Geheimnis gelüftet: Warum Joe Biden auf Twitter plötzlich so schlagfertig ist
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US-Präsident Joe Biden bei einer Rede am Donnerstag im US-Bundesstaat Philadelphia.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Washington. Für den ehemaligen US-Präsident Donald Trump war es sein Spielplatz, auf dem er nur zu gut wusste, wie er seinen Anhängern einheizt – bevor er verbannt wurde. Die Rede ist von Twitter, dem vor allem in den USA beliebten Netzwerk, bei dem Trumps Nachfolger Joe Biden einen eher holprigen Start hinlegte.
Doch inzwischen hat man auch im Weißen Haus mehr Ahnung, wie dieses Medium funktioniert. Das kommt nicht von ungefähr: Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge ist Megan Coyne der Grund dafür. Die 25-Jährige ist im August ins Kommunikationsteam des US-Präsidenten aufgestiegen – und unter anderem zuständig für den Twitter-Account des Weißen Hauses.
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Schlagfertigkeit ist eines der besonderen Merkmale, die den Account nun auszeichnen. Als etwa republikanische Politiker den US-Präsidenten dafür angriffen, weil er bis zu 20.000 Dollar pro Person an Studienkrediten erlassen wollte, kam die Antwort prompt.
„Komplett unfair“ nannte die Trump-Unterstützerin Marjorie Taylor das Vorgehen der Biden-Regierung. Und das Weiße Haus erinnerte die radikale Republikanerin daran, dass sie erst kürzlich vom Erlass viel höherer Corona-Kredite profitierte: „Der Abgeordneten Marjorie Taylor Greene wurden 183.504 Dollar an PPP-Krediten erlassen.“
Doch dabei blieb es nicht: Unter dem Ausgangs-Tweet ist eine akribische Liste zu sehen, die eine ganze Riege an Republikanerinnen und Republikanern umfasst, die ebenso profitierten – etwa der Abgeordnete Vern Buchanan (2,3 Millionen Dollar) oder Markwayne Mullin (1,4 Millionen Dollar). Ein klassisches Eigentor.
Weit über 800.000 Likes und 218.000 Retweets erhielt das Posting von Bidens Twitter-Managerin Coyne bislang. Ein Platz in den Twitter-Trends und Zehntausende neue Fans waren dem Account damit sicher.
Selbstbewusstsein bei der Herkunft
Für Megan Coyne ist diese Art von Bissigkeit auf Twitter allerdings nicht neu. Bereits in ihrem vorherigen Job hatte sie den Account des Bundesstaats New Jersey nach vorne gebracht. Der Staat genießt in den USA kein hohes Ansehen, gilt mit seinen vielen Vorstädten eher als Vorstufe für das weitaus bekanntere New York.
Stolz auf ihre Heimat ist Coyne dennoch – und ließ dies beim Thema Pizza durchblicken. Die gilt in New Jersey dank vieler italienischer Einwanderinnen und Einwanderer als die beste der USA. Bilder einer Variante aus Colorado kommentierte sie mit der Bewertung: „Das ist keine Pizza, das ist ein Hilferuf.“
Auf die Frage, wer dem US-Bundesstaat New Jersey überhaupt erlaubt habe, einen Twitter-Account zu führen, antwortete Coyne schlicht: „Deine Mutter.“
Auch beim Twitter-Trend „Ein-Wort-Tweets“, bei dem Nutzer einen Begriff twitterten, der sie selbst am besten beschreibt, beteiligte sich Biden am Freitag.
Laut der „Süddeutschen Zeitung“ wird Coyne nun als „Genie“ herumgereicht. Ihr Bachelorstudium in Politikwissenschaften soll sie mit summa cum laude abgeschlossen haben, bevor sie im Team des Gouverneurs von New Jersey in die Politik einstieg.
Wenige Wochen vor den Halbzeitwahlen in den USA ist US-Präsident Joe Biden nun wohl um jede Unterstützung dankbar. Zuletzt griff er seine Gegner in der Republikanischen Partei immer schärfer an – steht aber noch immer vor wenig begeisterten jungen Wählerinnen und Wählern. Coyne könnte Biden mit ihrem Twitter-Know-How hierbei wieder Auftrieb verschaffen.