Russland sieht durch USA und Nato erhöhte Bedrohung in Europa
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Sergej Schoigu, Verteidigungsminister von Russland.
© Quelle: -/Russian Defense Ministry Press
Berlin/Moskau. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat eine zunehmende militärische Bedrohung Europas durch USA und Nato beklagt. Schoigu kritisierte am Dienstag während eines Besuchs in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe etwa „eine erhöhte Kampfbereitschaft“ westlicher Truppen. Er kündigte an, unter anderem das im Mai beginnende Nato-Manöver Defender Europe genau zu beobachten. Die Nato und Russland hatten sich in den vergangenen Wochen im Ukraine-Konflikt gegenseitig Provokationen vorgeworfen.
Das westliche Militärbündnis hatte sich kürzlich besorgt über einen russischen Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine und auf der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim gezeigt. Es wurde befürchtet, dass die Kämpfe im ostukrainischen Donbass erneut eskalieren könnten. Ende vergangener Woche kündigte Russland dann einen Abzug von Soldaten und Militärtechnik an, die für Manöver zusätzlich in die entsprechenden Gebiete verlegt worden waren.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte dies am Dienstag. Man werde die Entwicklung nun sehr genau beobachten, sagte der Norweger in Brüssel. Man erwarte von Russland, die Aufrüstung in der Ukraine und drum herum zu beenden. Zugleich müsse das Land sich am politischen Prozess beteiligen. Nur so könne eine langfristige Lösung gefunden werden.
Maas fordert von Russland nach Worten nun auch Taten
Außenminister Heiko Maas begrüßte die Ankündigung Russlands ebenfalls. Den Worten müssten nun schnell Taten folgen, forderte der SPD-Politiker am Dienstag in Berlin bei einem Treffen mit seinem slowakischen Amtskollegen Ivan Korcok. Weitere Schritte seien nötig. Dazu gehöre es, die Sperrung von Seegebieten im Schwarzen Meer zurückzunehmen und Verletzungen der Waffenruhe im Osten der Ukraine abzustellen.
Maas rief dazu auf, Probleme durch Dialog zu lösen. Korcok versicherte, sein Land unterstütze die internationale Gemeinschaft und Deutschland bei Friedensbemühungen. Er bekräftigte die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine.
Schoigu: Russland ist keine Rechenschaft schuldig
Schoigu betonte hingegen, Russland sei anderen Staaten keine Rechenschaft über Truppenbewegungen auf dem eigenen Territorium schuldig. Man sei auch in Zukunft bereit, „alles Notwendige“ zu tun, um die eigenen Grenzen zu sichern. Schoigu warf vielmehr der Ukraine vor, durch zunehmende „nationalistische Stimmungen“ einen bewaffneten Konflikt zu provozieren.
Seit knapp sieben Jahren werden Teile der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk an der russischen Grenze von moskautreuen Rebellen kontrolliert. UN-Schätzungen zufolge wurden seitdem mehr als 13.000 Menschen getötet. Gespräche zur Umsetzung eines 2015 vereinbarten Friedensplans stocken seit Langem. Trotz geltender Waffenruhe wurden seit Jahresbeginn rund 60 Menschen im Konfliktgebiet getötet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneuerte unterdessen seine Forderung nach einer Änderung des Friedensplans. Russland lehnt das ab. Kremlsprecher Dmitri Peskow wiederum betonte, dass es bei einem möglichen Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem ukrainischen Amtskollegen nicht um den Ukraine-Konflikt gehen könne, da sich Russland nicht als Konfliktpartei sehe. Selenskyj hatte ein solches Treffen kürzlich ins Gespräch gebracht.