen. Ukrainische Staatsbürger können ohne Visum in die Europäische Union einreisen und sich in EU-Mitgliedsstaaten des Schengen-Raums frei bewegen.
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Asylbewerberheim in Schwerin setzt gewalttätige Bewohner vor die Tür
Eine Erstaufnahmeeinrichtung in Mecklenburg-Vorpommern soll Bewohnern, die dort wiederholt bedrohlich oder gewalttätig auffallen, angeblich Hausverbote erteilen – und sie zum Obdachlosenheim schicken. Der Flüchtlingsrat und die AfD äußern nun scharfe Kritik an dem Vorgehen.
Von dem Gipfeltreffen erwarten Städte und Gemeinden klare Finanzzusagen des Bundes für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge, für Schul- und Kita-Plätze und für die Schaffung neuer Wohnmöglichkeiten in den Kommunen. „Bisher ist zum Beispiel völlig unklar, wie die Finanzierung ab dem Jahr 2024 aussehen soll“, sagt Landsberg. „Das widerspricht dem Grundsatz der Nachhaltigkeit.“
Auf EU-Ebene wünscht sich der Städte- und Gemeindebund mehr Verständigung zwischen den Staats- und Regierungschefs, um eine angemessene Verteilung zwischen den EU-Staaten zu gewährleisten. Er fordert klare Regelungen, damit Personen, die kein Bleiberecht haben, auch tatsächlich abgeschoben werden können. Es sei Aufgabe der EU, dafür zu sorgen, dass die Länder ihre Staatsbürger und ‑bürgerinnen auch tatsächlich zurücknehmen und die Verfahren nicht unnötig verlängern. „Notwendig ist jetzt, klare Abkommen zu treffen und gegebenenfalls dies auch mit Wirtschaftshilfen für die betroffenen Länder oder mit Möglichkeiten legaler Arbeitsmigration zu verbinden“, sagt Landsberg. „Ein ‚Weiter so‘ in dieser Frage darf es spätestens jetzt nicht mehr geben.“