Lauterbach zur Inzidenz in NRW: „Die steigenden Fallzahlen überraschen mich nicht“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/XSA3UD4CGZDL5FWZT5KXNGPFMI.jpg)
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fordert, dass nun die Ungeimpften in die Pflicht genommen werden müssen.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen sind die Corona-Neuinfektionen wieder so hoch wie zuletzt Mitte Mai. Mit einem Wert von 103,3 lag das bevölkerungsreichste Bundesland am Montag mit weitem Abstand an der Spitze der Bundesländer bei den Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Allein in Leverkusen lag die Inzidenz zeitweise über 200. Das geht aus den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert das Vorgehen der Regierung in Nordrhein-Westfalen gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Die Landesregierung hat signalisiert, dass die gefährlichen Krankheitsverläufe nicht mehr zu befürchten seien. Außerdem wurde die Einhaltung der bestehenden Regeln kaum kontrolliert. Die steigenden Fallzahlen waren absehbar und überraschen mich nicht.“ Lauterbach habe für Leverkusen nachgerechnet: „Unter den Ungeimpften beträgt die Inzidenz dort inzwischen ungefähr 600.“
„Nicht ausgesprochene Strategie in Deutschland“
Die hoch ansteckende Delta-Variante, viele Reiserückkehrer, verstärkte Tests und eine stockende Impfkampagne – Experten sehen gleich eine ganze Reihe von Faktoren für den rasanten Anstieg der Infektionen in NRW. Das NRW-Gesundheitsministerium appellierte erneut, sich impfen zu lassen. Lauterbach hingegen mahnt, sich nun „auf die Ungeimpften zu konzentrieren. Von ihnen geht die größte Gefahr für andere aus. Sie stecken sich gegenseitig an und sind für die hohen Inzidenzen verantwortlich.“
Wer einen weiteren Lockdown verhindern wolle, der müsse Ungeimpfte anhalten, sich vorsichtiger zu verhalten. „Einschränkungen für Ungeimpfte sind im Wahlkampf eine sehr unbeliebte Forderung. Aber aus meiner Sicht ist es nur konsequent, wenn an Orten mit hohem Infektionsrisiko die 2-G-Regel gilt.“ Dann dürften nur noch Geimpfte oder Genesene in die Innenräume von Restaurants, Clubs und ins Fitnessstudio. „Damit könnte man die Inzidenz wieder senken und die Impfquote erhöhen.“
Nach Lauterbach gäbe es inzwischen eine „nicht ausgesprochene Strategie in Deutschland“. So habe jeder ein Impfangebot bekommen und wer sich nicht habe impfen lassen, sei selbst schuld. „Solange die Krankenhäuser nicht überlaufen, können die Ungeimpften so viel infizieren, wie sie wollen, und es schwingt manchmal sogar etwas Belehrung und Kaltherzigkeit mit. Wir unternehmen derzeit entsprechend wenig, um die stark steigenden Inzidenzen zu begrenzen.“
RND/fw/dpa