„Schützt vor Leiden und Sterben“: Kritik an Länderbeschluss zu Ende der Isolationspflicht
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Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit, spricht in Berlin.
© Quelle: Carsten Koall/dpa/Archivbild
Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Pläne mehrerer Bundesländer, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte aufzuheben, kritisiert. „Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Er sprach von einem Fehler und warnte vor einem „Flickenteppich“ mit verschiedenen Isolationsregeln in den Bundesländern.
Werden Menschen gedrängt, infiziert zur Arbeit zu gehen?
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat das geplante Ende der Isolationspflicht kritisiert. Die Isolationspflicht verhindere die ungehinderte Ausbreitung des Virus, sagte Vorstand Eugen Brysch am Freitag in Dortmund. „Das schützt vor Leiden und Sterben“, betonte er.
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„Es gibt auch keinen medizinischen Grund, jetzt auf die Isolationspflicht zu verzichten“, sagt auch Lauterbach. Es gebe etwa 1000 Todesfälle durch Covid pro Woche, man stehe vor einer „wahrscheinlich schweren Winterwelle“ und sei „am Vorabend einer ansteckenderen Variante“. Es sei deshalb nicht wirklich verantwortbar, die Isolationspflicht wegzunehmen. Er fügte hinzu, der Arbeitsplatz müsse sicher bleiben und es müsse verhindert werden, dass Menschen infiziert zur Arbeit gedrängt würden.
Menschen ohne Symptome können Virus weitergeben
Bei Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) stößt die angekündigte Abschaffung der Isolationspflicht für Corona-Infizierte ebenfalls auf deutliche Kritik. „Ich halte es epidemiologisch für grundfalsch, mitten im dritten Pandemieherbst auf die Isolationspflicht für Corona-Infizierte zu verzichten. Auch Personen, die keine Symptome haben, können das Virus weitertragen und andere Menschen anstecken“, sagte Behrens am Freitag. Die Ministerin betonte: „Niedersachsen wird deshalb bei einer einfachen Regel bleiben: Wer mit Corona infiziert ist, bleibt zu Hause.“
Vier Bundesländer schaffen Isolationspflicht für Corona-Infizierte ab
In diesen Ländern sollten „zeitnah“ neue Regelungen in Kraft treten, die Details werden derzeit ausgearbeitet.
© Quelle: dpa
In Niedersachsen müssen sich coronainfizierte Menschen absondern. Diese Pflicht liegt bei fünf Tagen. Sollte man danach weiterhin einen positiven Test haben, wird dringend empfohlen, sich täglich zu testen und freiwillig in Isolation zu bleiben, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Die entsprechende Verordnung gilt noch bis zum 22. November. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest.
Verschiedene Regelungen sorgen für Chaos
Das baden-württembergische Gesundheitsministerium hatte mitgeteilt, dass sich vier Bundesländer darauf verständigt hätten, die Isolationspflicht aufzuheben. Es handele sich um Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein. In diesen Ländern sollten „zeitnah“ neue Regelungen in Kraft treten, die Details würden derzeit ausgearbeitet.
Die unterschiedlichen Regelungen sorgen aus Bryschs Sicht vor allem für Chaos. „Schließlich überqueren allein Millionen Pendler täglich Ländergrenzen. Nicht selten sind das nur wenige Schritte.“
RND/dpa