Lehrerverbände: „Kein Politiker kann noch behaupten, dass Schulen sichere Orte sind“
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Wie sicher sind die Schulen noch in Zeiten von Omikron?
© Quelle: Holger John/Dpa-Zentralbild/dpa
Berlin. Lehrerverbände erheben angesichts der Probleme durch die Omikron-Welle an den Schulen schwere Vorwürfe gegen die Politik und fordern rasche Maßnahmen für mehr Sicherheit im Unterricht. „Viele Lehrkräfte, zahlreiche Eltern und auch viele Schülerinnen und Schüler haben das Gefühl, dass die Politik angesichts der weitgehend ungebremst durch Schulen laufenden Omikron-Welle sich klammheimlich mit einer schnellen Durchseuchung der Schulen schon abgefunden hat“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Hohe Inzidenzwerte an den Schulen
„Kein Politiker, keine Politikerin kann in der aktuellen Lage noch behaupten, dass Schulen sichere Orte sind. Denn das wäre eine offensichtliche Lüge“, ergänzte er.
Auch die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte dem RND: „Es macht den Eindruck, dass billigend in Kauf genommen wird, dass Infektionen in der Schule durchlaufen – mit allen entsprechenden Wirkungen und Risiken für die Gesundheit der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler.“ Sie sagte: „Die Inzidenzwerte an den Schulen liegen in der Regel deutlich über dem gesellschaftlichen Schnitt – und das bei täglich neuen Rekordzahlen.“
Die Omikron-Welle hat das Land im Griff – auch jenseits der Schulen. Während die Sieben-Tage-Inzidenz weiter ansteigt, hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) schon vor einer Woche einräumen müssen, dass das Ziel von 30 Millionen Impfungen zwischen Weihnachten und Ende Januar nicht erreicht werde. Gleichzeitig hat eine Debatte über Öffnungsperspektiven begonnen.
„Wir haben die Omikron-Welle zwar noch nicht hinter uns, aber wir müssen schon jetzt konkret daran arbeiten, wann und unter welchen Bedingungen es zu Öffnungen kommen kann“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) dem Spiegel. Zuvor hatte der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr bereits eine Debatte über Öffnungen gefordert und sich dabei auf die Frage von Kontaktbeschränkungen und der Regeln für Restaurants bezogen.
Und wie soll es an den Schulen weitergehen? Meidinger erklärte, der Deutsche Lehrerverband sei nicht dafür, flächendeckend in den Distanzunterricht zu gehen, sondern wolle weiterhin, soweit es die konkrete Situation vor Ort zulasse, den Präsenzunterricht erhalten. „Allerdings geht es jetzt darum, Maskenpflicht und Testkonzepte zu intensivieren, zu gewährleisten und auszuweiten, schnell die fehlenden Raumluft-Filteranlagen nachzurüsten und von Seiten des öffentlichen Gesundheitsdienstes niedrigschwellige Impfangebote für noch ungeimpfte Schülerinnen und Schüler anzubieten“, sagte er.
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Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes warnte: „Es ist sehr bedauerlich, dass gerade jetzt eine bislang ganz wichtige Säule des Gesundheitsschutzes an Schulen einzustürzen und wegzubrechen droht, nämlich die Testkonzepte.“
Theorie und Praxis
Zur Begründung sagte er: „Wenn Schulkinder trotz vermuteter Infektionen weiter für ein oder zwei Tage noch nebeneinander sitzen müssen, weil die Labore mit den Pooltestauswertungen nicht nachkommen, dann gibt es zwar formal noch Testkonzepte, in der Praxis versagen sie aber.“ Dasselbe gelte, wenn Gesundheitsämter die Kontaktrückverfolgung an Schulen wegen Überlastung ablehnten.
„Die Lehrkräfte haben an den Schulen Tag für Tag viele Kontakte – meist für längere Zeit in geschlossen Räumen“, erklärte Finnern. „Deshalb ist es notwendig, auch diese Berufsgruppe bei den PCR-Tests zu priorisieren“, sagte sie. „Das Beispiel Bremen zeigt, dass das geht.“ Zudem müssten die Schülerinnen und Schüler Priorität haben, weil viele Kinder und Jugendliche noch nicht geimpft seien. „Auf PCR-Tests zu verzichten, reduziert den Infektionsschutz bei steigenden Fallzahlen.“