Es geht um den Schutz von Leib und Leben
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Ein Außenthermometer zeigt vor dem blauen Himmel und der Sonne eine Temperatur von nahezu 40 Grad Celsius an. (Symbolbild)
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Eine Hitzewelle rollt auf Deutschland zu und es werden noch viele weitere und katastrophalere folgen. Der Klimawandel wird uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer höhere Temperaturen und auch immer mehr Ausreißer nach oben bescheren. Das ist in der Wissenschaft unstrittig und lange bekannt.
Doch so wie für die Bekämpfung des Klimawandels zu wenig getan wurde, wird in Deutschland auch jetzt noch viel zu wenig in die Milderung seiner Folgen investiert.
Dabei geht es nicht nur um ein bisschen Komfort an heißen Tagen. Es geht um den Schutz von Leib und Leben. Jede Hitzewelle sorgt für Krankheit und Tod, insbesondere bei Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen.
Hitzeschutz ist in Deutschland ein Flickenteppich
Der Umgang mit der Hitze ist zudem auch eine soziale Frage. Menschen in beengten Wohnverhältnissen und mit körperlich anstrengenden Berufen leiden besonders unter Extremtemperaturen. Von Obdachlosen, denen nicht nur ein schützendes Dach, sondern auch das Geld für Trinkwasser fehlt, ganz zu schweigen.
Bund, Länder und Kommunen sind nicht machtlos. Doch in Sachen Hitzeschutz gleicht Deutschland einem Flickenteppich. Genug getan wird bislang nirgends. Und vielerorts sogar deutlich zu wenig.
Extremwetter, Hitze und Gewitter: „Am besten der Sonne gar nicht erst aussetzen“
Welche Tipps gegen übermäßige Hitze helfen und was der Klimawandel eigentlich damit zu tun hat, haben wir im Video zusammengefasst.
© Quelle: RND
Die Erstellung von Hitzeaktionsplänen ist Sache der Kommunen. Der Bund ist unterstützend und beratend tätig, gibt Empfehlungen ab. Wie viel Aufwand und Geld vor Ort in den Schutz vor den Folgen des Klimawandels investiert wird, entscheiden die Kommunalparlamente. Für viele Städte und Gemeinden mit ohnehin leeren Kassen keine einfache Aufgabe.
Erfolgreiche Konzepte gibt es schon
Doch es ist eine Menge zu tun. Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen müssen für den Umgang mit Extremtemperaturen gerüstet sein. Es braucht kühle Räume, öffentlich verfügbar und für alle Bürgerinnen und Bürger gut erreichbar, um Zuflucht vor der Hitze auf der Straße oder in den eigenen vier Wänden zu finden. Es braucht umfassende Anpassungen im Straßenbild unserer Städte, um zu verhindern, dass sie im Sommer zu einem aufgeheizten Moloch verkommen. Und es braucht noch vieles mehr.
Erprobte und erfolgreiche Konzepte gibt es zuhauf, das zeigt ein Blick in Länder, die schon mehr leidige Erfahrungen mit Hitzewellen haben, oder auch in die Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen, die eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern bereits 2017 veröffentlicht hat.
Erfolgreiche Maßnahmen reichen von verbesserten Hitzewarnsystemen über ausgewiesene „Hitzeinseln“ in den Städten bis hin zu baulichen Veränderungen. Bepflanzte oder in einem reflektierenden weiß gestrichene Dächer, die weniger Hitze aufnehmen, können etwa bei der Kühlung unserer Städte helfen. Es wäre nur einer von vielen notwendigen Bausteinen.
Warnungen vor Hitze sind kein hysterischer Alarmismus
Damit Deutschland hitzefester wird, muss das Thema endlich mit einer höheren Dringlichkeit behandelt werden, als es bisher der Fall war. Bund, Länder und Kommunen müssen enger zusammenarbeiten, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen – besonders die verwundbarsten.
Faktencheck: Anzahl von Hitzetagen hat sich fast verdoppelt
Ein gängiges Argument von Klimawandelleugnerinnen und -leugnern lautet: Früher war es auch heiß. Dabei beachten sie oft nicht, dass die Anzahl von Hitzetagen größer wird.
© Quelle: dpa
Dabei werden die Kommunen auch nicht ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern auskommen. Die Pläne der Bundesregierung für ein Klimaanpassungsgesetz und die Einrichtung neuer Beratungs- und Förderprogramme des Bundesumweltministeriums für die Kommunen sind ein Schritt in die richtige Richtung.
Doch nicht nur die Politik muss handeln. Auch in der Bevölkerung muss die Gefahr durch zunehmend steigende Temperaturen ernster genommen werden. Noch immer werden Warnungen vor Hitzewellen zu oft als hysterischer Alarmismus abgetan. Dabei haben wir gerade an heißen Tagen, wie sie nun vor uns liegen, eine Verantwortung für unsere Mitmenschen. Nehmen wir sie wahr.