Regine Hildebrandt vergessen? Grüne fordern Würdigung von DDR-Abgeordneten

Volkskammertagung zur Deutschen Einheit. Hier: Regine Hildebrandt (SPD).

Volkskammertagung zur Deutschen Einheit. Hier: Regine Hildebrandt (SPD).

Berlin. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar lässt nicht locker: Seit Jahren fordert der Berliner Parlamentarier, die vergessene Würdigung von 256 Abgeordneten der letzten DDR-Volkskammer im Bundestag nachzuholen.

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In einem Brief an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) erinnert der Grünen-Politiker daran, dass sich am 5. April die letzte Konstituierung des DDR-Pendants zum Bundestag jähren würde. Dies sei „ein Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit“ gewesen. „Die dort gewählte Parlamentspräsidentin Bergmann-Pohl war im Übrigen zugleich das erste und bisher einzige weibliche Oberhaupt eines Deutschen Staates.“

Gelbhaar kritisiert seit Jahren die Installation „Archiv der deutschen Abgeordneten“ des französischen Künstlers Christian Boltanski, die 5000 Namen frei gewählter deutscher Abgeordneter von 1919 bis 1999 verzeichnet.

Hitlers Name taucht im Archiv auf

256 Namen von Parlamentariern fehlen – darunter sind Persönlichkeiten wie die 2001 verstorbene Sozialdemokratin Regine Hildebrandt oder Jens Reich vom Neuen Forum.

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„Und noch immer wird deren Angehörigen eine künstlerische Würdigung in den Räumen des Bundestages vorenthalten - anders als manch finstere parlamentarische Gestalt der Weimarer Republik“, so Gelbhaar. Er spielt damit auf die Würdigung Adolf Hitlers als frei gewählter Abgeordneter an.

Adolf Hitler ist einer von 4781 deutschen Parlamentariern, die in der Installation des französischen Künstlers Christian Boltanski als frei gewählte Abgeordnete zwischen 1919 und 1999 gewürdigt werden.

Adolf Hitler ist einer von 4781 deutschen Parlamentariern, die in der Installation des französischen Künstlers Christian Boltanski als frei gewählte Abgeordnete zwischen 1919 und 1999 gewürdigt werden.

Nach mehreren erfolglosen Bitten bei Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), das Fehlen zu korrigieren, sind seitens des Bundestags inzwischen die Internetpräsentation des „Archives“ angepasst und die zugehörigen Flyer modifiziert wurden. Den Grünen reicht das aber nicht.

Sie kritisieren, dass am Ort des „Archives“ bislang immer noch nicht darauf hingewiesen wird, dass die 256 „vergessenen“ Abgeordneten der frei gewählten Volkskammer zu den demokratisch gewählten Abgeordneten gehören.

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Zwar sei inzwischen in der Halle des Paul-Löbe-Hauses im Rahmen einer Ausstellung die Arbeit der Volkskammerabgeordneten 1990 gewürdigt worden. Nach dem Ende der Ausstellung sollte aber eine Informationsstele mit der Liste aller Namen der Volkskammerabgeordneten 1990 in Sichtweite des Boltanski-Kunstwerkes platziert werden.

Gelbhaar: „Die Stele existiert bis heute nicht, jedenfalls nicht in den Räumen des Bundestages.“

Grüne schlagen künstlerischen Wettbewerb vor

Gelbhaar erneuerte in seinem Schreiben an Schäuble den Grünen-Vorschlag, einen künstlerischen Wettbewerb auszurufen, um im Umfeld des „Archives“ die „vergessenen“ Abgeordneten darzustellen und die Umstände des „Vergessens“ aufzuarbeiten. „Gerade die Wahl vom 18. März 1990 in der DDR hat eine für ganz Deutschland enorme geschichtliche Relevanz. Die Installation darf nicht weiter eine falsche Geschichte erzählen.“

Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/ Die Grünen).

Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/ Die Grünen).

Schäuble hatte bislang argumentiert, dass es sich beim „Archiv der deutschen Abgeordneten“ um ein Kunstwerk und keine Dokumentation handele. Boltanski betrachte das Werk, wie es derzeit ist, als abgeschlossen.

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