Intensivmediziner: Im Winter werden wegen Corona wieder Operationen verschoben
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Eine Mitarbeiterin der Pflege steht in einem Zimmer der Corona-Intensivstation des Universitätsklinikums Essen und bedient ein ECMO-Gerät, eine Herz-Lungen-Maschine.
© Quelle: Fabian Strauch/dpa
Der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung, Gernot Marx, erwartet im bevorstehenden Winter eine ähnlich starke Belastung der Intensivstationen wie im vergangenen Jahr. „Wir erwarten keinen Winter, der sich groß von den letzten zwei erlebten unterscheidet“, sagte Marx dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Er gehe diesmal jedoch davon aus, dass alle Patientinnen und Patienten vollumfänglich versorgt werden können. „Aber es werden hierzu wieder Operationen abgesagt wie auch Pflegepersonal aus anderen Bereichen abgezogen werden müssen“, so Marx weiter. „Im Moment folgt die Intensivbettenbelegung wieder sehr klar der Inzidenz“, so Marx weiter.
„Im Unterschied zu den vorangegangenen Pandemiewellen braucht es in diesem Herbst aber eine höhere Inzidenz, bis die Intensivbetten vergleichbar stark belegt sind – weil viele Menschen bereits geimpft sind“, sagte Marx weiter. Auch die reduzierte Zahl der Intensivbetten sei ein Grund für seine Sorgen. Eine zehnprozentige Steigerung der Impfquoten führe zu einer erheblich verringerten Intensivbettenbelegung. Die Impfquote sei „der Schlüssel für das Ende der Pandemie“, betonte der Mediziner.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat am Donnerstag einen deutlichen Anstieg der Corona-Infektionen gemeldet. Innerhalb eines Tages wurden 28.037 neue Positivtests registriert – 11.960 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg sprunghaft auf 130,2 von 118,0 am Vortag. 126 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) wuchs die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen am Donnerstag auf 1800 – den höchsten Stand seit dem 6. Juni.
Ungeimpfte erkranken schwer
Das RKI verweist darauf, dass es sich bei den Schwerkranken vor allem um Ungeimpfte handelt und drängt auf eine höhere Impfquote. Am Mittwoch ließen sich nach Angaben der Bundesregierung zwar 223.851 Menschen impfen – allerdings waren darunter 102.426 Auffrischungsimpfungen. Nur 43.664 Personen ließen sich eine Erstimpfung geben. Damit sind 69,3 Prozent der Gesamtbevölkerung einmal und 66,5 Prozent vollständig geimpft. Bei einer vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Forsa-Umfrage gaben fast zwei Drittel der Befragten an, sich auf keinen Fall in den nächsten zwei Monaten impfen zu lassen.
Besonders in Sachsen und Thüringen ist die Impfquote im Bundesvergleich deutlich geringer. Auch bei den Neuinfektionen sind die regionalen Unterschiede auffallend. In Thüringen erreichte die Sieben-Tage-Inzidenz nun 259,8, in Sachsen 238,6 und in Bayern 208,7 – im Saarland liegt sie dagegen bei 59,6. Im bayerischen Kreis Mühldorf am Inn beträgt die Inzidenz mittlerweile 621,5. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
RND/mit Reuters