Recyclinganteil und Label-Dschungel: Grüne kritisieren Transparenz bei Plastikverpackungen
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Berlin: Ein Mann steckt eine Pfandflasche in einen Pfandflaschenautomaten in einem Supermarkt. Nur etwa ein Drittel des Plastiks aus PET-Flaschen wird wieder zu Plastikgefäßen verarbeitet.
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa
Beim Gang durch den Supermarkt finden Verbraucherinnen und Verbraucher immer häufiger Produkte, bei denen Hersteller mit Verpackungen aus recyceltem Plastik werben. Sind die Unternehmen also schon auf einem guten Weg bei der Reduzierung und nachhaltigen Nutzung von Plastik? Das wollte die Bundestagsfraktion der Grünen von der Regierung wissen.
Das Ergebnis der Kleinen Anfrage: Der Anteil an recyceltem Plastik in Kunststoffverpackungen in Deutschland liegt bei lediglich 5,8 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich laut Bundesregierung beim Blick auf die gesamte Kunststoffproduktion: Nur 7,2 Prozent des Kunststoffs wurden schon mal durch Verbraucherinnen und Verbraucher weggeschmissen und dann recycelt.
„Die nackten Zahlen der Bundesregierung zeigen, dass die Verpackungsbranche von einer echten Kreislaufwirtschaft noch immer meilenweit entfernt ist“, kommentiert die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Bettina Hoffmann, die Antwort gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Und sie kritisiert Umweltministerin Svenja Schulze (SPD): „Sie hat in ihrer kompletten Amtszeit kein Konzept gefunden, um den Einsatz von recycelten Kunststoffen zu fördern und bestehende Hemmnisse zu beseitigen.“ Die Bilanz der vergangenen Jahre sei „ernüchternd“.
Pfandsystem in Deutschland: Das passiert mit Plastik aus PET-Flaschen
Das macht die Grünen-Sprecherin auch an den Zahlen zum Einsatz von PET-Flaschen in Deutschland fest. Sie sind Teil des Pfandsystems – mit dem Ziel, möglichst viel Material zu recyceln. Die Zahlen der Bundesregierung, die sich auf Daten der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) beziehen, zeigen jedoch: Nur etwa ein Drittel des Plastiks aus PET-Flaschen wird wieder zu Plastikgefäßen verarbeitet.
Die Regierung erklärt in der Antwort auf die Grünen-Anfrage, warum so viel Plastik aus recycelten PET-Flaschen woanders landet: „Verschiedene Unternehmen verstärken ihre Bemühungen, die Rezyklatanteile in ihren Verpackungen durch freiwillige Verpflichtungen zu erhöhen.“
Labels für ökologische Verpackungen nicht zwingend vertrauenswürdig
Hoffmann fordert sowohl für Verbraucherinnen und Verbraucher als auch für Hersteller „endlich mehr Verlässlichkeit und Transparenz über Herkunft und Verwendung von Kunststoffen“. Eine wichtige Rolle spielen dabei Zertifikate.
Allerdings existiert derzeit eine Vielzahl verschiedener Labels für ökologische Verpackungen auf dem Markt – wie viele es mittlerweile sind, ist unklar. „Der Bundesregierung liegt keine vollständige Übersicht aller Label zur Kennzeichnung des Rezyklatanteils vor“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Grünen.
Das Problem: Viele Hersteller arbeiten mit selbst erstellten Siegeln, die „üblicherweise nicht das Niveau an Transparenz, Objektivität, Unabhängigkeit und Nachprüfbarkeit wie etwa Typ-1-Umweltzeichen haben“, wie die Bundesregierung feststellt.
Die Grünen kritisieren, dass dabei häufig nicht zwischen recyceltem Plastik aus Verbraucherhaushalten und übrigem Kunststoff aus industrieller Produktion unterschieden werde. Sprecherin Hoffmann fordert: „Es muss Schluss sein damit, dass Hersteller ihre Produkte mit irreführenden Angaben versehen, indem sie auch quasi neuwertige Produktionsreste als recyceltes Plastik bezeichnen.“