Papst Franziskus fordert beim Weltkongress der Religionen Ende des Krieges
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Papst Franziskus beim Kongress der Weltreligionen.
© Quelle: IMAGO/SNA
Astana. Der Großangriff der Religionen der Welt auf den Krieg in der Ukraine soll von Astana ausgehen. Deswegen schleppte sich der gesundheitlich stark angeschlagene Papst zum ersten Mal zum Weltkongress der Religionen, um in Kasachstan, einem ehemaligen Satellitenstaat der Sowjetunion, die Hand in die Wunde zu legen.
Die russisch-orthodoxe Kirche rechtfertigt seit Monaten im Namen Gottes die Invasion der Ukraine. Dagegen sollen alle Religionen der Welt aufstehen. Das will der Papst, und weil er sich das nicht anhören wollte, sagte der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill seine Teilnahme am siebten Weltkongress der religiösen Oberhäupter auch ab. Der Papst nahm kein Blatt vor den Mund und klagte das verhängnisvolle Bündnis zwischen der russischen Kirche und dem Staat offen an. Er sagte: „Rechtfertigen wir niemals Gewalt. Lassen wir nicht zu, dass das Heilige vom Profanen instrumentalisiert wird. Das Heilige darf nicht zur Stütze der Macht werden, und die Macht darf sich nicht auf das Heilige stützen. Gott ist Frieden und führt immer zum Frieden, niemals zum Krieg.“
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Papst zitierte nicht aus der Bibel
Unmittelbar vor der Eröffnung des Kongresses zeigte der Papst, was für eine eigenartige Allianz zu schließen ihm gelungen ist. Das Oberhaupt des sunnitischen Islam, der Scheich der al‑Azhar-Hochschule in Kairo Ahmad Al Tayyeb, ließ es sich nicht nehmen, den Papst innig zu umarmen. Im Februar 2019 hatten der Papst und Ahmad Al Tayyeb eine gemeinsame Erklärung der Brüderlichkeit in Abu Dhabi unterzeichnet.
Geradezu verzweifelt versuchte Franziskus, Brücken zu bauen. Er verzichtete sogar darauf, in seiner Rede die Bibel zu zitieren, und erklärte, dass Schluss sein müsse mit dem, was über ein Jahrtausend lang charakteristisch für die katholische Kirche war, sich als die „allein selig machende“ zu sehen, die etwas Besseres und weit auserwählter sei als andere Religionen. Franziskus sagte: „Die Stunde ist gekommen, um aus jenem Fundamentalismus zu erwachen, der jedes Bekenntnis beschmutzt und zersetzt, die Stunde, um das Herz rein und barmherzig zu machen.“
Warnung vor der Armut
Aber Papst Franziskus wäre nicht der, der er ist, wenn er nicht auch in Astana darauf beharren würde, was seiner Ansicht nach der Grundkonflikt der Welt ist. Er sagte: „Der größte Risikofaktor unserer Zeit bleibt die Armut. Solange Ungleichheit und Gerechtigkeit wüten, werden schlimmere Viren als Covid nicht aufhören: jene des Hasses, der Gewalt und des Terrorismus. Aus den am meisten benachteiligten Gebieten versuchen die Menschen in die wohlhabenderen zu gelangen. Instinktiv neigt man dazu, die eigenen erworbenen Sicherheiten zu verteidigen und die Türen aus Angst zu schließen; es ist einfacher, den Fremden zu verdächtigen, ihn zu beschuldigen und zu verurteilen, als ihn kennenzulernen und zu verstehen.“
Jetzt wird es darauf ankommen, ob es dem Vatikan gelingt, die scharfe Verurteilung Russlands in das Abschlussdokument einschreiben zu lassen. Dann wird die Stunde der Wahrheit anbrechen und sich zeigen, ob die Delegationen der religiösen Oberhäupter aus den Unterstützerstaaten Russlands wirklich unabhängig von der Politik ihrer Länder sind.