Rechtsextremismus in der Bundeswehr: Wehrbeauftragte fordert mehr Tempo und Entschlossenheit bei der Abwehr
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Eva Högl (SPD), Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Berlin. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), hat angesichts der jüngsten Razzien in der „Reichsbürger“-Szene, die sich auch gegen ein Mitglied des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr richteten, mehr Entschlossenheit bei Maßnahmen gegen offensichtlich rechtsextremistische Soldatinnen und Soldaten gefordert.
„Verstöße müssen konsequent dienstrechtlich und strafrechtlich verfolgt und geahndet werden. Das muss zügig geschehen“, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Momentan dauern die Verfahren viel zu lang, bei den Truppendienstgerichten oft jahrelang. Rund ein Viertel der Richterstellen sind seit Jahren nicht besetzt. Auch die Wehrdisziplinaranwaltschaft, die dann die Verfahren führt, muss personell besser ausgestattet werden.“ Högl fügte hinzu: „Außerdem steht immer noch die Änderung des Soldatengesetzes aus mit dem Ziel, eine Entlassung von Zeitsoldatinnen und ‑soldaten künftig auch nach mehr als vier Jahren zu ermöglichen.“
Mehr Personal für den Militärischen Abschirmdienst
Die Wehrbeauftragte betonte zugleich, dass schon viel geschehen sei, um des Problems Herr zu werden. Seit 2017 müssten sich Bewerberinnen und Bewerber einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen, um einer eventuell extremistischen Gesinnung auf den Grund zu gehen. „Das ist der richtige Ansatz“, sagte sie dem RND. Überdies gebe es seit Oktober 2022 die Möglichkeit einer erweiterten Sicherheitsüberprüfung für Tätigkeiten mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen. Damit sei die Grundlage geschaffen worden, dass aktive Reservisten ebenfalls sicherheitsüberprüft werden könnten. So werde eine weitere Sicherheitslücke geschlossen.
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Auch wenn der Militärische Abschirmdienst mehr Personal bekommen habe, um die Sicherheitsüberprüfungen schneller durchführen zu können, sei aber unklar, ob dies reiche, wenn künftig noch mehr Menschen überprüft werden müssten, so Högl. Vermutlich werde beim MAD dann „noch mehr Personal nötig sein“.
In der Bundeswehr hatte es zuletzt immer wieder Rechtsextremismusskandale gegeben. So wurden beim ersten im Oktober 2020 vorgestellten Lagebericht über Rechtsextremismus in den Sicherheitsbehörden 377 rechtsextremistische Verdachtsfälle bei Polizei und Nachrichtendiensten benannt – und 1064 bei der Bundeswehr. Dabei stand die Elitetruppe KSK oft im Blickpunkt. Ein Problem war dabei, dass der MAD trotz eindeutiger Hinweise vielfach zu nachsichtig agierte beziehungsweise wegsah. Ein anderes Problem war, dass sich einschlägige Verfahren aus Personalmangel sehr lange hinzogen. Dem möchte Högl entgegenwirken.