Großbritanniens Tories in der Krise – Chaos als Dauerzustand
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Der frühere Premierminister von Großbritannien, Boris Johnson, hat großen Anteil an der Tories-Krise.
© Quelle: Hollie Adams/Getty Images Pool/A
London. Die politische Bilanz der konservativen Partei ist schockierend. Seit dem Jahr 2016 haben in Großbritannien vier Premierminister regiert. Dabei wurde deren Zeit im Amt in der Tendenz immer kürzer. Liz Truss wird in ihrer Rolle als Parteichefin sogar mit einem Kopfsalat verglichen, der sich bei guter Kühlung gerade einmal sieben Tage lang hält. Schließlich hat sie abzüglich der Trauerphase anlässlich des Todes von Königin Elizabeth II. und der Parteikonferenz in Birmingham nur wenige Tage in der Downing Street Nummer 10 verbracht, bevor nun offen über einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin diskutiert wird – wieder einmal.
Dabei sind viele Probleme, mit denen sich die Tories seit Monaten konfrontiert sehen, hausgemacht und damit völlig unnötig. Die Liste ist lang und reicht von den Lügen und Halbwahrheiten des Ex‑Premierministers Boris Johnson bis zu dem neoliberalen Kurs von Liz Truss, der die Märkte in Aufruhr und die Menschen im Land in Panik versetzte. Gekrönt wurde dies von der extremen Kehrtwende diese Woche, nach welcher von den versprochenen Maßnahmen so gut wie nichts übrig blieb.
Der Ruf der Tories ist ruiniert
Die Folgen sind für die konservative Partei fatal. Das Vertrauen der Bevölkerung ist zutiefst erschüttert und eine Wiederwahl für die Tories damit nahezu unmöglich. Schließlich verkaufte sich die Partei immer als jene politische Kraft, die wirtschaftlich kompetente und pragmatische Entscheidungen trifft. Das jedoch kaufen Britinnen und Briten ihr zu Recht nicht mehr ab. Nach zwölf Jahren ist die Luft raus. Es wird Jahre dauern, um den Ruf der Partei wiederherzustellen.
Beklagenswert an der aktuellen Lage ist, dass es wieder einmal die Menschen sind, die unter der aktuellen Krise innerhalb der konservativen Partei leiden werden. Schließlich wird es einige Zeit dauern, bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden ist. Erst im Sommer ließ der Wahlkampf das Land wochenlang still stehen. Es ist zu hoffen, dass man sich dieses Mal schneller einigen kann. Es wäre dringend nötig. Schließlich steht Großbritannien ein sehr harter Winter bevor.