Fluggerät aus dem Iran erfüllt noch nicht seinen Zweck
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Teheran, Iran: Die iranische Armee präsentiert Militärdrohnen.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Russland soll nach US-Informationen große Probleme mit iranischen Drohnen haben, die der Kreml in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzen will. Es gebe „zahlreiche Pannen“ bei den unbemannten Fluggeräten, teilten Mitglieder des Weißen Hauses unter Berufung auf Erkenntnisse von US-Geheimdiensten am Montag mit. Die Russen seien „nicht zufrieden“. Über die mutmaßlichen russischen Probleme hatte die Zeitung „Washington Post“ zuerst berichtete.
Erst vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur AP gemeldet, dass Russland Hunderte iranische Drohnen erhalten habe, die im Krieg gegen die Ukraine genutzt werden könnten – und dies trotz US-Warnungen an Teheran, die Fluggeräte nicht zu liefern. Die US-Gewährsleute sagten der AP nun, dass eine Übergabe der Drohnen der Modelle Mohadscher-6 und Schahed in diesem Monat über mehrere Tage hinweg erfolgt sei. Russische Maschinen seien auf einem Flugplatz im Iran beladen worden und die Waffengüter dann nach Russland geflogen worden.
Iranische Drohnenmodelle Mohadscher-6 und Schahed
Doch um was für Drohnen handelt es sich dabei? Die Modelle Mohadscher-6 und Schahed sind unter anderem zu Luftangriffen auf Ziele am Boden und zu elektronischer Kriegsführung in der Lage. Sie können normalerweise für den Beschuss von Radaranlagen, Artillerie und anderen militärischen Objekten eingesetzt werden. Allerdings hatten die russischen Streitkräfte bei ersten Tests mit zahlreichen Fehlfunktionen zu kämpfen.
Dabei haben die iranischen Drohnen militärisch einen guten Ruf: Aus dem Iran stammenden Fluggeräten ist es etwa gelungen, von den USA gelieferte Luftverteidigungssysteme Saudi-Arabiens und der Emirate im Nahen Osten zu durchdringen. Die genannten Modelle gelten als die besten Militärdrohnen des Irans und wurden sowohl für Angriffe als auch für die Überwachung entwickelt.
Iranische Drohnen erst selten gegen Systeme wie die der Ukraine getestet
Doch während der Iran Militärdrohnen an bewaffnete Gruppierungen wie die Huthi-Rebellen im Jemen geliefert hat, hat das Land solche Modelle selten – wenn überhaupt – gegen die Art von hochentwickelten elektronischen Stör- und Flugabwehrsystemen getestet, wie sie in der Ukraine verwendet werden, sagte Michael Knights, ein Militär- und Sicherheitsexperte des Washington Institute for Near East Policy, so die „Washington Post“. Das könnte einer der Gründe dafür sein, das jetzt Fehlfunktionen auftreten.
Der Westen werde nun genau beobachten, ob die iranischen Drohnen in solch einer Konstellation auch funktionierten. „Es würde mich nicht überraschen, wenn sie in einem intensiveren Umfeld wie der Ukraine einige Probleme haben würden“, sagte Knights der US-Zeitung. Viele Alternativen, wo Russland sich anderweitig Drohnen besorgen könnte, gibt es aufgrund etwa von Sanktionen nicht.
Transfer der Drohnen durch technische Probleme beeinträchtigt
Bereits der Transfer der Drohnen, die Russland neuen Aufschwung im Kampf gegen die Ukraine geben sollen, sei durch technische Probleme beeinträchtigt worden, wie die „Washington Post“ mit Berufung auf US-Sicherheitsbeamte berichtet. „Es gibt ein paar Fehler im System“, sagte demnach ein alliierter Sicherheitsbeamter, dessen Regierung die Übertragung genau überwacht habe.
Auf iranische Drohnen greift Russland auch deshalb zurück, weil Moskau bisher eine effektive Langstreckenangriffsdrohne fehlt, wie der Militärexperte Marcel Berni von der Militärakademie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärt. „Die russische Drohnentechnik ist weit nicht so agil und innovativ“, ergänzt er mit Blick auf einen Vergleich mit der Ukraine, die vor allem durch den Westen und auch aus der Türkei durch Drohnentechnik unterstützt wird. Die Ukraine setzt dabei laut Berni etwa auf die Bayraktar TB2 aus der Türkei sowie die Aerovironment Switchblade und Phoenix Ghost aus den USA. „Diese konnten in den letzten Wochen und Monaten offensichtlich immer wieder von der russischen Luftabwehr unerkannt im feindlichen Luftraum agieren“, erklärt er.
Russland hadert mit seinen Drohnen
Russland hingegen hadert mit seiner Drohnentechnik. Zuletzt hatte sogar der russische Verteidigungs- und Rüstungsexperte Ruslan Puchow in einem Interview mit der russischen Beratungsfirma Prisp (hier auf Deutsch nachlesbar) Schwächen beim Drohneneinsatz eingestanden: „Im Falle eines Artillerieduells ist es wahrscheinlicher, dass sie uns besiegen. Generell hat der Einsatz von kleinen Drohnen den Einsatz von Artillerie revolutioniert. Wir haben diese Revolution in der Tat verpasst und müssen sie nun nachholen“, sagte er.
Dazu lassen sich russische Einsatzkräfte im Gebrauch der Systeme im Iran schulen, hieß es. Im Juli hatte die US-Regierung Satellitenbilder publik gemacht, die nahelegten, dass russische Regierungsvertreter sich am 8. Juni und 5. Juli auf dem Flughafen Kaschan die Drohnen vorführen ließen. Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sagte zu jener Zeit, dass der Regierung Informationen vorlägen, wonach die iranische Führung sich darauf vorbereite, Russland mit Hunderten unbemannten Fluggeräten zu beliefern. Im Juli hatte Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian erklärt, Teheran unterhalte „diverse Arten der Kollaboration mit Russland, darunter im Rüstungssektor“. Mit Blick auf die Ukraine ergänzte er zugleich: „Aber wir werden keiner der Seiten helfen, die in diesen Krieg involviert sind, weil wir glauben, dass er (der Krieg) beendet werden muss.“
RND/hsc/mit AP und dpa