Drei Bundesländer besonders betroffen

DRK-Präsidentin beklagt akute Blutreservenknappheit – und macht Ärztemangel dafür mitverantwortlich

Blutkonserven werden im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes in Hagen für Krankenhäuser und Praxen gefiltert und aufbereitet. (Symbolbild)

Blutkonserven werden im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes in Hagen für Krankenhäuser und Praxen gefiltert und aufbereitet. (Symbolbild)

Hannover. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) beklagt eine anhaltende Knappheit an Blutkonserven in mehreren Bundesländern. „Vom aktuellen und akuten Mangel an Blutspenden ist insbesondere der Westen Deutschlands in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland betroffen“, teilte DRK‑Präsidentin Gerda Hasselfeldt auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) mit.

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Zwar sei ein Aufwärtstrend bei den Blutspenden zu erkennen, „jedoch sind die Lagerbestände aktuell noch immer nicht ausreichend gedeckt“, so Hasselfeldt. Auch in den anderen Bundesländern habe es zuletzt Probleme bei der Versorgung mit Blutkonserven gegeben. „Allerdings konnte sich dort das Blutspende­aufkommen im Januar schneller erholen.“ Für eine dauerhaft sichere Versorgung der Kliniken bedürfe es aber einer kontinuierlichen Spendebereitschaft.

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Der Mangel an Blutkonserven hatte dazu geführt, dass die Belieferungen der Krankenhäuser mit Blutpräparaten über einen längeren Zeitraum stark gekürzt werden musste. So habe man „eine voll­umfängliche Versorgung der Kliniken nicht mehr gewährleisten“ können, erklärte die DRK‑Präsidentin. „Beim besonders betroffenen DRK‑Blutspendedienst West hatten die Bestände zeitweise so stark abgenommen, dass den Kliniken bei Weitem nicht mehr die erforderliche Anzahl an angeforderten Blutpräparaten zur Verfügung gestellt werden konnten.“

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Blutreserven: Lage in Bayern am entspanntesten

Wie das DRK gegenüber dem RND mitteilt, hat es in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland seit Mitte Oktober täglich eine Unterdeckung von bis zu 25 Prozent gegeben. Bei steigender Tendenz würden die Reserven für zweieinhalb Tage reichen. Das Soll liegt jedoch bei fünf Tagen. Angespannt ist auch weiter die Lage im Gebiet des DRK‑Blutspendediensts BaWü-Hessen. Seit Anfang November fehlen hier bis zu 20 Prozent der üblichen Lagermengen. Die Bevorratungsreserve beträgt derzeit 2,8 Tage.

Am entspanntesten ist die Lage derzeit in Bayern. Hier reichen die Blutkonserven aktuell für vier Tage. Doch auch hier fehlen seit Mitte Dezember täglich bis zu 10 Prozent der benötigten Reserven. In den Gebieten des DRK‑Blutspendediensts Nord-Ost (Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Berlin, Sachsen) – seit Anfang Dezember Unterdeckung bis zu 10 Prozent – sowie des DRK-Blutspendediensts NSTOB (Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern) – seit Anfang Oktober bis zu 15 Prozent Unterdeckung – reichen die Blutreserven aktuell für drei Tage.

Demografie und Krankheitswelle sind Gründe für Mangel an Blutkonserven

Laut der Blutspendedienste des DRK liegen die Gründe für den Mangel insbesondere in der Krankheitswelle, die durch das Coronavirus sowie Grippeviren ausgelöst wurden, so Hasselfeldt. Jedoch gebe es auch lang­fristige Gründe, die demografische Ursachen hätten. „Die Menschen der eher spendefreudigen Generation der Babyboomer fallen zunehmend als Blutspendender und Blutspenderinnen aus dem System.“ Diese Menschen erreichten nun ein Alter, in dem sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr spenden können oder sogar selbst auf Blutpräparate angewiesen sind.

Auch der demografisch bedingte Ärztemangel schlage sich auf die Zahl der Blutspenden „deutlich nieder“, so die DRK‑Präsidentin. „Auch hier sieht man eine deutliche Überalterung.“ Dies führe unter anderem dazu, dass Blutspendetermine gar nicht erst durchgeführt werden könnten, weil keine Ärztin oder kein Arzt dafür verfügbar sei.

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DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt bei einem Besuch im Ahrtal ein Jahr nach der Flutkatastrophe.

DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt bei einem Besuch im Ahrtal ein Jahr nach der Flutkatastrophe.

DRK fordert Blutspenden ohne anwesenden Arzt

„Die Herausforderung für die Zukunft ist, jüngere Generationen an die Blutspende heranzuführen und diese möglichst zu kontinuierlichen Spenden zu bewegen.“ Hasselfeldt betonte, dass die Blutspendedienste – aber etwa auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – diesbezüglich bereits große Anstrengungen in die Aufklärungsarbeit stecken würden.

Zudem fordert das DRK, dass in die Bewerbung von Blutspenden, etwa durch die BZgA, „deutlich und langfristig investiert wird“. Zudem sei eine Alternative, durch die Zulassung von telemedizinischer Betreuung von Blutspendeterminen diese auch dann zu ermöglichen, wenn keine Ärztin oder kein Arzt physisch anwesend sind. So könnten die „Auswirkungen des demografischen Wandels in der Ärzteschaft für das Blutspendewesen deutlich entspannt“ werden, sagte die DRK-Präsidentin.

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