Keine Entwarnung: Corona-Expertenratsmitglied Karagiannidis hält Verlängerung der Omikron-Welle für möglich

Prof. Dr. med. Christian Karagiannidis, Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung.

Prof. Dr. med. Christian Karagiannidis, Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung.

Nach Ansicht von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) könnte die Omikron-Welle bereits Mitte bis Ende Februar ihren Höhepunkt erreichen. Vor diesem Hintergrund hatte zuletzt die Deutsche Krankenhausgesellschaft erklärt, dass eine Überlastung des Gesundheitswesens nun nicht mehr drohe.

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Der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivbettenregisters und Corona-Expertenratsmitglied Christian Karagiannidis kann dagegen noch keine Entwarnung geben. Aufgrund mehrere Unsicherheitsfaktoren lasse sich noch nicht sicher abschätzen, wie hoch die Belastung im Gesundheitswesen sein werde. Er sei aber optimistisch, dass Deutschland „gut durch die Omikron-Welle kommt“.

Belastung des Gesundheitssystems: drei große Unsicherheiten

„Wenn sich noch viele Ältere und Ungeimpfte infizieren, ist die Belastung der Kliniken deutlich höher“, so der Intensivmediziner Karagiannidis. Er beobachte gerade bei Omikron, dass deutlich mehr Ältere von schweren Verläufen betroffen sind. Deswegen sei für die Kliniken auch die Inzidenz der über 60-Jährigen besonders wichtig. „Die Ungeimpften werden auch häufig schwer krank, aber werden bei der Inzidenz leider nicht einzeln erfasst.“

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Die zweite Unsicherheit: Bei Omikron gibt es die Varianten BA.1, BA.2 und BA.3 und „möglicherweise sorgt BA.2 noch einmal für eine Verlängerung der Welle“, so das Corona-Expertenratsmitglied. Dies lasse sich jetzt noch nicht absehen. Der dritte Punkt, der oft vernachlässigt werde: „Einige Kliniken haben schon jetzt mit sehr viel Personalausfällen zu kämpfen, weil das Personal als Kontaktperson in Quarantäne oder selbst erkrankt ist.“

Personalnot auf mehr als jeder zweiten Intensivstation

Karagiannidis kritisierte, dass es bisher kein gutes Monitoring gebe, wie viele Pflegekräfte und Ärzte wirklich am Patienten arbeiten würden. „Das ist aber das A und O und eine dringende Aufgabe für ein Bundesinstitut“, forderte er. Die Bundesregierung müsse sich schnell daran setzen und das Robert Koch-Institut oder ein anderes Bundesinstitut damit beauftragen.

Auch die Personalprobleme sorgen für eine Anspannung in den Kliniken: Alleine von den 1300 Intensivstationen klagen laut Karagiannidis 750 über zu wenig Personal. „Mehr als jede zweite Intensivstation hat damit aktuell manifeste Personalprobleme und kann deswegen nicht alle Betten betreiben.“ Dies sei in den letzten Monaten „kein Deut besser geworden“. Er fürchtet, dass sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach der Omikron-Welle überlegen werden, ob sie so weiterarbeiten wollen oder den Dienst quittieren.

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Viele Omikron-Fälle: (K)ein Problem für die Intensivstationen?

Die hohe Zahl an Neuinfektionen in der Omikron-Welle belastet derzeit vor allem die Normalstationen. Doch Expertinnen und Experten hatten immer wieder gewarnt, dass die Vielzahl an Fällen auch zu einer höheren Belastung der Intensivstationen führen könnte. Karagiannidis berichtete, dass es derzeit tatsächlich mehr Neuaufnahmen gebe: „Wir hatten vor einigen Wochen noch 100 Neuaufnahmen mit Covid-19 am Tag und sind nun bei etwa 250 Neuaufnahmen täglich.“

Zwar nehme die Zahl der Patientinnen und Patienten mit der Deltavariante auf den Intensivstationen ab und die Zahl der Menschen mit Omikron zu. Trotzdem komme es nicht zu einem starken Anstieg der Intensivbettenbelegung, wir Karagiannidis ausführte. Der Grund: „Deltapatienten liegen in der Regel sehr lange auf den Intensivstationen, Omikron-Patienten offensichtlich kürzer.“ Kurz gesagt: „Es werden also schneller wieder Betten frei.“

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