Starlink für Ukraine eingeschränkt: Was der Dienst für den Krieg bedeutet
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Der eingeschlagene Zickzackkurs Elon Musks mit Blick auf die Bereitstellung des Satelliteninternetdienstes Starlink in der Ukraine wirft ein Licht auf den Techmilliardär.
© Quelle: Susan Walsh/AP/dpa
Techmilliardär Elon Musk stand wegen seines Zickzackkurses um den Satelliteninternetdienst Starlink und dessen Einsatz in der Ukraine immer wieder in der Kritik. Nun scheint das Hin und Her jedoch beendet: Am Mittwoch untersagte SpaceX der Ukraine die Nutzung für Angriffszwecke. Das ukrainische Militär kann den Satelliteninternetdienst Starlink des Unternehmens SpaceX damit offenbar nicht länger nutzen, um besetzte Gebiete zurückzuerobern.
SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell erklärte, man habe Schritte unternommen, um die militärische Nutzung des Dienstes einzuschränken. Details nannte sie nicht. „Wir wissen, dass das ukrainische Militär Starlink für die Kommunikation verwendet, und das ist in Ordnung“, sagte sie, „Aber unsere Absicht war es nie, dass sie den Dienst für offensive Zwecke verwenden.“
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Die Breitbandkommunikation über Starlink hatte das ukrainische Militär nach Angaben der Präsidentin unter anderem genutzt, um unbemannte Drohnen zu steuern. Die Ukrainer hätten den Dienst auf eine Weise verwendet, die nicht vereinbart wurde, sagte sie. Der Nutzungsvertrag sei vielmehr für humanitäre Zwecke bestimmt gewesen – wie die Bereitstellung von Breitbandinternet für Krankenhäuser, Banken und Familien, die von der russischen Invasion betroffen sind.
Starlink gilt für ukrainische Truppen als unverzichtbar
Für die ukrainischen Truppen gilt die Nutzung des Satelliteninternetdienstes im Kampf gegen Russland als unverzichtbar, da das System schnelle Internetverbindungen über eigene Satelliten herstellt. Wo es wegen zerstörter Infrastruktur keinen Zugang zu Mobilfunk und Internet mehr gibt, dient Starlink sowohl Zivilisten als auch dem ukrainischen Militär als wesentliches Kommunikationsmittel. In der ukrainischen Armee soll Starlink häufig gar augenzwinkernd als „Heiliger Elon“ bezeichnet worden sein, wie die Zeitung „Kiyv Independent“ berichtet.
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Für die militärische Nutzung zeigte sich die Ukraine immer wieder dankbar, wie die ukrainische Politikerin Inna Sowsun im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) bestätigt: „Wir sind dankbar für Elon Musks Hilfe zu Beginn des Krieges. Unsere Soldaten und Soldatinnen nutzen Starlink sehr intensiv. Es ist einer unserer großen Vorteile im Krieg, dass unsere Soldatinnen und Soldaten Zugang zum Internet haben. Bei den Russen ist das nur selten der Fall.“
Aus für unbemannte Kampfdrohnen?
Dass Starlink eine nicht zu unterschätzende Rolle im Ukraine-Krieg spielte, bestätigte auch Weltraumexperte Professor Ulrich Walter im September im Gespräch mit der „Welt“: Indem das ukrainische Militär die Starlink-Satelliten zur Echtzeitkommunikation nutzt, sei „die Effizienz der ukrainischen Infanterie um rund 300 Prozent gestiegen. Das erklärt die gigantischen Verluste bei den russischen Panzern“, erklärte der Experte.
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Deutschland bemühe sich, dass auch andere Staaten auf ihre Versprechen Taten folgen ließen, erklärte der Kanzler zum Auftakt des EU-Gipfels in Brüssel.
© Quelle: dpa
Schnelle Kommunikation sei für den militärischen Erfolg mindestens genauso wichtig wie die Aufklärung, hieß es weiter. Walter erklärte, Starlink habe entscheidenden Anteil am Ablauf des Krieges gehabt. Ukrainische Aufklärungsdrohnen könnten Positionsdaten dank Starlink extrem schnell an alle Raketenwerfer und Haubitzen der eigenen Artillerie weitergeben. „Innerhalb von Sekunden werden die Raketen neu programmiert und schnellstmöglich abgeschossen. Vom Erkennen einer gegnerischen Stellung bis zu deren Zerstörung vergehen maximal Minuten“, so Walter.
Wir haben da jetzt einen Echtzeitkrieg, der so nur mithilfe von Kommunikationssatelliten möglich ist.
Ulrich Walter,
Weltraumexperte
Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge nutzte die Ukraine den Dienst allerdings auch, um unbemannte Flugzeuge einzusetzen, die feindliche Stellungen erkennen und Bomben abwerfen sollen. Ebendiese Nutzung wird nun untersagt. Das Steuern unbemannter Militärdrohnen sei nicht mit dem Unternehmen vereinbart worden, erklärte Starlink zuletzt.
Experte: „Die Ukraine nutzt Starlink nur zu Verteidigungszwecken“
Dmirko Zhluktenko, Gründer von Dzyga‘s Paw – einer Wohltätigkeitsorganisation, die durch Spenden das ukrainische Militär mit Hightechausrüstung versorgt –, zeigte sich nach der Ankündigung von SpaceX optimistisch. Die Starlinks in weiten Teilen der Ukraine würden auch nach den Einschränkungen durch Starlink weiterhin funktionstüchtig sein, erklärte der Experte im Gespräch mit der Deutschen Welle. Der Satelliteninternetdienst sei bislang ein „Game-Changer“ im Ukraine-Krieg gewesen.
„Die Ukraine nutzt Starlink nur zu Verteidigungszwecken“, erklärte Zhluktenko weiter. Das Land habe ein Recht darauf, sich zu verteidigen, und könne daher jegliche Feindziele auf ukrainischem Boden angreifen. Zhluktenko berief sich weiter auf das Statement von SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell, die lediglich die offensive Nutzung des Dienstes für unbemannte Kampfdrohnen verurteilte: „Es hat nicht mit den anderen Verwendungszwecken von Starlink zu tun: Kommunikation, Datenaustausch mit Drohnen, Livestreams und so weiter werden weiter funktionieren.“
„Starlink verbreitet russische Propaganda“
Zhluktenko zeigte sich wenig überrascht über die plötzliche Ankündigung von SpaceX. „Ich glaube, Starlink nutzt eine Propagandakarte Russlands gegenüber der gesamten Welt.“ Der Experte wirft Elon Musk vor, sich von russischen Politikern einschüchtern zu lassen. Nur wenige Tage vor dem SpaceX-Rückzug gab es bei einem Treffen der Offenen Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen zur Reduzierung von Weltraumbedrohungen eine hitzige Auseinandersetzung über die Verwendung von Starlink im Ukraine-Krieg.
Der Leiter der russischen Delegation, Konstantin Vorontosov, empörte sich bei dem Zusammenkommen Ende Januar konkret über den militärischen Einsatz des Satelliteninternetdienstes. Diese Unterstützung sei ein Beweis für „die wachsende Beteiligung der Vereinigten Staaten und der Nato-Staaten an dem bewaffneten Konflikt aufseiten der Ukraine, die eine direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit Russlands darstellt“, so Vorontosov.
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