Nobelpreisträger: Wer ist Dmitri Muratow?

Der Chefredakteuer der Moskauer Zeitung "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, hat den Friedensnobelpreis erhalten.

Der Chefredakteuer der Moskauer Zeitung "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, hat den Friedensnobelpreis erhalten.

Frankfurt a. M. „Das ist nicht mein Preis“, kommentierte der Journalist Dmitri Muratow am Freitag die überraschende Entscheidung des norwegischen Nobelkomitees. Der Friedensnobelpreis sei vielmehr eine Auszeichnung für alle Journalisten der Moskauer „Nowaja Gaseta“ - und insbesondere für die sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Blattes, die seit den 1990er Jahren gewaltsam ums Leben gekommen seien. Alle, die ihm auf dem Redaktionsflur entgegenkämen, sollten sich wie Nobelpreisträger fühlen.

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Muratow und die philippinische Journalistin Maria Ressa erhalten die Auszeichnung als Anerkennung für ihre Rolle beim Kampf um die Meinungsfreiheit. Muratow amtiert seit über 25 Jahren mit einer kurzen Unterbrechung als Chefredakteur einer der wenigen offen regierungskritischen Zeitung Russlands. In dieser Zeit habe er sich unter immer schwierigeren Bedingungen für die Pressefreiheit eingesetzt, heißt es in der Würdigung durch das Nobelpreiskomitee.

Zahlreichen Investigativberichte

Die für ihre zahlreichen Investigativberichte über Tabuthemen wie Korruption und Polizeigewalt bekannte „Nowaja Gaseta“ wäre ohne den stämmigen 59-Jährigen mit dem mittlerweile ergrauten Vollbart nicht denkbar. 1993 hatte der in der Millionenstadt Kuibyschew an der Wolga (dem heutigen Samara) geborene Journalist die Zeitung selbst mit einigen Kollegen des Massenblattes „Komsomolskaja Prawda“ gegründet, weil er mit der Politik seiner alten Redaktion unzufrieden war.

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Unter seiner Führung wurde die „Nowaja Gaseta“ trotz ihrer stets überschaubaren Auflage zu einer der meistzitierten journalistischen Adressen Russlands. Internationales Aufsehen erregten insbesondere die Texte der 2006 ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja aus dem Tschetschenienkrieg.

Morde und Drohungen

Muratow hatte in den 1990er Jahren selbst aus den Krisengebieten der zerfallenen Sowjetunion berichtet. Später war er zeitweise parallel zur Zeitungsarbeit auch als Fernsehmoderator aktiv und versuchte als Mitglied der sozialliberalen Jabloko-Partei weitgehend erfolglos, an der Vereinigung der zerstrittenen liberalen Opposition in Russland mitzuwirken. Für seine Arbeit als Chefredakteur der „Nowaja Gaseta“ erhielt er bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Preis der deutschen Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ und den Henri-Nannen-Preis.

„Morden und Drohungen zum Trotz hat Chefredakteur Muratow sich geweigert, die unabhängige Redaktionslinie seiner Zeitung zu ändern“, erklärte Berit Reiss-Andersen, Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees. Glückwünsche - wenn auch deutlich zurückhaltender - kamen sogar aus dem Kreml. Muratow bleibe seinen Idealen verbunden, er sei mutig und talentiert, erklärte Wladimir Putins Sprecher Dmitri Peskow.

RND/epd

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