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Myanmar: Sicherheitskräfte stürmen mit schweren Waffen Stadt im Nordwesten

Verschiedene Militäreinheiten nehmen an einer Armeeparade an Myanmars Tag der Streitkräfte teil. (Archivfoto)

Verschiedene Militäreinheiten nehmen an einer Armeeparade an Myanmars Tag der Streitkräfte teil. (Archivfoto)

Yangon. Myanmarische Sicherheitskräfte haben offenbar unter Einsatz schwerer Waffen eine Stadt im Nordwesten des Landes gestürmt, in der Bewohner bei Protesten Widerstand mit Jagdgewehren geleistet hatten. Das Nachrichtenportal Khonumthung Burmese berichtete am Mittwoch, der Angriff auf Kalay habe vor der Morgendämmerung begonnen, mindestens sieben Zivilisten seien getötet worden. Die Zeitung „The Irrawaddy“ berichtet gar von elf Menschen, die getötet worden seien, nachdem Einsatzkräfte das Feuer auf Demonstranten eröffneten.

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Das Portal Khonumthung Burmese veröffentlichte Videos, in denen offenbar Gewehrfeuer und der Lärm von schweren Waffen und Explosionen zu hören waren. Es habe viele Verletzte in der Stadt gegeben, die rund 130.000 Einwohner hat, von denen mehr als die Hälfte der ethnischen Minderheit der Chin angehören, hieß es.

Einwohner wehren sich

Eine weiteres Online-Portal, Myanmar Now, berichtete, Einwohner Kalays hätten sich verschanzt und den Sicherheitskräften Verluste zugefügt. Am 28. März hätten sich Einwohner Kalays schon einmal entschieden gegen einen Angriffsversuch der Sicherheitskräfte gewehrt. An diesem Tag wurden landesweit mehr als 110 Tote bei Zusammenstößen von Demonstranten und Sicherheitskräften, gemeldet, die meisten an einem Tag bisher.

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Zwei weitere Tote gab es Medienberichten zufolge in der viertgrößten Stadt Bago im Süden. Landesweit gingen wieder zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen den Putsch der Generäle vor neun Wochen zu protestieren. Unter anderem gab es einen Protestmarsch in der berühmten Pagodenstadt und Welterbestätte Bagan.

„China, schäm Dich!“

In der früheren Hauptstadt Yangon forderten Demonstranten einen Boykott chinesischer Produkte und warfen dem Land vor, die Junta zu unterstützen. Peking hatte zuletzt im UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen die Militärführung abgelehnt. „China, schäm Dich!“, war etwa auf Plakaten zu lesen.

Die Informationslage zu Toten und Verletzten bleibt schwierig, da die neue Junta nicht nur nachts, sondern mittlerweile auch tagsüber das Internet weitgehend sperren lässt. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind seit dem Umsturz mehr als 580 Menschen ums Leben gekommen, 2750 sitzen derzeit noch in Haft. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer sehr viel höher sein könnte.

Berichte über Tote in Haft und schwere Folter

Einige Festgenommene haben die Haft nicht überlebt - darunter auch Politiker der Partei Nationale Liga für Demokratie der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. „Menschen werden ständig bei Verhören getötet“, so AAPP. Die 75-jährige Suu Kyi sitzt selbst im Hausarrest und wurde seit dem Putsch nicht mehr öffentlich gesehen.

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Immer wieder gibt es Berichte über schwere Folter. Menschenrechtler berichteten, Soldaten hätten die derzeit beliebten Tätowierungen mit dem Profil Suu Kyis teilweise auf der Haut ihrer Träger verbrannt. Schreckliche Fotos davon kursierten in den sozialen Netzwerken.

RND/AP/dpa

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