Krankenhäuser und Ärzteverband gegen sofortige Corona-Lockerungen
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Aktuell drohe keine Überlastung der Krankenhäuser durch Corona-Patienten, wie der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sagt.
© Quelle: Fabian Strauch/dpa
Berlin. Vor der nächsten Corona-Beratungsrunde von Bund und Ländern in der kommenden Woche spricht sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) gegen schnelle Lockerungen aus. Man solle die Maßnahmen aufrechterhalten, bis der „Scheitelpunkt dieser Welle überschritten“ sei, sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Gaß rechnet derzeit nicht mit einer Überlastung des Gesundheitswesens, da „die derzeitig geltenden Maßnahmen, die Kontaktbeschränkungen und die Maskenpflicht wirken“. Trotzdem plädierte er für verlässliche Lockerungsperspektiven.
Diese Ansicht teilt auch Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes: „Die Politik muss bereits jetzt ein Konzept entwickeln, wie die Öffnungsschritte konkret aussehen sollen“, sagte Weigeldt dem RND. „Was nicht passieren darf, ist, dass hektisch uneinheitliche und nicht durchdachte Lockerungsmaßnahmen beschlossen werden.“
Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, vernünftig zu planen, auch wenn man mit weiteren Öffnungsschritten sicherlich warten werde, bis der Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht wurde, so Weigeldt. Er forderte, dabei vor allem Kinder und Jugendliche zu priorisieren.
Datenlage nach zwei Jahren Pandemie „ernüchternd“
Als problematisch betrachtet der Chef des Deutschen Hausärzteverbandes allerdings die unklare Datenlage. „Deutschland befindet sich bei der Pandemiebekämpfung im Datenblindflug“, sagte er. Die Infektionszahlen seien eher ein „grober Richtwert als eine halbwegs verlässliche Zahl“.
Noch schlimmer bewertete er die Zahl der Hospitalisierungen: „Wir wissen in der Regel nicht, wie viele der Hospitalisierten aufgrund ihrer Corona-Infektion eingeliefert wurden und bei wie vielen es sich um einen Nebenbefund handelt. Leider können wir uns auf diese Daten bei der Bewertung der Situation nicht verlassen. Nach zwei Jahren Pandemie ist das ernüchternd“, sagte Weigeldt.
Mehrheit der Bundesländer kippt 2G im Einzelhandel
Unterdessen lockern zahlreiche Bundesländer ihre Corona-Maßnahmen. So ist etwa die 2G-Regel im Einzelhandel in der Hälfte aller Länder aufgehoben. Dort dürfen auch Ungeimpfte wieder shoppen gehen. Hamburg, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern haben sich am Dienstag ebenfalls dazu entschlossen. In Bremen, Berlin und Brandenburg tendiert man dazu. Lediglich Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen halten weiterhin an 2G fest.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte am Dienstag erneut davor, zu schnell zu lockern: „Wir können breite Lockerungen zur jetzigen Zeit nicht vertreten.“ Das würde die Omikron-Welle deutlich verlängern. Zugleich hält er an seiner bisherigen Einschätzung fest, dass eine Öffnung deutlich vor Ostern möglich ist.