Gesichter des Krieges: Ukraine-Geflüchtete erzählen von ihrem Schicksal
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Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter ist Kateryna (22) nach Ausbruch des Krieges nach Deutschland gekommen. Nun hat sie Angst, was mit ihrer Familie passiert. „Meine Mutter und besonders Großmutter können sich nicht so leicht integrieren. Ich sorge mich vor dem Moment, in dem die Aufenthaltsgenehmigung ausläuft.“ Ob ihr Haus in Donezk noch steht, weiß Kateryna nicht. Im Moment lernt sie Deutsch und sieht sich nach Jobs um. „Da sollte jemand in der Familie sein, der Arbeit hat und die Sprache beherrscht. Ich denke, das Beste, was ich gerade tun kann, ist auf meinen eigenen Beinen zu stehen, sodass ich in der Zukunft für sie sorgen kann.“
© Quelle: Nils Weinert/RND
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„Wenn du jedes Mal, wenn die Sirene heult in den Luftschutzbunker rennen musst, lebst du in einem Albtraum“, erinnert sich die 33-jährige Liudmila aus Kropivnitsky. Als der Krieg ausbrach, besuchte sie gerade ein Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung in Kiew. Von dort aus ging es zunächst in den Westen der Ukraine, dann nach Deutschland. Hier angekommen, möchte sie Deutsch lernen, damit sie sich auf dem Arbeitsmarkt zurechtfinden kann. Ihr größter Wunsch: „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass keine Menschenseele durchmachen muss, worunter wir gerade leiden. Krieg darf niemals ein Zustand für jemanden sein.“
© Quelle: Nils Weinert/RND
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Als Student kam Faya bereits im Jahr 2008 aus seinem Heimatland Guinea in die Ukraine. Seit er 2013 seinen Master-Abschluss absolviert hat, arbeitet er als Agraringenieur in Charkiw. „Den ersten Kriegstag haben wir direkt mitbekommen, weil wir so nah an der Grenze sind“, erinnert er sich. „Dass Krieg ausbricht, konnte ich wirklich nicht glauben. Ein bis zwei Wochen vorher haben meine Freunde und ich noch Witze gemacht, ob wir schon unsere Taschen gepackt haben.“ Im kommenden Jahr wollte Faya die ukrainische Staatsbürgerschaft beantragen. Nun möchte er in Deutschland wieder zu sich selbst finden. Er lernt Deutsch und lebt bei einem Familienmitglied in Hamburg. „Manchmal möchte ich die letzten sechs Monate aus meinem Gedächtnis löschen.“
© Quelle: Nils Weinert/RND
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Als Putins Truppen in die Ukraine einmarschierten, übernachtete die 42-jährige Nataliia mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem kalten Keller in Kiew. Nach 20 Nächten mit dicken Jacken und Schuhen entschlossen die selbstständige Näherin und ihre Familie zu fliehen. Hier möchte Nataliia nun auf eigenen Beinen stehen. „Ich bin es nicht gewohnt, abhängig vom Staat zu sein“, sagt sie, die mit ihrer Familie derzeit noch Unterstützung vom Jobcenter erhält. Sie besucht derzeit einen Deutschkurs und arbeitet nebenher in einer Änderungsschneiderei. Ihr größter Wunsch ist es, dass der Krieg aufhört und wieder Frieden herrscht. Dann möchte sie mit ihrer Familie in ihre Heimat zurückkehren.
© Quelle: Ulf Dahl/RND
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„Manchmal wenn ich ein Flugzeug am Abend höre, fühle ich Stress in meinem Körper“, erzählt die 24-jährige Kseniia aus Kiew. So sehr habe sie der Krieg gegen ihr Heimatland traumatisiert. Die Architektin möchte nach dem Krieg zurückkehren - ihr größter Wunsch: Meine Hoffnung für die Zukunft ist, dass wir zusammenarbeiten werden, um alles wieder aufzubauen.“
© Quelle: Daniela Weichselgartner/RND
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Die Flucht von Maxim (34) gleicht einer Odyssee. Drei Tage hätten er und seine Familie Militärschläge und Beschuss in Mariupol ausgehalten, ehe sie mit dem Auto in Richtung Krim, mit dem Bus nach Moskau und schließlich über Estland und Lettland mit der Fähre nach Deutschland flüchteten. Seit Mitte Juni leben Maxim und seine Familie in Bad Schwartau. „Jetzt habe ich keine Angst mehr. Alles ist gut“, sagt er. Der junge Mann aus der Ukraine und seine Frau wollen nun Integrationskurse besuchen, eine Wohnung und Arbeit finden. Sie möchten auf jeden Fall in Deutschland bleiben.
© Quelle: Ulrike Benthien/RND
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Als die Bomben am zweiten Kriegstag auf Kiew fielen, verließ die 36-jährige Liudmyla den Luftschutzkeller und floh mit ihrem Auto aus der Stadt über Prag nach Hamburg. Mit dabei war ihre 16-jährige Tochter. Ein Problem stellt sich der gelernten Fitnesstrainerin für Kinder jedoch in den Weg: „ Ohne Dokument kann sie nirgendwohin gehen. Egal ob Ukraine oder EU.“ Ihr Ziel ist es, sich nach Jobs umzusehen, sobald sie die Aufenthaltsbescheinigung erhalten hat.
© Quelle: Nils Weinert/RND
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Am 25. Februar ist die 81-jährige Larissa zu ihrer Schwiegertochter in einen Vorort von Kiew geflüchtet, weil die Stadt selbst bombardiert wurde. Nun lebt die Seniorin bei ihrer Tochter in Bad Schwartau. Zwei Jahre darf sie zunächst in Deutschland bleiben, wie es für sie weitergehen wird, weiß sie nicht.
© Quelle: Ulrike Benthien/RND
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Olena (41) hat vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine als Lehrerin für „Fly Yoga“ in Saporischschja gearbeitet. In Deutschland angekommen ist sie glücklich, Teil einer Gemeinschaft von Menschen aus der Ukraine zu sein. „Am Anfang dachten wir, wir würden nur für kurze Zeit in Sicherheit gehen. Aber jetzt sind wir schon ein halbes Jahr hier.”
© Quelle: Daniela Weichselgartner/RND
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Solange der Krieg in ihrer Heimat anhält, wird die 35-jährige Kateryna nicht zurück in die Ukraine gehen. „Wir wussten, dass der Krieg beginnen wird. Aber wir wollten nicht glauben, dass es so schlimm wird.“ Die Englisch-Lehrerin habe so viele Pläne für die Zukunft gehabt. „Aber wenn in deinem Land ein Krieg beginnt, ändert sich alles.“
© Quelle: Daniela Weichselgartner/RND