Lebenslang für Tod von kleiner Jesidin: ein wegweisendes Urteil im Kriegsverbrecherprozess
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Der Iraker Taha Al-J. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Berlin. Ein kleines Mädchen ist im Sommer 2015 im Nordirak qualvoll verdurstet. Weil sie Jesidin war. Was für viele unverkennbar war, hat das Oberlandesgericht in Frankfurt nun auch richterlich bestätigt – und dafür den IS-Terroristen Taha Al-J. zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Der Iraker machte sich des Völkermordes und eines Kriegsverbrechens mit Todesfolge schuldig.
Entscheidung der Richter war alternativlos
Die Entscheidung der Richter war alternativlos. Der Schuldspruch wird das fünfjährige Kind, das in brütender Hitze an ein Fenstergitter gekettet wurde, nicht zurückbringen. Er macht aber deutlich, dass der Genozid am jesidischen Volk auch über Landesgrenzen hinaus nach dem sogenannten Weltrechtsprinzip im Völkerstrafgesetzbuch bestraft werden kann und sollte.
Dass Al-J. der Mutter des Mädchens einen Schadensersatz in Höhe von 50.000 Euro zahlen soll, muss sich für sie wie Hohn anfühlen. 50.000 Euro für den Tod ihres Kindes. Doch dies ist nur ein symbolischer Betrag. Wegweisend wird ein anderer Aspekt sein: Es ist das weltweit erste Urteil wegen der Verbrechen der Terrormiliz IS an der jesidischen Minderheit.
Prozess in Deutschland: weltweite Aufmerksamkeit
Tausende Jesidinnen und Jesiden wurden im Irak durch den IS ermordet, entführt oder vertrieben. Viele Täter sind noch immer auf freiem Fuß, während die Vertriebenen um ihre Lieben trauern und mit schweren Traumata kämpfen. Auch für sie ist dieses Urteil eine erste Erleichterung. Jesiden auf der ganzen Welt haben auf diesen Prozess in Deutschland geschaut. Die Rolle des Westens ist schwierig, er trägt Mitschuld am Chaos im Irak. Doch das Urteil zeigt den Opfern, dass das Leid ihres Volkes wohl nicht ungesühnt bleiben wird.
In Freiheit haben die IS-Terroristen, die die Jesidinnen und Jesiden systematisch verfolgen, nichts verloren. Sie müssen vor Gericht gestellt werden. Ihre Frauen, manche auch aus Deutschland in den Irak gereist, um sich der Terrorgruppe anzuschließen, ebenfalls.