K.‑o.-Tropfen auf der SPD-Feier: CDU und FDP fordern Zusatz von Bitterstoffen in Lösungsmitteln
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Ein Mann füllt in der gestellten Szene mehrere „K.‑o.-Tropfen“ in eine Bierflasche.
© Quelle: Nicolas Armer/dpa
Berlin. Es sollte eine entspannte Party werden, schwierig genug in Zeiten von Ukraine-Krieg und Inflationsangst. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte Abgeordnete und ihre Mitarbeiter zu einem Sommerfest geladen, rund 1000 Leute waren am vergangenen Mittwoch gekommen, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Es wurde gegessen, getrunken und getanzt.
Nun ermittelt die Berliner Kriminalpolizei wegen gefährlicher Körperverletzung.
Offenbar nämlich sind mehrere Frauen auf dem Fest K.‑o.-Tropfen verabreicht worden. Die Polizei hatte bis Samstag fünf Betroffene registriert. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Mathias Martin bezeichnete die Attacken in einer Mail an seine Kollegen, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt, als „ungeheuerlichen Vorgang“.
K.‑o.-Tropfen wirken enthemmend bis betäubend
Aus Clubs und Bars wird seit Jahren immer wieder vom Einsatz von K.‑o.-Tropfen berichtet. Die Tropfen wirken enthemmend bis betäubend und gelten als „Vergewaltigungsdroge“, weil sie Opfer wehrlos machen. Eingesetzt werden Experten zufolge die geschmacklosen flüssigen Substanzen Gamma-Hydroxybutyrat (GHB) oder dessen Vorläufersubstanz Gamma-Butyro-Lacton (GBL). Während GHB unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, ist nach Angaben der Berliner Fachstelle für Suchtprävention GHL unter anderem in Graffitientferner und Reinigungsmitteln enthalten.
Schwindel, Übelkeit und Erinnerungslücken gelten als Anzeichen.
Mit diesen Anzeichen meldete sich nach Angaben der Sicherheitsbehörden am Tag nach dem Fest zunächst eine 21-Jährige im Krankenhaus und bei der Polizei. Ab etwa 21.30 Uhr soll ihr laut dpa unwohl und schwindelig geworden sein. Am Morgen danach habe sie sich nicht mehr an den Abend erinnern können. Das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung lag zunächst noch nicht vor. Die Polizei ermittelt gegen unbekannt.
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SPD-Fraktionsgeschäftsführer Martin empfahl möglichen weiteren Betroffenen eine Anzeige bei der Polizei. Am Samstag rief er in einer weiteren Mail alle Festbesucher dazu auf, Beobachtungen zu melden, „die in einem Zusammenhang mit den Angriffen mit K.‑o.-Tropfen stehen könnten“.
K.‑o.-Tropfen: CDU und FDP fordern Zusatz von Bitterstoffen in Lösungsmitteln
Der Vorfall könnte nun auch politische Konsequenzen haben: Die Ereignisse seien bestürzend, sagte die rechtspolitische Sprecherin der Fraktion, Katrin Helling-Plahr, dem RND. „Es zeigt, dass wir die Anstrengungen intensivieren müssen, um das Bewusstsein vor der allgegenwärtigen Gefahr einer Attacke mit K.‑o.-Tropfen zu stärken.“ Einzelne Opfer könnten sich nur schwer schützen, das Problembewusstsein von Partygästen sei umso wichtiger.
Aber auch einen politischen Zugriff schließt Helling-Plahr nicht aus: Man müsse „diskutieren, ob nicht diejenigen frei verkäuflichen Lösungsmittel, die als K.‑o.-Tropfen eingesetzt werden können, künftig nur noch mit dem Zusatz von Bitterstoffen auf den Markt gelangen können“.
Und auch der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Tino Sorge (CDU), findet: „Wir werden die gesetzlichen Regelungen zu Betäubungsmitteln verschärfen müssen. Substanzen, die auch als K.‑o.-Tropfen genutzt werden könnten, müssen besonders streng reguliert werden. Falls möglich, sollten Sie durch verpflichtende Zusätze wie Farb- oder Bitterstoffe bereits bei der Produktion ungenießbar gemacht werden.“
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