Luftalarm in gesamter Ukraine: Schwere Raketenangriffe auf Kiew
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Nach Raketenangriffen steigt schwarzer Rauch über Kiew auf. (Archivfoto)
© Quelle: ---/ukrin/dpa
Kiew. In weiten Teilen der Ukraine ist am Montag erneut Luftalarm ausgelöst worden. In allen Regionen, ausgenommen der von Russland annektierten Halbinsel Krim, waren die Bewohner am 250. Tag des russischen Angriffskrieges aufgerufen, sich in Luftschutzkeller zu begeben. Nach Angaben von Anton Geraschtschenko, dem Berater des ukrainischen Innenministers, hat Russland am frühen Morgen mindestens 50 Marschflugkörper und Raketen auf die Ukraine abgefeuert.
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Es gab Berichte von schweren Angriffen, Einschlägen in mehreren Regionen und einigen Explosionen in Kiew. Mindestens 13 Personen sind nach Angaben der Behörden in der Ukraine verletzt worden. Einige der Explosionen wurden dem funktionierenden Luftverteidigungssystem im Raum Kiew zugeschrieben. Die Flugabwehr hatte dort laut Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko alle Raketen abfangen können. Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe berichtete von einer hundertprozentigen Trefferquote des IRIS-T-Systems. Landesweit wurden 44 der mehr als 50 Raketen vom Himmel geholt. Raketenteile sind offenbar auch an der Grenze zu Moldau heruntergestürzt. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
Anwohner meldeten außerdem Strom- und Wasserausfälle sowie ein schwaches mobiles Internet in der Hauptstadt. Klitschko bestätigte, dass Teile von Kiew wegen des russischen Raketenangriffs ohne Strom seien. Ein Kraftwerk sei beschädigt worden, teilte er mit. 350.000 Wohnungen in Kiew seien von der Stromversorgung abgeschnitten, 80 Prozent der Bewohner der Hauptstadt hätten kein Wasser. Der Gouverneur der Region Kiew, Oleksiy Kuleba, rief die Anwohner auf, sich auf „lang anhaltende Stromausfälle vorzubereiten“. Am Montag kam es immer wieder zu Stromausfällen in der gesamten Ukraine.
Einwohner der südlich gelegenen Regionen Mykolajiw und Odessa berichteten Raketen, die über die Gebiete in Richtung Norden flogen. In Lwiw, nur 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, wurden ebenfalls Raketen abgefangen. Auch aus Charkiw im Norden und Saporischschja im Süden der Ukraine wurden mehrere Explosionen gemeldet. Der Bürgermeister der Regionalhauptstadt Saporischschja, Anatolii Kurtiev, sprach von neuen Stromausfällen in seiner Stadt.
„Die Angriffe werden von Russen bejubelt, sie wollen dass Ukraine und ganz Europa ohne Strom und Gas im Winter erfriert“, kritisierte der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Oleksii Makeiev. Er verurteilte die Angriffe auf die zivile Infrastruktur als Terrorismus. Die US-Botschafterin Bridget Brink nannte die russischen Raketenangriffe „gefühllos und barbarisch“.
In den vergangenen Wochen hatte Russland mit Raketen- und Drohnenangriffe etwa 40 Prozent der Energieinfrastruktur in der Ukraine beschädigt oder zerstört. Die Ukraine soll offenbar in einen großflächigen Blackout getrieben werden. Beinahe täglich kommt es zu lokalen Stromausfällen.
In einer Videoansprache nur wenige Stunden vor den neuen Angriffen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch erklärt, dass weite Teile des ukrainischen Stromnetzes repariert werden konnten. Da es aber weiterhin einen Strommangel gebe, sollten die Menschen ihren Stromverbrauch reduzieren.
Zuvor hatte ein Krisengespräch mit der Führung der ukrainischen Armee und den Sicherheitsorganen des Landes über die weiterer Verteidigung der Ukraine vor Russland stattgefunden. Selenskyj erklärte, es sei bei den Gesprächen auch über die russische Strategie und zukünftige Angriffspläne gegangen. Einzelheiten nannte der Präsident nicht.
Kreml-Chef Putin bereit zu „Friedensverhandlungen“ mit der Ukraine
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach mehr als acht Monaten Krieg gegen die Ukraine seine Bereitschaft zu Friedensverhandlungen bekräftigt.
© Quelle: dpa
Experten rechnen, dass die ukrainischen Streitkräfte in Kürze eine neue Großoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete beginnen. In der Vergangenheit gab es kur nach ähnlichen Sitzungen des ukrainischen Oberkommandos mehrfach neue Offensiven.