Strenge Gesetze, harte Hintergrundchecks

Warum Japan so wenige Fälle von Gewalt mit Feuerwaffen hat

Mit Pistolen sind die beiden Teenager bedroht worden (Symbolbild).

Die Gesetze zum Erlangen einer Waffenlizenz in Japan sind im weltweiten Vergleich außerordentlich streng (Symbolbild).

Zwei Schüsse hat ein 41-jähriger Japaner am Freitag auf den ehemaligen Regierungschef des Landes, Shinzo Abe, bei einer Wahlkampf­veranstaltung in der Stadt Nara abgefeuert. Zwei Schüsse aus einer wohl selbst gebauten Waffe, die Abe „töten“ sollten, wie der Mann später sagte. Abe verstarb am Freitag laut übereinstimmenden Medienberichten in einem Krankenhaus. Die Welt ist fassungslos, gilt Japan doch gemeinhin als Land, das weitgehend frei von Gewalt mit Schusswaffen ist.

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Japans Ex-Premier: Shinzo Abe nach Attentat gestorben
ARCHIV - 06.02.2018, Japan, Tokio: Shinzo Abe, damaliger Premierminister von Japan, bei einem Treffen mit dem deutschen Bundespräsidenten. Der frühere japanische Regierungschef Abe ist auf offener Straße erschossen worden. Der 67 Jahre alte Politiker habe den Mordanschlag in der Stadt Nara am Freitag nicht überlebt, berichteten japanische Medien am Freitag übereinstimmend.      (zu dpa "Japans Ex-Regierungschef Abe nach Anschlag gestorben") Foto: Maurizio Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der ehemalige japanische Regierungschef Shinzo Abe ist infolge des Mordanschlags bei einer Wahlkampfveranstaltung gestorben.

Laut dem „Small Arms Survey“ gab es im Jahr 2018 lediglich 0,3 Feuerwaffen pro 100 Einwohnerinnen und Einwohner in Japan. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Wert im gleichen Jahr bei rund 19,6 Feuerwaffen pro 100 Bürgerinnen und Bürger. In den USA sind es mehr als 120, dort gibt es also mehr Waffen als Einwohnerinnen und Einwohner. Im Jahr 2014 verzeichnete Japan lediglich sechs Tote durch den Einsatz von Schusswaffen.

Für die Waffenlizenz braucht es Tests und Zertifikate

Dass so wenige Menschen in Japan eine Schusswaffe besitzen, liegt nicht zuletzt am japanischen Waffengesetz, das so streng ist wie in kaum einem anderen Land der Welt. „Niemand soll eine Feuerwaffe oder ‑waffen oder ein Schwert oder Schwerter besitzen“, so steht es in dem Gesetz von 1958. Zivilpersonen wird es schwer gemacht, einen Waffenschein zu erlangen. Lediglich zu Sport- oder Jagdzwecken dürfen etwa Gewehre oder Luftgewehre erworben werden, jedoch keine Handfeuerwaffen.

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Für eine Erlaubnis verlangt der Staat einen Drogentest sowie ein polizeiliches Führungszeugnis. Zudem muss ein ärztliches Attest vorgelegt werden, das die mentale und körperliche Fähigkeit zum Tragen einer Waffe bescheinigt. Auch unter Familienangehörigen und Arbeitskollegen des oder der Interessierten finden Überprüfungen statt. Unter Aufsicht der Polizei muss auf einem Schießstand unter Beweis gestellt werden, dass die Treffsicherheit bei mindestens 95 Prozent liegt. Die Waffenlizenz gilt zudem nur für jeweils drei Jahre. Dann muss die Prozedur erneut durchgeführt werden.

Ist man im Besitz einer Waffe, muss diese getrennt von der Munition in einem Tresor verschlossen werden. Die Polizei verlangt Kenntnis über den genauen Aufenthaltsort der Schusswaffe. Zudem registriert sie jeden Kauf von Munition. Der Erwerb neuer Munition ist lediglich möglich, wenn die Patronenhülsen der verbrauchten Geschosse abgegeben werden. Übrigens: Polizeikräfte außer Dienst belassen ihre Waffen auf der jeweiligen Polizeistation.

Selbst die organisierte Kriminalität schreckt vor Schusswaffen zurück

Dennoch ist Japan nicht frei von Waffengewalt. Statt Schusswaffen setzen Kriminelle jedoch meist Hieb- und Stichwaffen ein. Amoktaten werden ebenfalls fast nie mit Schusswaffen verübt. So tötete im Jahr 2016 ein Angreifer 19 Menschen in einer Einrichtung für betreutes Wohnen mit einem Messer.

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Insgesamt scheinen die strengen Waffengesetze selbst die organisierte Kriminalität, wie etwa die japanische Mafia, vom Gebrauch von Schusswaffen abzuschrecken, so Expertinnen und Experten. Für illegalen Waffenbesitz droht in Japan eine Gefängnisstrafe. Im Jahr 2014 wurde ein damals 28-Jähriger verurteilt, weil er mithilfe eines 3‑D-Druckers zwei Pistolen hergestellt und sich dabei gefilmt hatte. Er musste für zwei Jahre ins Gefängnis.

 

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