Merkel bittet in ARD-Interview: Noch eine Weile durchhalten

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht in der ARD-Sendung "Farbe bekennen" mit Tina Hassel (l), Studioleiterin und Chefredakteurin Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio, und Rainald Becker, Chefredakteur der ARD.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht in der ARD-Sendung "Farbe bekennen" mit Tina Hassel (l), Studioleiterin und Chefredakteurin Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio, und Rainald Becker, Chefredakteur der ARD.

Berlin. Man kennt Angela Merkel so nicht von früher. Also aus der Zeit vor der Corona-Pandemie. In 15 Jahren ihrer Kanzlerschaft hat sie sich einmal im Jahr, im Sommer, in der Bundespressekonferenz für 90 Minuten den Fragen von ein paar hundert Journalisten gestellt.

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Manchmal ist sie ins Fernsehen gegangen, um ihre Position zu erklären. Etwa 2015, als sie wegen ihrer Flüchtlingspolitik national und international unter Druck geriet. Aber regelmäßige, öffentliche Auftritte und Pressekonferenzen, um ihre Politik zu erklären – damit hat sie erst im letzten, im 16. Jahr, ihrer Amtszeit begonnen. Eine Lehre aus den Krisen davor.

So sitzt sie in der am Dienstagnachmittag aufgezeichneten ARD-Sendung “Farbe bekennen”, die am Abend um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist, und erläutert vor allem noch einmal die Ergebnisse des Impfgipfels vom Vorabend mit den Ministerpräsidenten, EU-Vertretern und Pharmaunternehmen – sie selbst spricht allerdings weniger bedeutungsvoll nur von einem “Impfgespräch”.

Vieles hört sich sehr ähnlich an wie in der Pressekonferenz 24 Stunden zuvor: “Wir haben alle etwas gelernt”, “Wir können keinen starren Impfplan machen”, “Wir müssen modellieren”. Und noch einmal das Versprechen, bis zum kalendarischen Ende des Sommers am 21. September allen Bürgerinnen und Bürgern ein Impfangebot zu machen.

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Merkels regelmäßige Auftritte zeigen ihre Sorge

Dass sich Merkel in so kurzem Takt an die Bevölkerung wendet, spricht aber für ihre große Sorge, dass der lange Lockdown in Deutschland die Menschen zermürbt und etliche von ihnen ihr Vertrauen oder Restvertrauen in die Politik verlieren. Und das in einem Superwahljahr. Im März vorigen Jahres hatte Merkel erstmals eine TV-Ansprache gehalten und die Bürger inständig gebeten, die Pandemie ernst zu nehmen.

Das markiert einen Höhepunkt der Krise. Dieses Gefühl will die Kanzlerin im Moment nicht noch einmal vermitteln, wenngleich sie den Ernst der Lage stetig wiederholt. Der Erkenntnisgewinn im Vergleich zum Vortag bleibt gering - bis auf ihre Antwort auf die Frage nach den Freiheiten für Geimpfte. Sie betont zwar erneut, dass noch nicht klar ist, ob Geimpfte nicht doch noch andere Menschen anstecken können - solange das nicht geklärt sei, könne es keine besonderen Rechte geben.

Mehr Freiheiten für Geimpfte?

Aber – und dann kommt einer ihrer gefürchteten langen Sätze: “Wenn wir später sehr vielen Menschen ein Angebot gemacht haben können zum Impfen, und dann sagen manche Menschen, wir haben ja keine Impfpflicht, dann sagen manche Menschen, jetzt möchte ich nicht geimpft werden, dann muss man vielleicht schon solche Unterschiede machen und sagen, ok, wer das nicht möchte, der kann vielleicht auch bestimmte Dinge nicht machen.”

Das dürfte bedeuten, dass Geimpfte später doch mehr alte Freiheiten zurückbekommen könnten – Kinobesuche, Restaurantbesuche, Reisen – als Ungeimpfte. Dann werden sogenannte Querdenker wieder von einer Impfpflicht sprechen.

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Merkel verteidigt spätere Zulassung in der EU

Merkel bemüht sich, Zuversicht zu verbreiten. Wäre sie vor einem Jahr nach einem Impfstoff gefragt worden – “hätte ich nicht darauf gewettet, dass wir das so schnell hinbekommen”, sagt sie. Dass Großbritannien und Israel und die USA eine bessere Impfbilanz hätten, “das wurmt einen natürlich”, räumt sie ein.

Aber nein, bei der Impfstoffbestellung der EU sei nichts schiefgelaufen. Denn, dass etwa die USA mehr Impfdosen hätten, liege daran, dass sie so gut wie nichts exportierten. Und in Großbritannien etwa habe es eine Notfallzulassung für Astrazeneca gegeben. Die EU aber gehe medizinisch auf Nummer sicher, und schließe aus, dass die Politik das Haftungsrisiko komplett allein zu tragen habe.

Das große Risiko sei jetzt die Mutation des Virus. Die könne noch einen Strich durch die Rechnung machen. Anfang nächster Woche werde es Zahlen geben, inwieweit das veränderte Virus um sich gegriffen habe.

Noch eine Weile durchhalten

Am 10. Februar trifft sich Merkel wieder mit den Ministerpräsidenten. Wird der Lockdown über Valentinstag hinaus verlängert? Die Kanzlerin hält sich bedeckt. Was sie den Menschen versichern könne, wird sie zum Schluss gefragt. “Ich kann den Menschen in Aussicht stellen, dass wenn sie mit der Einstellung rangehen, dieses Virus können wir besiegen, indem wir ihm eben nicht die Bedingungen geben, die es haben will, um uns zu infizieren - Abstand halten, wirklich vorsichtig sein - wenn wir das jetzt noch eine Weile durchhalten, dann wird das besser werden.” Und: “Jeder Tag zählt jetzt. Deshalb bitte ich die Bürger, jetzt noch eine Weile, durchzuhalten.”

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Noch eine Weile durchhalten – das deutet auf eine Verlängerung des Lockdowns hin.

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