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Westliche Sanktionen erfolgreich!

Von Nordkorea bis Iran: Putin verzweifelt auf Waffensuche

Nordkoreanische Mehrfachraketenwerfer während einer Militärparade  in der Hauptstadt Pjöngjang.

Nordkoreanische Mehrfachraketenwerfer während einer Militärparade in der Hauptstadt Pjöngjang.

New York. Militärisch läuft es schlecht für die russische Armee. Mit westlichen Präzisionswaffen gelang es der ukrainischen Armee zuletzt immer wieder, russische Depots und Nachschubwege zu zerstören. Zudem hat die verlustreiche Anfangsoffensive die über Jahre zusammengetragenen enormen Vorräte an Raketen, Artilleriegeschossen und Marschflugkörpern schwinden lassen. Russland hat nicht nur ein Problem, neue Soldatinnen und Soldaten zu rekrutieren – es hat auch Probleme, an einen Nachschub bei Waffen und Munition zu gelangen.

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+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Amerikanische Geheimdienstpapiere, die der „New York Times“ (NYT) zugespielt wurden, zeigen nun, dass Russland offenbar Millionen von Artilleriegeschossen und Raketen aus Nordkorea bezieht. Neben Kurzstreckenraketen und Artilleriegeschossen wird Russland in Zukunft wohl weitere Ausrüstung in dem abgeschotteten Land kaufen, glaubt ein US-Beamter. „Der Kreml sollte beunruhigt sein, dass er überhaupt etwas von Nordkorea kaufen muss“, so Mason Clark gegenüber der „NYT“, der das Russland-Team am Institute for the Study of War – einer US-Denkfabrik, die sich mit Fragen zu Verteidigung und Außenpolitik befasst – leitet.

In den von Nordkorea hergestellten 152-Millimeter-Artilleriegranaten oder den Raketen im Katjuscha-Stil gibt es keinerlei Hightech, erklärt Frederick W. Kagan, Militärexperte am American Enterprise Institute, in der „New York Times“. Erst Ende August hatten amerikanische Geheimdienstkreise verlauten lassen, dass von Moskau gekaufte iranische Drohnen in Russland angekommen seien. Diese könnten für den Beschuss von Radaranlagen, Artillerie und anderen militärischen Objekten eingesetzt werden – hätten aber bei ersten Tests zahlreiche Fehlfunktionen gezeigt.

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Nordkorea und der Iran sind vom internationalen Handel mit Hightech ausgeschlossen. Russland hätte wohl lieber technisch anspruchsvolleres Gerät gekauft, bekommt aber wegen der Sanktionen auf dem Weltmarkt nichts.

Und selbst Peking hält sich an die internationalen Sanktionen, zumindest was Rüstungsgüter und Hightechprodukte betrifft – kauft aber gern russisches Öl zum Freundschaftspreis ein. Washington hatte damit gedroht, China den Zugang zum amerikanischen Markt und zu US-Technologie versperren werden, falls gegen die Sanktionen verstoßen werde.

Allerdings wird in Washington vermutet, dass es einen regen Schmuggel über die mehr als 4.000 Kilometer lange chinesisch-russische Landgrenze gibt.

Ukraine startet Gegenoffensive im Süden des Landes

Nach Beginn der seit Langem erwarteten Gegenoffensive im Süden der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj russische Soldaten zum Rückzug gedrängt.

Ein US-Beamter sagte der „NYT“, das neue Abkommen mit Nordkorea zeige die Verzweiflung in Moskau. Für den Militärexperten Kagan ist die Hinwendung zu Nordkorea ein Zeichen dafür, dass Russland offenbar nicht in der Lage ist, selbst einfachstes Material herzustellen, das für die Kriegsführung benötigt werde.

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Dem US-Portal „Politico“ ist eine Einkaufsliste des Moskauer Verteidigungsministeriums zugespielt worden, die die Not der Russen bei der Beschaffung von elektronischen Bauteilen dokumentiert. Neben Halbleitern finden sich darauf auch Transformer und andere Komponenten von Mikrochips. Eine dieser Shoppinglisten betrifft vor allem Güter deutscher, niederländischer und britischer Unternehmen sowie jener aus den USA, Taiwan und Japan. Teilweise, so hieß es schon im Frühling, bauten russische Ingenieure besonders begehrte Chips aus Haushaltsgeräten wie Geschirrspülmaschinen aus – um sie anschließend der Armee zuzuführen.

Putin war nicht willens oder nicht in der Lage, die russische Wirtschaft auch nur auf der grundlegendsten Ebene für einen Krieg zu mobilisieren.

Der Militärexperte Frederick W. Kagan in der „New York Times“

„Der einzige Grund, warum der Kreml Artilleriegeschosse oder Raketen von Nordkorea oder irgendjemandem kaufen sollte, ist, dass Putin nicht willens oder nicht in der Lage war, die russische Wirtschaft auch nur auf der grundlegendsten Ebene für einen Krieg zu mobilisieren“, so Kagan in der „NYT“.

Zeigen die westlichen Sanktionen und Exportkontrollen also Wirkung und hindern Moskau daran, Nachschub für die Armee zu beschaffen? US-Regierungsbeamte sehen in Russlands Entscheidung, sich dem Iran und jetzt Nordkorea zuzuwenden, ein Zeichen dafür.

Große Probleme mit Hightechwaffen

Schon seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine ist deutlich geworden, dass Russland große Probleme mit Hightechwaffen hat. Präzisionsgelenkte Waffen wie Marschflugkörper hatten hohe Ausfallraten. In der frühen Phase des Krieges soll mindestens die Hälfte dieser Waffen gar nicht gestartet sein oder das Ziel verfehlt haben.

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Denys Schmyhal, der ukrainische Ministerpräsident, schätzte die Zahl der verbliebenen russischen Hyperschallraketen, die von Putin mit viel Pathos beworbene neue „Superwaffe“, jüngst auf „rund vier Dutzend“ – mehr als die Hälfte ihres Arsenals habe die russische Armee auf dem ukrainischen Schlachtfeld schon verbraucht. Und der Nachschub stocke eben wegen des Mangels an Mikrochips.

Die USA hatten bereits vor Kriegsbeginn am 24. Februar damit begonnen, Geheimdienstinformationen und Einschätzungen nach Möglichkeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit soll unter anderem der Druck auf Russland erhöht werden.

RND/dpa/AP

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