Lehrergewerkschafter: „Müssen auch unser eigenes Verständnis von Integration überdenken“
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In der Hansemesse in Rostock malen Kinder aus der Ukraine an einem Tisch. Die Messehalle ist zentrale Aufnahmestelle in Mecklenburg-Vorpommern für Geflüchtete aus der Ukraine.
© Quelle: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/
Berlin. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordert, im Umgang mit geflüchteten Schülern aus der Ukraine auch zu prüfen, inwieweit Unterricht nach ukrainischem Lehrplan machbar und sinnvoll ist.
„Die Fluchtbewegung aus der Ukraine stellt uns in den Schulen vor riesige Herausforderungen. Wir müssen dabei auch unser eigenes Verständnis von Integration überdenken und offen für neue Antworten sein“, sagte der Verbandsvorsitzende Udo Beckmann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das Ziel kann diesmal nicht allgemeingültig in einer schnellen und effektiven Integration in das deutsche Schulsystem liegen“, fügte er hinzu.
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Zuallererst müsse es darum gehen, den Kindern zu helfen, die Erfahrung von Verlust, Vertreibung und Gewalt aufzuarbeiten, erläuterte Beckmann. „Zur Wahrheit gehört auch: Viele der aus der Ukraine geflüchteten Menschen kommen mit der Hoffnung zu uns, dass sie bald in ihr Heimatland zurückkehren können“, sagte er. Wann dies möglich sein werde, könne gerade niemand sagen. „Es braucht daher flexible Angebote für alle denkbaren Szenarien“, forderte Beckmann.
„Es ist eine richtige Idee, ukrainische Lehrkräfte dort einzubinden, wo es zielführend ist“, sagte der Lehrergewerkschafter. „Zum Beispiel um Sprachbarrieren abzubauen und den Ankommensprozess zu unterstützen.“
Beckmann führte aus: „Auch den Wunsch der Ukraine, mit Hilfe solcher Lehrer und von Online-Angeboten Kinder und Jugendliche kurz- und mittelfristig nach ukrainischem Lehrplan zu unterrichten, dürfen wir nicht einfach ungeprüft wegwischen. Das ist eine ernstzunehmende Möglichkeit.“ Er ergänzte: „Wir dürfen dabei aber natürlich die Gefahr der Separierung von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine nicht aus den Augen verlieren, damit wir keine Entstehung von Parallelgesellschaften fördern.“
In einem Positionspapier mit dem Titel „Geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine: Unterschiedliche Bedürfnisse wahrnehmen und anerkennen“, das dem RND vorliegt, heißt es: „Bestehende Strukturen und Erfahrungen in Deutschland aus den Jahren 2015/2016 zur Integration geflüchteter Menschen helfen, sie werden aber nicht ausreichen, um der gegenwärtigen komplexen Herausforderung gerecht zu werden.“
Fakt sei: „Kitas und Schulen werden eine zentrale Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderung einnehmen.“ Zur Wahrheit gehöre aber auch: „Wir werden diese Aufgabe nur als Gesellschaft insgesamt bewältigen können, wenn alle Mitbürgerinnen und -bürger ihren Beitrag leisten und wenn alle Institutionen und Beteiligten offen, unterstützend, pragmatisch und lösungsorientiert zusammenarbeiten.“