Präsidentschaftswahl in Frankreich: Anne Hidalgo – die leise Kandidatin

Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris und nun auch Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen 2022.

Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris und nun auch Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen 2022.

Paris. Es hatte vielversprechend begonnen. Mitte September stand Anne Hidalgo am Hafen von Rouen und erklärte mit dem ihr eigenen strahlenden Lächeln: „Ich habe beschlossen, Kandidatin für die Präsidentschafts­wahl zu sein.“ Es folgten Applaus und Jubel ihrer Anhängerinnen und Anhänger. In der umfangreichen Runde der Bewerberinnen und Bewerber ist Hidalgo eine der wenigen Frauen. Sie hat konkrete Erfahrung als Bürgermeisterin von Paris, und auch wenn sie dort vor allem durch ihre Verkehrspolitik polarisiert, wurde sie im vergangenen Jahr deutlich in diesem Amt bestätigt.

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Die Öffentlichkeit debattierte kontrovers über ihren Vorschlag, geringe Gehälter etwa von Kassiererinnen und Pflegekräften massiv anzuheben und jenes der Lehrerinnen und Lehrer zu verdoppeln. Seither aber war nur noch wenig von der Sozialistin zu vernehmen. Hidalgos Umfragewerten fielen von rund 8 auf 4 Prozent und liegen mittlerweile unter denen des grünen Kandidaten Yannick Jadot.

Hat die 62-Jährige noch Chancen auf den Einzug in die zweite Runde bei der Präsidentschafts­wahl im April 2022? Neben der sozialen Gerechtigkeit ist der Bereich der Umwelt- und Klimapolitik ihre Stärke, aus der sie im Rathaus von Paris ihre klare Priorität gemacht hat – beide gelten vielen als wichtige Themen. Doch eine echte Dynamik lässt sich derzeit nur im rechten Lager erkennen, wo die Republikaner am 4. Dezember über ihren Kandidaten abstimmen und der rechtsextreme Autor Éric Zemmour in den Meinungsumfragen zulegt, noch ohne seine Absichten erklärt zu haben.

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Hatten die Sozialisten in Frankreich bei regionalen und kommunalen Wahlen zuletzt gute Ergebnisse erzielt und bewiesen, dass man durchaus noch mit ihnen rechnen muss, so sehen die Aussichten für die Präsidentschaftswahl derzeit trübe aus. 2017 war der damalige sozialistische Präsident François Hollande derart unpopulär, dass er nicht einmal mehr für eine zweite Amtszeit antrat. Der Kandidat Benoît Hamon fuhr ein enttäuschendes Ergebnis von 6,4 Prozent ein. Ein ähnliches Debakel will man nun verhindern.

Zwar werden in der Partei zweifelnde Stimmen laut, doch offiziell heißt es, der Wahlkampf gehe jetzt erst los. Am Donnerstagabend stimmten die Mitglieder in einer internen Abstimmung klar für Hidalgo, die mit dem Hollande-Vertrauten und Ex-Landwirtschafts­minister Stéphane Le Foll nur einen Konkurrenten hatte. „Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die mir obliegt“, reagierte sie, gewohnt kämpferisch, „ich trage die Farben einer Linken, die regieren will.“

Erst jetzt stehen ihr die Gelder der Partei und ein Wahlkampfteam zur Verfügung. In einer Woche erfolgt die offizielle Aufstellung Hidalgos in Lille, wo ihre Mentorin Martine Aubry, Tochter des früheren EU-Kommissions­präsidenten Jacques Delors, Bürgermeisterin ist.

Am Freitag besuchte Hidalgo eine Geburtsklinik, um die Hebammen, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, zu unterstützen. Anschließend fliegt die gebürtige Spanierin, die in ihrer Kindheit nach Frankreich kam, nach Valence zu einem Parteitag der spanischen Sozialisten. Damit will Hidalgo ihre internationale Statur pflegen. Denn sie weiß auch, dass es sechs Monate vor einer Wahl zu früh ist, deren Ergebnis vorherzusagen.

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