Nato-Beamter: „Wenn die Russen viel abfeuern, geht auch viel daneben“ – fehlende Absicht aber keine Entschuldigung
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Das Hauptquartier der Nato in Brüssel (Archivfoto).
© Quelle: picture alliance/dpa
Nach dem Einschlag einer Rakete aus russischer Produktion in einem Dorf in Polen hat die Nato am Dienstagabend zunächst jede Stellungnahme vermieden. Inoffiziell hieß es aus dem Hauptquartier der Allianz, eine angemessene Reaktion des westlichen Bündnisses setze Klarheit voraus über die Herkunft des Geschosses und die Frage, ob es vorsätzlich in Richtung Polen gelenkt worden ist. Bei den anstehenden Untersuchungen gehe es unter anderem darum, die Trümmerteile des in Polen gelandeten Geschosses zu identifizieren und auch seine Flugbahn nachzuvollziehen.
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Als wahrscheinlichste Deutung gilt in Nato-Kreisen, dass es sich um eine russische Rakete handelt, „die einfach zu weit geflogen“ ist. Die Nato beobachte immer wieder Fälle, in denen russische Raketen offenkundig abseits ihrer programmierten Ziele einschlagen. Zu dem Zwischenfall sei es an einem Tag gekommen, an dem Russland in der Ukraine ungewöhnlich viele Ziele auf einmal bombardiert habe.
Nato will weitere drohende Eskalation abwenden
„Es ist einfach so: Wenn die Russen viel abfeuern, geht auch viel daneben“, sagte ein Beamter, der unter der Bedingung sprach, dass er nicht namentlich zitiert wird. Eine mögliche Unabsichtlichkeit entschuldige aber nicht, dass nun möglicherweise erstmals Menschen auf dem Territorium der Nato durch eine russische Rakete zu Tode kamen.
Das westliche Bündnis, hieß es am Abend in Brüssel, werde die russische Militärführung auf geeigneten Kanälen mit dem Ernst der Lage vertraut machen. Diese Kanäle seien hoffentlich auch geeignet, eine nach diesem Zwischenfall drohende Eskalation abzuwenden.
In dem polnischen Ort Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine waren bei einer Explosion auf einem landwirtschaftlichen Betrieb zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Ursache für die Explosion sei noch ungeklärt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Hrubieszow. Unbestätigten Berichten zufolge war ein Raketeneinschlag Ursache der Explosion.