Lehrer­verbände: „Kein Politiker kann noch behaupten, dass Schulen sichere Orte sind“

Augen zu und durch: Einmal wöchentlich sollen sich Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen selbst auf Corona testen.

Wie sicher sind die Schulen noch in Zeiten von Omikron?

Berlin. Lehrer­verbände erheben angesichts der Probleme durch die Omikron-Welle an den Schulen schwere Vorwürfe gegen die Politik und fordern rasche Maßnahmen für mehr Sicherheit im Unterricht. „Viele Lehr­kräfte, zahlreiche Eltern und auch viele Schülerinnen und Schüler haben das Gefühl, dass die Politik angesichts der weitgehend ungebremst durch Schulen laufenden Omikron-Welle sich klamm­heimlich mit einer schnellen Durchseuchung der Schulen schon abgefunden hat“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Lehrer­verbandes, Heinz-Peter Meidinger, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Hohe Inzidenz­werte an den Schulen

„Kein Politiker, keine Politikerin kann in der aktuellen Lage noch behaupten, dass Schulen sichere Orte sind. Denn das wäre eine offensichtliche Lüge“, ergänzte er.

Auch die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte dem RND: „Es macht den Eindruck, dass billigend in Kauf genommen wird, dass Infektionen in der Schule durchlaufen – mit allen entsprechenden Wirkungen und Risiken für die Gesundheit der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler.“ Sie sagte: „Die Inzidenz­werte an den Schulen liegen in der Regel deutlich über dem gesellschaftlichen Schnitt – und das bei täglich neuen Rekord­zahlen.“

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Die Omikron-Welle hat das Land im Griff – auch jenseits der Schulen. Während die Sieben-Tage-Inzidenz weiter ansteigt, hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) schon vor einer Woche einräumen müssen, dass das Ziel von 30 Millionen Impfungen zwischen Weihnachten und Ende Januar nicht erreicht werde. Gleichzeitig hat eine Debatte über Öffnungs­perspektiven begonnen.

„Wir haben die Omikron-Welle zwar noch nicht hinter uns, aber wir müssen schon jetzt konkret daran arbeiten, wann und unter welchen Bedingungen es zu Öffnungen kommen kann“, sagte Bundes­finanz­minister Christian Lindner (FDP) dem Spiegel. Zuvor hatte der FDP-Fraktions­vorsitzende Christian Dürr bereits eine Debatte über Öffnungen gefordert und sich dabei auf die Frage von Kontakt­beschränkungen und der Regeln für Restaurants bezogen.

Und wie soll es an den Schulen weitergehen? Meidinger erklärte, der Deutsche Lehrer­verband sei nicht dafür, flächen­deckend in den Distanz­unterricht zu gehen, sondern wolle weiterhin, soweit es die konkrete Situation vor Ort zulasse, den Präsenz­unterricht erhalten. „Allerdings geht es jetzt darum, Masken­pflicht und Test­konzepte zu intensivieren, zu gewährleisten und auszuweiten, schnell die fehlenden Raumluft-Filteranlagen nachzurüsten und von Seiten des öffentlichen Gesundheits­dienstes niedrig­schwellige Impf­angebote für noch ungeimpfte Schülerinnen und Schüler anzubieten“, sagte er.

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Der Präsident des Deutschen Lehrer­verbandes warnte: „Es ist sehr bedauerlich, dass gerade jetzt eine bislang ganz wichtige Säule des Gesundheits­schutzes an Schulen einzustürzen und wegzubrechen droht, nämlich die Test­konzepte.“

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Theorie und Praxis

Zur Begründung sagte er: „Wenn Schul­kinder trotz vermuteter Infektionen weiter für ein oder zwei Tage noch neben­einander sitzen müssen, weil die Labore mit den Pooltest­auswertungen nicht nachkommen, dann gibt es zwar formal noch Test­konzepte, in der Praxis versagen sie aber.“ Dasselbe gelte, wenn Gesundheits­ämter die Kontakt­rückverfolgung an Schulen wegen Überlastung ablehnten.

„Die Lehr­kräfte haben an den Schulen Tag für Tag viele Kontakte – meist für längere Zeit in geschlossen Räumen“, erklärte Finnern. „Deshalb ist es notwendig, auch diese Berufs­gruppe bei den PCR-Tests zu priorisieren“, sagte sie. „Das Beispiel Bremen zeigt, dass das geht.“ Zudem müssten die Schülerinnen und Schüler Priorität haben, weil viele Kinder und Jugendliche noch nicht geimpft seien. „Auf PCR-Tests zu verzichten, reduziert den Infektions­schutz bei steigenden Fall­zahlen.“

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