Wenn Leberwurst politisch wird
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Bundeskanzler Olaf Scholz (rechts) will vorerst nicht in die Ukraine reisen.
© Quelle: Corri Seizinger - stock.adobe.co
Bundeskanzler Olaf Scholz hat im ZDF deutlich gemacht, dass er zunächst nicht nach Kiew reisen werde, weil Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dort unerwünscht ist. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk antwortet spöttisch und nennt Scholz „eine beleidigte Leberwurst“. Die Reaktionen im Netz reichen von amüsiert bis bitterernst.
Satiriker Jan Böhmermann reagiert gewohnt nüchtern-ironisch und schreibt auf Twitter: „Deutschland ist handlungsunfähig, der Bundeskanzler ist beleidigt.“ Kein Wunder – die Formulierung des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, schreit geradezu nach Satire. So setzt auch das Magazin „Der Postillon“ direkt noch einen drauf und twittert einen „Faktencheck“: „Ist Olaf Scholz wirklich eine Leberwurst?“
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Aber auch im politischen Berlin reagiert manch einer nur halb ernst auf Melnyks Äußerung. So fordert der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD): „Vegetarier Europas, vereinigt euch!“ Er antwortet damit auf einen Tweet des Journalisten Lorenz Hemicker, der meint, die Zahl der beleidigten Leberwürste zwischen Kiew und Berlin nehme tendenziell eher zu als ab.
Weniger augenzwinkernd formuliert SPD-Politikerin Sawsan Chebli ihre Reaktion. Sie ruft ihre Parteikolleginnen und ‑kollegen dazu auf, überhaupt nicht auf den Vorfall zu reagieren. Denn Melnyk sei eben so wie, er sei. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, der Ukraine weiter das zu geben, was es braucht, damit Putin nicht gewinnt. Punkt.“
Der langjährige Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Ulrich Deppendorf, findet, Melnyk müsse aufpassen, dass er der Ukraine mit derartigen Stellungnahmen „nicht langsam schadet“. FDP-Politiker Gerhard Papke schreibt auf Twitter, dass sich kein anderes Land der Welt so etwas bieten lassen würde: „Herr Melnyk führt den Deutschen vor Augen, zu welcher Selbsterniedrigung sie fähig sind.“
Linken-Politikerin Sevim Dagdelen sieht das offenbar ähnlich und fordert einen drastischen Schritt. Sie twittert: „Wer den Nazi-Versteher Melnyk jetzt nicht ausweist, hat jede Selbstachtung verloren.“
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Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Montagabend in der ZDF-Sendung „Was nun?“ betont, dass er die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland weiter militärisch und wirtschaftlich unterstützen wolle. Einen Besuch in Kiew lehnt er momentan aber ab und begründet das damit, dass die ukrainische Regierung Bundespräsident Steinmeier nicht in der Hauptstadt begrüßen will.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, kritisierte daraufhin Scholz’ vorläufiges Nein zu einer Reise nach Kiew und sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Eine beleidigte Leberwurst zu spielen klingt nicht sehr staatsmännisch.“