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Steigende Corona-Fallzahlen: Deutscher Lehrerverband fordert Rückkehr zur Maskenpflicht an Schulen

Der Deutsche Lehrerbund hat angesichts steigender Corona-Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen eine Rückkehr zur bundesweiten Maskenpflicht an Schulen gefordert.

Der Deutsche Lehrerbund hat angesichts steigender Corona-Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen eine Rückkehr zur bundesweiten Maskenpflicht an Schulen gefordert.

Hannover/Berlin. Wegen stetig steigender Corona-Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen fordert der Deutsche Lehrerverband (DL) bundesweit die Wiedereinführung der Maskenpflicht an Schulen. „Wir befinden uns bei den Infektionszahlen in der Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler derzeit bereits auf einem Niveau, das deutlich höher liegt als vor einem Jahr, wo wir bekanntlich dann ab Mitte Dezember die Schulen wieder schließen mussten“, sagte der Präsident Heinz-Peter Meidinger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Schulschließungen gelte es in diesem Jahr „unter allen Umständen zu vermeiden“. Die Maskenpflicht müsse vor allem an Grundschulen wieder eingeführt werden, so Meidinger. Weiter sei „ein engmaschiges Netz an regelmäßigen Testungen“ wichtig.

Zahlreiche Bundesländern hatten in den vergangenen Wochen die Maskenpflicht an Schulen gelockert. In Bayern etwa müssen Kinder und Jugendliche seit dem 4. Oktober keine Masken mehr im Unterricht tragen. In Berlin und Brandenburg gilt die Tragepflicht erst ab der siebten Jahrgangsstufe.

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Am Dienstag kündigte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zudem an, dass Schülerinnen und Schüler ab November keine Maske mehr am Platz tragen müssen. Dabei wird das Coronavirus derzeit insbesondere bei Kindern und Jugendlichen nachgewiesen. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Fünf- bis 14-Jährigen gab das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstag mit 207,4 an, Tendenz steigend. In der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen ist die Inzidenz mit 150,7 am zweithöchsten.

Lehrerverband: Impfquote bei Kindern hat „eine ganz wichtige Rolle“

In der Altersgruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen setze der Lehrerverband darauf, dass die Impfquote bald das Niveau der Erwachsenen erreiche, so Meidinger. „Nach unserem Eindruck ist dort, das betrifft vor allem die Schülerschaft an weiterführenden Schulen, die Impfbereitschaft sehr hoch.“ Generell spiele die Impfquote von Schülerinnen und Schülern dabei „eine ganz wichtige Rolle“, wie lange Schulen mit Einschränkungen zu tun hätten.

Je mehr geimpft seien, „desto eher kann man auf Maskenpflicht und regelmäßige Testungen verzichten, desto geringer ist die Gefahr, dass Schulen nochmals in den Distanzunterricht wechseln müssen“, sagte der DL-Präsident.

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Meidinger gab aber zu bedenken, dass Kinder unter zwölf Jahren die einzige Bevölkerungsgruppe ohne Impfangebot seien. Er hoffe deshalb auf eine baldige Impfstofffreigabe für Kinder ab fünf Jahren: „Je eher dieser Mangel beseitigt wird, desto besser.“

Zwar seien die Lehrer keine Experten für Impffragen und Infektionskrankheiten, „allerdings setzen wir großes Vertrauen in die anstehenden Entscheidungen der dafür zuständigen Institutionen und Behörden.“ In den USA würden Studien bereits zeigen, dass „die Risiken einer Covid-19-Erkrankung auch in dieser Altersgruppe die Risiken von Impfkomplikationen weit übersteigen“.

Freedom Day an Schulen erst im kommenden Frühjahr

In den USA wollte am Dienstag die Arzneimittelbehörde FDA über eine Notfallzulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für Kinder zwischen fünf und elf Jahren beraten. Laut Weißem Haus könnte die Impfkampagne für diese Altersgruppe bereits im November starten. Die US-Regierung werde innerhalb weniger Tage nach einer Zulassung 15 Millionen Dosen Impfstoff an Kinderärzte, Kliniken und Apotheken ausliefern, hieß es. In Europa haben Biontech und Pfizer eine Zulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder dieser Altersgruppe Mitte Oktober beantragt. Über einen möglichen Freigabezeitpunkt ist allerdings noch nichts bekannt.

Der DL-Präsident befürchtet jedoch, dass die Zulassung in Europa durch die Arzneimittelbehörde EMA sowie die relevante Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) „erst so spät erfolgen werden, dass sie für eine Abflachung der Infektionszahlen in diesem Winter voraussichtlich nicht so bald wird sorgen können“. Entsprechend sei die Maskenpflicht unausweichlich und ein sogenannter Freedom Day an Schulen erst im kommenden Frühjahr in Sichtweite.

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Kinderschutzbund: keine Nachteile für impfunwillige Kinder

Auch der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) hofft auf Immunisierungsmöglichkeiten für unter Zwölfjährige. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn es einen sicheren Impfstoff für Kinder gibt“, sagte Präsident Heinz Hilgers dem RND. Dies müssten aber fachliche Experten wie etwa die Wissenschaftler der Stiko bewerten – und zwar unabhängig. „Vonseiten der Politik sollte kein Druck ausgeübt werden.“

Der Kinderschutzbund würde sich dennoch über alles freuen, was dazu beitrage, dass Schulen und Kitas offen bleiben, so Hilgers. Kinder bräuchten Bildung und soziale Kontakte bei gleichzeitigem Schutz ihrer Gesundheit. „Sollte die Impfung ihnen nachweislich mehr Schutz und mehr Freiheiten geben, wäre das ein wichtiger Schritt.“ Hilgers mahnte jedoch: „Gleichzeitig dürfen Kinder, die sich mit ihren Eltern gegen eine Impfung entscheiden, keine Nachteile erfahren.“

Kinderärzte: „Natürlich warten wir auf die Zulassung in Deutschland“

Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hofft auf einen zeitnahen Impfstoff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. „Natürlich warten wir auf die Zulassung in Deutschland und auf die Empfehlung der Stiko“, sagte Sprecher Jakob Maske gegenüber dem RND. Als einen Grund dafür nannte er, dass die Zahl der Pims-Fälle „in dieser Altersgruppe zwei Drittel der Gesamtzahl“ ausmache.

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Pims ist die Abkürzung für das pädiatrischen Multisystem-Inflammationssyndrom. Dabei handelt es sich um ein „schweres entzündliches Krankheitsbild, das in seltenen Fällen bei Kindern und Jugendlichen in der Regel drei bis vier Wochen nach einer Infektion mit Sars-CoV-2″ auftritt, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Homepage. Betroffene müssten häufig wegen einer Schocksymptomatik oder vorübergehender Herz-Kreislauf-Insuffizienz behandelt werden. Die intensivmedizinische Versorgung erfordere teilweise sogar maschinelle Beatmung.

Wie wichtig die Impfung für die unter Zwölfjährigen sei, müsse dennoch die Stiko beurteilen, so Maske. Er forderte die Ständige Impfkommission aber dazu auf, sich unabhängig davon schon jetzt mit dem Thema zu befassen, „damit die Zeit zwischen Zulassung und Empfehlung möglichst kurz gehalten werden kann“.

Mit dpa

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