In Brasilien hat das große Sterben begonnen

Jair Bolsonaro, Präsident von Brasilien, hustet durch seinen Mund-Nasen-Schutz während einer Veranstaltung im Regierungspalast zur Unterzeichnung eines Gesetzes, das die Fähigkeit der Bundesregierung erweitert, COVID-19-Impfstoffe zu erwerben.

Jair Bolsonaro, Präsident von Brasilien, hustet durch seinen Mund-Nasen-Schutz während einer Veranstaltung im Regierungspalast zur Unterzeichnung eines Gesetzes, das die Fähigkeit der Bundesregierung erweitert, COVID-19-Impfstoffe zu erwerben.

Brasilia. Kaum taucht Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva nach der Aufhebung eines umstrittenen Korruptionsurteils gegen ihn wieder auf der politischen Bühne auf, verteilt er Breitseiten gegen den in der Corona-Pandemie überforderten rechtspopulistischen Amtsinhaber Jair Bolsonaro: „Folgen Sie nicht den schwachsinnigen Entscheidungen des Präsidenten der Republik oder des Gesundheitsministers: Lassen Sie sich impfen“, sagte Lula da Silva und versuchte sich damit als Gegenentwurf zu Bolsonaro zu positionieren.

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Der Amtsinhaber hatte jüngst noch wegen fehlender Haftungsübernahmen der Pharmaindustrie vor Impfdosen gewarnt und Atemschutzmasken abgelehnt. Lula war allerdings selbst vor einigen Wochen – entgegen der allgemeinen Kontaktempfehlungen der Mediziner – nach Kuba gereist. Prompt wurde bei ihm eine Infektion festgestellt.

Lula da Silva und Bolsonaro: Vorgeschmack auf Wahlkampf

Das politische Kräftemessen zwischen Lula da Silva und Bolsonaro ist ein Vorgeschmack auf den Wahlkampf 2022. Der Linkspolitiker gilt als einer der aussichtsreichsten Rivalen Bolsonaros, auch wenn er seine offizielle Kandidatur noch nicht verkündet hat.

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Bolsonaro steckt nun mitten in der schlimmsten Corona-Lage seit Beginn der Pandemie, deren weiterer Verlauf am Ende über die weitere politische Karriere des Präsidenten entscheiden wird. Am Mittwoch starben 2349 Menschen in nur 24 Stunden, neuer Rekord.

Weitere 80.955 Neuinfektionen in den letzten 24 Stunden werden die Lage weiter verschlechtern, dabei melden bereits die Mehrzahl der Bundesstaaten eine Belastung der Intensivbetten von über 80 Prozent. Drei brasilianische Bundesstaaten hätten am Donnerstag zu den tödlichsten Regionen weltweit gezählt, wären sie unabhängige Nationalstaaten, meldete das Portal „Metropoles“: der Amazonas mit 2706 Toten pro eine Million Einwohner, Rio de Janeiro (1951) und Roraima (1905).

Zumindest im Amazonas und in Rio de Janeiro sind die Infektionszahlen seit einigen Tagen wieder rückläufig. Im Bundesstaat Amazonas ist die Impfkampagne zudem am weitesten vorangeschritten.

Viele Krankenhäuser überbelegt

Gesundheitsminister Eduardo Pazuello, der dritte seit Ausbruch der Pandemie, versuchte am Donnerstag mit einem Video seine Landsleute zu beruhigen. Das Gesundheitssystem sei zwar stark belastet, „aber es kollabiert nicht und es wird nicht kollabieren“, so Pazuello, während im Land zahlreiche Krankenhäuser bereits seit Wochen überbelegt sind.

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Das allerdings ist mehr Hoffnung als Realität, nicht wenige Experten sehen Brasilien in Kürze auf tägliche Todeszahlen von 3000 Fällen an nur einem Tag zusteuern. Das wirklich große Sterben hat in Brasilien erst seit ein paar Tagen begonnen.

Zudem ist die Furcht groß, dass sich wegen der Vielzahl an Neuinfektionen weitere Virusmutationen bilden könnten, deren Gefährlichkeit unberechenbar ist. Die Tageszeitung „O Estado“ berichtete, dass zwei Städte aus dem Bundesstaat Sao Paulo, die den Empfehlungen Bolsonaros Folge geleistet und die Lockerungen vorzeitig aufgehoben hätten, inzwischen regelrechte Tragödien erleben. In Bauru zählte Bürgermeisterin Suellen Rosim zu den Corona-Verharmlosern.

Das Ergebnis: Die Intensivbetten sind zu 106 Prozent ausgelastet. Und in Praia Grande blieben die Strände geöffnet, hier stiegen die Infektionszahlen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent. Inzwischen scheint auch Bolsonaro verstanden zu haben, dass nicht nur Menschenleben, sondern seine politische Zukunft auf dem Spiel steht, und gab endlich grünes Licht für die Bestellung von weiterem Impfstoff.

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