Mobilfunkgesellschaft: Kein Funkloch weniger, aber eine halbe Million Euro Kosten monatlich
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Mobilfunkmasten stehen auf einem Gebäude in Stuttgart.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Berlin. Die seit Januar bestehende bundeseigene Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) bleibt deutlich hinter den von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Erfolgen im Kampf gegen Funklöcher zurück. Sie konnte bislang lediglich einige neue Maststandorte identifizieren, hatte bis Ende August lediglich zwei Geschäftsführer, dafür jedoch enorme monatliche Kosten.
Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vorliegt.
Unklar ist danach, wann die MIG voll arbeitsfähig sein wird. Der Parlamentarische Staatssekretär des Ministeriums, Steffen Bilger (CDU), versichert, dass alle 97,5 Stellen „möglichst bis Ende des Jahres“ besetzt sein sollen. Bis Ende August seien dafür insgesamt 580 Bewerbungen eingegangen.
Bisherige Ergebnisse sehen eher mau aus
Bis dahin würde die MIG von der Muttergesellschaft Toll Collect – die bundeseigene Lkw-Maut-Betreiberin – unterstützt. Dafür stellte sie der MIG bis Juni etwas mehr als 460.000 Euro in Rechnung.
Die bisherigen Ergebnisse sehen eher mau aus: Es seien 71 potenzielle Fördergebiete veröffentlicht worden, für 51 seien die Markterkundungsverfahren abgeschlossen worden. „In einigen Fällen wurden bereits konkrete Maststandorte identifiziert“, so Bilger in seiner Antwort. Im Klartext: Bislang konnte die in Oppositionskreisen als „Scheuers Funklochamt“ verspottete MIG noch kein einziges Funkloch schließen.
Der Umfang beauftragter Fremdleistungen schoss bis August dennoch auf die Höhe von knapp mehr als 4,5 Millionen Euro. Externe Berater stellten bis August knapp 500.000 Euro in Rechnung. Alles in allem fielen bei der MIG bisher jeden Monat mindestens 520.000 Euro Betriebskosten an.
MIG soll Ziele bis 2025 erreichen
Bilger versichert, die Bundesregierung gehe davon aus, dass die MIG ihre Ziele bis Ende 2025 erreichen wird. Dafür müsste dann der Netzausbau mit 4G-Standard (besser als LTE bekannt) durch Förderung von Betreibern möglichst flächendeckend gewährleistet sein. Inzwischen werden Netze schon auf 5G- oder 6G-Standard modernisiert.
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Steht unter Dauerkritik der Grünen: Andreas Scheuer (CSU), Bundesverkehrsminister.
© Quelle: Matthias Balk/dpa
Grünen-Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler bezweifelt die Effizienz der MIG und kritisiert Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). „Die tatsächlichen Kosten hat der Minister beim staatlichen Mautbetreiber Toll Collect versteckt“, sagte Kindler dem RND.
„Dass die wahren Kosten hier verschleiert werden, erinnert stark an die Pkw-Maut. Auch da sollten die Betreiber nach Scheuers Willen durch die staatliche Toll Collect unterstützt werden.“ Scheuer hätte aus dem Untersuchungsausschuss zur Pkw-Maut und den Berichten des Bundesrechnungshofes nichts gelernt.
Grüne fordern Einsatz der Bundesnetzagentur
Digitalpolitikerin Margit Stumpp (Grüne) fordert, die Bundesregierung müsse an anderen Stellschrauben drehen, wenn sie die Digitalisierung der Infrastrukturen voranbringen wolle. „Sie sollte dafür sorgen, dass die Bundesnetzagentur mehr Personal bekommt und die Genehmigungs- und Antragsverfahren beschleunigt werden“, sagte sie dem RND.
„Statt eine neue Megabehörde auf den Weg zu bringen, damit Jahre zu vertrödeln und Millionen zu verpulvern, sollte die Bundesregierung den Unternehmen beim Netzausbau klare Vorgaben machen.“