NRW-Kommunalwahl: CDU und Grüne obenauf, Stichwahlen in vielen Städten
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Armin Laschet (CDU, rechts), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und die Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Mona Neubaur.
© Quelle: Federico Gambarini/dpa
Düsseldorf. Nach den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen ist in vielen Großstädten noch offen, wer künftig das Amt des Oberbürgermeisters übernimmt. Stichwahlen wird es unter anderem in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bonn, Münster und Aachen geben. In vielen Kreisen konnten sich dagegen am Sonntag die Amtsinhaber durchsetzen. Wiedergewählt wurde auch der Essener CDU-Oberbürgermeister Thomas Kufen.
Landesweit hat die CDU die Kommunalwahlen trotz erkennbarer Verluste klar gewonnen. Während die SPD ihr bislang schlechtestes Kommunalwahlergebnis verkraften musste, schnitten die Grünen am Sonntag so gut wie noch nie bei einer Kommunalwahl in NRW ab.
AfD mit kleinem Plus, FDP und Linke mit Minus
Bei den Wahlen zu den Stadträten und Kreistagen kamen die Christdemokraten laut vorläufigem Landesergebnis auf 34,3 Prozent der Stimmen. Sie blieben damit um 3,2 Prozentpunkte hinter ihrem Ergebnis von 2014 zurück. Zweitstärkste Kraft wurden mit 24,3 Prozent die Sozialdemokraten, was 7,1 Prozentpunkten weniger als vor sechs Jahren entspricht. Es war das schlechteste SPD-Ergebnis bei einer NRW-Kommunalwahl. Die Grünen konnten ihren Stimmenanteil um 8,3 Prozentpunkte auf 20,0 Prozent steigern und erreichten damit ihr bestes Ergebnis bei einer Kommunalwahl in NRW.
Für die FDP stimmten 5,6 Prozent der Wähler. Das ist ein kleines Plus von 0,8 Punkten. Die AfD kam auf 5,0 Prozent – das sind den Angaben zufolge 2,5 Prozentpunkte mehr als 2014. Die Linke blieb mit 3,8 Prozent 0,8 Punkte unter dem Ergebnis von 2014. Die übrigen Parteien und Wählergruppen kamen auf 7,0 Prozent. Davon entfielen auf die Wählergruppen allein 4,4 Prozent, Die Partei erreichte 1,0 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben des Ministeriums mit 51,9 Prozent etwas über der Beteiligung von 2014 (50,0 Prozent).
Laschet: CDU-Vorsitz ist Richtungsentscheidung
Ministerpräsident Armin Laschet wertete den Wahlerfolg der CDU als Anerkennung für den “Weg von Maß und Mitte in der Pandemie”. Einen Sieg der CDU “in dieser Größenordnung” hätten viele nicht erwartet in einem Land, das 50 Jahre von der SPD regiert worden sei. Der NRW-Ministerpräsident hatte für seinen Kurs in der Corona-Krise viel Kritik einstecken müssen. Auf die Frage, ob er sich bei seinen Ambitionen auf den CDU-Vorsitz gestärkt sehe, sagte Laschet im WDR, die Delegierten auf dem Bundesparteitag würden eine Richtungsentscheidung treffen. Sie würden dann sehen, wie der CDU-Landesverband in NRW aufgestellt sei und Wahlen im einstigen SPD-Land NRW gewinne. Der CDU-Bundesparteitag soll im Dezember stattfinden.
Der nordrhein-westfälische SPD-Chef Sebastian Hartmann betonte, seine Partei habe besser abgeschnitten als in vielen Umfragen vorhergesagt. Die Bundesvorsitzende Saskia Esken nannte den Wahlausgang dagegen “ein enttäuschendes Ergebnis”. Die Landesvorsitzenden der Grünen, Mona Neubaur und Felix Banaszak, erklärten: “Das ist ein fantastisches Ergebnis für uns.” Grüne Themen wie Klimaschutz und Verkehrswende hätten die Wahl entschieden. FDP-Landeschef und Familienminister Joachim Stamp sagte, die Wahl sei “auch durch die Debatte um die Kanzlerkandidatur von Armin Laschet überlagert”.
Wird Laschets Aachen jetzt Grün?
In Köln verfehlte die von CDU und Grünen unterstützte parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker die absolute Mehrheit, lag aber klar vor ihrem Herausforderer Andreas Kossiski von der SPD. Eine Stichwahl wird es auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf geben. Dort lag CDU-Kandidat Stephan Keller vor Amtsinhaber Thomas Geisel.
In Aachen, Bonn und Münster schafften es die Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen in die Stichwahl. In Aachen, der Heimatstadt von Ministerpräsident Laschet, erhielt die Grünen-Bewerberin Sibylle Keupen die meisten Stimmen. Sie tritt in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Harald Baal an.
Erste Direktwahl von “Ruhrparlament”: SPD gewinnt
Bei den ersten Direktwahlen zum “Ruhrparlament” hat die SPD die meisten Stimmen erhalten. Bei der Auszählung in den 53 Städten und Gemeinden des Ruhrgebiets kamen die Sozialdemokraten auf 29,4 Prozent, wie der Regionalverband Ruhr (RVR) am Montagmorgen im Internet mitteilte. Die CDU erreichte 27,2 Prozent. Die Grünen holten 20,3 Prozent. In der RVR-Verbandsversammlung sind demnach auch AfD (7,1 Prozent), Linke (4,1 Prozent) und FDP (3,7 Prozent) vertreten. 91 Sitze waren zu vergeben. Es gibt eine 2,5-Prozent-Hürde.
Wahlberechtigt waren allein hier rund 4,1 Millionen Menschen, die im RVR-Gebiet leben.
Mit rund 14 Millionen Wahlberechtigten waren die NRW-Kommunalwahlen der größte Urnengang des Jahres – und der erste unter umfassenden Corona-Auflagen. Große Kundgebungen der Parteien gab es nicht, der Wahlkampf lief auf Sparflamme. Am Wahltag gab es vor zahlreichen Wahllokalen lange Schlangen. In Bochum schlossen die letzten Wahllokale nach Angaben eines Stadtsprechers daher erst gegen 19 Uhr. Wer um 18 Uhr in einer Warteschlange vor den Wahllokalen stand, durfte seine Stimme noch abgeben.
RND/dpa