Neuer Enkeltrick: Wie Betrüger nun Hochrisikopersonen ausnutzen

Eine Krankenschwester ist zu einem Hausbesuch bei einer bettlägerigen Dame. (Symbolbild)

Eine Krankenschwester ist zu einem Hausbesuch bei einer bettlägerigen Dame. (Symbolbild)

Berlin. Auf einmal stehen zwei Männer vor der Tür. Sie tragen Kittel, Masken und Schutzhandschuhe, stellen sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes vor. Sie müssten überprüfen, ob das Haus pandemiegerecht eingerichtet ist, sagen sie. Die alte Frau öffnet gutgläubig die Tür. Wenig später ist sie ausgeraubt.

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„Betrugskriminalität hat sich der Pandemie angepasst“, sagt Jörg Radek, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Betrüger suchen gezielt nach Hochrisiko-Patienten

Radek nennt das Vorgehen der Täter perfide. Seit Beginn der Corona-Epidemie würden von Betrügern gezielt die Adressen von Hochrisikopersonen aufgesucht. Alte, Pflegebedürftige und Kranke zählten zu den Opfern. Einige Betrüger geben sich als Pandemie-Beamte aus, andere als Polizisten, Feuerwehrleute oder Mitarbeiter von Hilfsdiensten.

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Für besonders schäbig hält Radek den neuen Corona-Enkeltrick. Senioren würden von den Tätern unter dem Vorwand kontaktiert, dass deren Enkel infiziert seien und dringend Geld für eine Corona-Therapie bräuchten. „Das ist eine besonders abstoßende und niederträchtige Variante des Enkeltricks“, sagt Radek.

Seit Mitte März registrieren wir einen massiven Rückgang an Diebstählen und Einbrüchen.

Jörg Radek

Vizechef der Gewerkschaft der Polizei

Nach Angaben des Polizeigewerkschafters handelt es sich dabei längst nicht um die einzige Masche, mit der Kriminelle auf die Ausnahmesituation reagieren und hilfsbedürftige, verunsicherte Menschen hinters Licht führen. Mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen sind Innenstädte verwaist, Busse und Bahnen menschenleer, Geschäfte, Cafés und Lokale geschlossen. Die Menschen sitzen zu Hause. Viele arbeiten im Homeoffice – eigentlich schwere Zeiten für Langfinger.

„Seit Mitte März registrieren wir einen massiven Rückgang an Diebstählen und Einbrüchen. Das Entdeckungsrisiko ist für die Täter zu groß geworden“, sagt Radek.

Die Kriminalität sucht sich neue Wege

Doch die Kriminalität ist nicht verschwunden, sie sucht sich nur neue Wege. Im Internet werden zu horrenden Preisen gefälschte und wirkungslose Corona-Medikamente angeboten. Das Bundeskriminalamt warnt vor angeblichen Corona-Tests, die an der Haustür verkauft werden.

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Radek rät: „Hausbesuche erfolgen nur auf Anordnung des Hausarztes oder des Gesundheitsamtes und nach vorheriger Ankündigung. Medikamente und Tests müssen zertifiziert sein. Allem anderen ist zu misstrauen.“

Abzocker bieten Masken und Desinfektionsmittel an

Gerade im Internet machen sich Abzocker die Corona-Krise zunutze. Auf Online-Plattformen werden begehrte Schutzmasken und Desinfektionsmittel angeboten, nach Zahlung des Geldes aber nicht geliefert. Nordrhein-Westfalen hat am Donnerstag die Auszahlung von Corona-Hilfen gestoppt, weil sich zu viele Gauner über fingierte Adressen und Firmen Zugang zu Fördergeldern erschleichen wollten.

Andere bieten Corona-Soforthilfe an, um an persönliche Daten zu gelangen. Genommen wird, was die Hilfe Suchenden preisgeben: Namen, Anschriften, Mail-Adressen, Passworte und Bankverbindungen.

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Polizei fordert verstärkte Grenzkontrollen auch nach der Krise

Die Corona-Krise hat sicherheitspolitisch aber auch ihre guten Seiten. „Die länderübergreifende Kriminalität ist durch die überwachten Grenzen gestoppt“, sagt Radek. Er fordert, daraus für die Zeit nach der Corona-Krise die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Verstärkte Grenzkontrollen könnten die Kriminalität nachhaltig und stark eingrenzen.

Radek will keine neuen Schlagbäume. Doch er betont: „Der Wechsel von mobilen und stationären Kontrollen, verstärkte Schleierfahndung im Hinterland und der Einsatz von Hubschraubern könnten viel bewirken.“

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