Spicer wirft hin – Scaramucci der neue starke Mann
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/PMPIOT2NQ2ZEPXBBNVXNS3TOEE.jpg)
Spricht nicht mehr für den US-Präsidenten: der bisherige Pressechef des Weißen Hauses, Sean Spicer.
© Quelle: AP
Washington. Die Bombe platzte am Freitag Morgen (Ortszeit). Nach Angaben der "New York Times" und von NBC reichte Spicer beim Präsidenten seinen Rücktritt mit der Begründung ein, er widerspreche entschieden der Bestellung Scaramuccis zum Kommunikationsdirektor. Trump habe Scaramucci um 10 Uhr morgens (16 Uhr deutscher Zeit) den Job angetragen und Spicer gebeten, im Amt zu bleiben. Spicer hingegen habe gegenüber dem Präsidenten betont, dass er die Berufung für einen schwerer Fehler halte. Per Twitter sprach Spicer von einer "Ehre und einem Privileg", Trump gedient zu haben. Bis Ende August, so Spicer, wolle er noch im Amt bleiben.
Sarah Huckabee Sanders ist Spicers Nachfolgerin
Sarah Huckabee Sanders, stellvertretende Pressechefin, trat um 14.23 Uhr (Ortszeit) vor die Medien und machte zunächst auf Business as usual. Es ging um die PR-Veranstaltung „Made in America“-Week und Veteranen-Ehrungen. Dann wandte sie sich Sean Spicer zu und verlas ein Statement von Präsident Trump. „Ich bin Sean dankbar für seine Arbeit für meine Regierung und das amerikanische Volk und wünsche ihm viel Glück für die Zukunft und ähnlich gute TV-Quoten.“ Im Anschluss stellte Huckabee Sanders Anthony Scaramucci vor.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/Q25X4YYT7BU5UG3SOEVPNT7U2M.jpg)
Nachfolgerin von Sean Spicer: Sarah Huckabee Sanders, bisher Spicers Stellvertreterin. Im Hintergrund Anthony Scaramucci, der neue starke Mann im Weißen Haus.
© Quelle: AP
Anthony Scaramucci, Trumps neuer Chefstratege
Der wiederum präsentierte gleich Sarah Huckabee-Sanders als Spicers Nachfolgerin – das allerdings zweimal, da der Ton ausfiel. Scaramucci dankte Spicer mit patriotischen Pathos und wünschte ihm, dass er „jede Menge Geld verdienen möge“. Er bezeichnete seinen politischen Rivalen Reince Priebus als „Bruder“. Angesprochen auf seinen Konflikt mit dem Stabschef sagte Scaramucci: „Niemand hat je für mich gearbeitet, immer nur mit mir“. Damit zeigte der medienerfahrene TV-Experte schon in der ersten Fragerunde vor den Korrespondenten des Weißen Hauses, dass er wesentlich professioneller agiert, als es die Korrespondenten bisher von dieser Regierung gewohnt waren. Fragen – etwa nach Interessenskonflikten – beantwortete er souverän und ausführlich, ohne die bisher gewohnten Spitzen gegen die Medien. Allerdings passt zwischen Trump und ihn kein Blatt Papier. Mehrfach sagte er: „Ich liebe Donald Trump“.
Auf die Frage, ob er denn jetzt, nachdem nun wieder die Kameras auf ihn gerichtet seien, selbst häufiger vor die Presse treten werde, sagte Scaramucci: „Wenn sie (Huckabee-Sanders) Haare und Make-up zur Verfügung steht, denke ich darüber nach. Aber ernsthaft, Sarah ist die neue Pressesprecherin. Ich bin nur heute hier.“ Deutlich machte Scaramucci auch, dass er „eine Empathie für Journalisten habe, da er ja selbst eine „Zeit lang im Fernsehen Journalist gespielt“ habe. Der Präsident werde auch eine „phänomenale Beziehung zur Presse“ entwickeln sagte der Mann, für den „das Glas stets halb voll und nicht halb leer“ ist.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/LQTAB6PTBXTDWQVIWI5IPO4S4E.jpg)
Der neue Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Anthony Scaramucci, bei seiner Vorstellung im Weißen Haus.
© Quelle: AP
Spicer wurde in Comedy-Shows veralbert
Sean Spicer war vom ersten Tag der Amtsübernahme Trumps an umstritten. Nach der Amtseinführung des Präsidenten hatte er sich heftig mit Journalisten darüber gestritten, wie viele Besucher die Zeremonie vor dem Kapitol in Washington verfolgt hatten: es sei die größte Amtseinführung aller Zeiten gewesen, behauptetet er – „Punkt“. Was nachweislich nicht stimmte. Es war nicht das einzige Wortgefecht. In den sechs Monaten seiner Zeit als Sprecher des Weißen Hauses kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Journalisten.
Der 45-jährige Spicer wurde dadurch zu einer Art Galionsfigur der Trump-Regierung –und heimste so immer wieder Kritik und Spott seiner „Feinde des amerikanischen Volkes“, der Medien, ein. In zahlreichen Comedy-Sendungen des US-Fernsehens wurde er veralbert, besonders gern in der Kultshow „Saturday Night Live“, wo die Schauspielerin Melissa McCarthy mehrmals in die Rolle des „Spicy“ schlüpfte.
Schon öfter wurde spekuliert, Trump sei unzufrieden mit seiner Arbeit und Spicer stehe vor der Entlassung. Zuletzt hatte er sich aus der Öffentlichkeit stärker zurückgezogen und die Pressebriefings seiner bisherigen Stellvertreterin Sarah Sanders und Nachfolgerin überlassen.
Scaramucchi kommt aus dem Dunstkreis der Wall Street
Der Investor Scaramucci ist wie Trump ein politischer Außenseiter und kommt aus dem Dunstkreis der Wall Street. Scaramucci ist ein wohlhabender Finanzier und Politstratege, der bislang für die Export-Import-Bank der USA arbeitete und den Hedge-Fonds „Skybridge Capital“ ins Leben rief. Früher war er für das Investmenthaus Goldman Sachs tätig, dem zahlreiche führende Figuren in Trumps Regierung, wie etwa Wirtschaftsberater Gary Cohn und Finanzminister Steven Mnuchin, entstammen. Scaramucci war auch in der Übergangsphase nach der Wahl und vor der Amtseinführung Trumps für dessen Team tätig.
Der Posten des Kommunikationsdirektors war seit Mai dieses Jahres nicht mehr besetzt. Zuvor hatte ihn Michael Dubke inne.
Von RND/Daniel Killy