Vier Sachsen schaffen Sprung nach Brüssel
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Schaffen den Sprung nach Brüssel: Constanze Krehl, Anna Cavazzini, Peter Jahr, Maximilian Krah, Cornelia Ernst (v.l.).
Leipzig. In den letzten fünf Jahren war Sachsen mit vier Parlamentariern in Brüssel vertreten. Numerisch bleibt es nach der EU-Wahl vom Sonntag und ersten Hochrechnungen in den kommenden fünf Jahren dabei – aber mit dezenten Verschiebungen in den politischen Lagern. So hat die sächsische CDU nach Stand Sonntag 21 Uhr künftig nur noch einen Abgeordneten in Brüssel.
Den sicheren Sitz hat der Döbelner Landwirt und Agrar-Experte Peter Jahr (60) inne, der nach viel internem Gekungel und Präsidiums-Debatten hinter verschlossenen Türen im Januar auf CDU-Listenplatz 1 im Freistaat gesetzt wurde. Die Union trat als einzige Partei in Sachsen mit einer eigenen Landesliste an, für Jahr reichten die rund 27 Prozent der CDU locker, um zum dritten Mal ins EU-Parlament einzuziehen.
Winkler bangt
Der populäre EU-Stratege und Präsident es Sächsischen Fußballverbandes (SFV) Hermann Winkler (56) hat dagegen wohl kein Happy End geschafft. Der Grimmaer, der trotz vieler Fürsprecher nur auf CDU-Listenplatz 2 stand, hätte rund 30 Prozent in Sachsen für den Wiedereinzug gebraucht. Die bisher 27 Prozent sind zu wenig für den Sprecher der ostdeutschen CDU-Abgeordneten in Brüssel. Winklers zehnjährige EU-Karriere steht damit vor dem Ende. Sachsens Fußball-Boss nahm es sportlich fair, hatte Freunde und Weggefährten am Abend in das Leipziger In-Lokal „Trattoria 1“ eingeladen und bedankte sich für die Zusammenarbeit. Seine berufliche Zukunft ließ er vorerst offen.
Bei der SPD und den Linken haben es dagegen zwei Brüsseler Urgesteine wieder geschafft. So zieht die Leipzigerin Constanze Krehl (62) auf SPD-Listenplatz 11 erneut in das EU-Parlament, dem sie seit 1994 angehört. Ähnlich problemlos lief die Wahl für die Dresdnerin Cornelia Ernst (62), die auf Platz 3 bei den Linken gesetzt war. Sie sitzt seit 2009 in Brüssel.
Als EU-Neuling hat es der Dresdner Anwalt Maximilian Krah (42) für die AfD geschafft. Er stand auf dem Spitzen-Platz 3 der Bundesliste seiner Partei und hatte damit quasi einen Garantieschein für Brüssel in der Tasche. Ähnlich problemlos lief es für Anna Cavazzini (35, Grüne). Die aus Hessen stammende Politikwissenschaftlerin (Studium in Chemnitz) war auf Listenplatz 7 ins Rennen gegangen – und wurde gewählt. Sie vertritt aber nicht nur Sachsen in Brüssel, sondern Sachsen-Anhalt und Thüringen noch mit.
André Böhmer