Spahn zu Boosterimpfungen: „Will nicht warten, bis in Pflegeheimen wieder Menschen sterben“
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht während der Einweihungszeremonie des „WHO Hub For Pandemic And Epidemic Intelligence“.
© Quelle: Michael Sohn/POOL AP/dpa
Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat das Vorgehen von Bund und Ländern verteidigt, noch vor einer offiziellen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) Auffrischimpfungen für Senioren und Immungeschwächte anzubieten. „Ich will nicht warten, bis in den Pflegeheimen wieder Menschen sterben“, sagte Spahn dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Dass wir jetzt mit den Boosterimpfungen begonnen haben, ist vorausschauendes, vorsorgliches Handeln. Damit schützen wir Menschenleben“, betonte er.
„Es gibt bereits viele Studien, die eindeutig belegen, dass Boosterimpfungen für Hochbetagte, Pflegebedürftige und Menschen mit bestimmten Immunerkrankungen Sinn machen“, argumentierte der CDU-Politiker. „Wir haben genug Impfstoff, um mit Boosterimpfungen für mehr Schutz zu sorgen. Also sollten wir auch handeln“, so der Gesundheitsminister.
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Ärztepräsident kritisiert Bund und Länder
Ärztepräsident Klaus Reinhardt hatte kritisiert, es fehlten noch aussagekräftige Studien, ob, wann und für wen eine Boosterimpfung angezeigt sei. Daher halte er es für einen Fehler, dass Bund und Länder Auffrischungsimpfungen angekündigt hätten, ohne eine entsprechende Empfehlung der Stiko abzuwarten. Die Stiko hat inzwischen erklärt, bereits an Empfehlungen zu arbeiten. Einen Termin für die Veröffentlichung nannte sie aber nicht.
Trotz der zustimmenden Äußerungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt es Spahn erneut ab, dass in Fernzügen künftig nur Menschen mitfahren dürfen, die geimpft, genesen oder getestet sind (3-G-Regel). „Wir sollten jetzt erst einmal miteinander schauen, wie sich die bisher ergriffenen Maßnahmen auswirken. Also die 3-G- Regel in Innenräumen, die Hygienevorschriften, die Maskenpflicht im öffentlichen Nah- und Fernverkehr und natürlich die Impfungen“, sagte Spahn und er fügte hinzu: „Mein Ziel ist, ohne weitere Einschränkungen durch Herbst und Winter zu kommen.“
Spahn: Impfquote ist noch zu niedrig
Das gegenwärtige Impftempo bezeichnete Spahn als zu niedrig. „Wir sind beim Impfen gut, aber noch nicht gut genug. Die Impfquote ist noch zu niedrig, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern“, betonte er. „Wir sehen derzeit eine Pandemie der Ungeimpften“, so Spahn. Die Infektionszahlen bei den Ungeimpften seien mehr als zehnmal höher als bei den Geimpften, 90 Prozent der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen seien ungeimpft.
Spahn räumte ein, dass das Thema Impfen erhebliches Konfliktpotenzial berge. Auch er erlebe, dass alles rund ums Impfen teils sehr kontrovers diskutiert werde, in Familien genauso wie in Betrieben. „Es gibt Spannungen, aber das ist in dieser Ausnahmesituation auch normal. Wir müssen allerdings aufpassen, dass aus Spannung nicht Spaltung wird“, betonte Spahn.
Er sei aber davon überzeugt, dass der Kurs der Regierung dafür sorgen werde, dass es nicht so weit komme. Dazu gehöre auch, nicht immer nur über die Ungeimpften zu sprechen. „Wir müssen auch über die viel größere Zahl von Menschen sprechen, die die Mühen einer Impfung in Kauf genommen haben, um sich und andere zu schützen“, sagte der Minister.