Shell-Urteil: Die fossilen Riesen wanken
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Donald Pols (Mitte), Direktor der Organisation Milieudefensie (Umweltverteidigung), feiert den Ausgang des Klimaprozesses gegen den Öl- und Erdgaskonzern Shell.
© Quelle: Peter Dejong/AP/dpa
Berlin. Einer der größten Konzerne der Welt verliert vor einem niederländischen Bezirksgericht. Der Ölgigant Shell muss seine CO₂-Emissionen bis 2030 um fast die Hälfte senken. Mit ruhiger Stimme verkündete die Richterin ihr Sensationsurteil. Sie greift damit direkt in das Geschäftsmodell des Konzerns ein.
Das niederländische Zivilrecht kennt eine Spezialität: die Verpflichtung, künftigen Schaden gar nicht erst eintreten zu lassen.
Dass nun eine „Welle von Klimaklagen gegen die größten Verschmutzer folgt“, wie die erfolgreichen Kläger hoffen, ist nicht ausgemacht: In den USA wurden Schadensersatzklagen gegen Ölkonzerne wegen entstandener Kosten durch den Klimawandel zunächst zurückgewiesen.
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Das Geschäftsmodell der fossilen Riesen ist jedoch schon lange unter Druck. Shell und andere führen einen Abwehrkampf. Das war in den vergangenen Tagen mehrfach gut zu beobachten: Auf der Shell-Hauptversammlung vergangene Woche bekam ein Antrag fast 30 Prozent der Aktionärsstimmen, in dem von dem Konzern verlangt wurde, sein Handeln an den Pariser Klimazielen zu orientieren.
Es war ein Warnschuss. Stattdessen beschloss der Konzern eine butterweiche „Klimastrategie“, die einen klimaneutralen Konzern bis 2050 verspricht. Vor Gericht fiel diese Strategie durch.
Shell und andere Große ziehen sich aus immer mehr dreckigen Geschäftsfeldern zurück: Für 600 Millionen US-Dollar verkaufte der Konzern gerade seinen Anteil an einer Raffinerie in Texas an den mexikanischen Staatskonzern Pemex. Das hilft dem Cashflow und der CO₂-Bilanz gleichermaßen.
Und es könnte der Beginn einer Entwicklung sein: Die dreckigsten Geschäfte werden an Firmen ausgelagert, die nicht von einer Bezirksrichterin in Den Haag in die Schranken gewiesen werden können. Für das Weltklima wäre dann wenig gewonnen.