Trauer um Jan Hecker – einen klugen und herzlichen Mann
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Der Botschafter Jan Hecker.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Berlin. Jan Hecker war ein Mann mit Herz und Humor. Mochten Termindruck und Fülle seiner Aufgaben als Leiter der Abteilung Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik im Bundeskanzleramt noch so groß gewesen sein – ein persönliches Wort oder eine humorvolle Bemerkung zeichneten ihn ebenso aus wie seine Qualifikation als Jurist, Experte für Flüchtlingspolitik und Diplomat.
Selbst Wochen nach einem Treffen erinnerte er sich noch daran, was im Zwiegespräch eine Rolle spielte – auch wenn das nichts mit seiner Arbeit als Ministerialdirektor zu tun hatte.
Erst am 24. August hatte Hecker, verheiratet und Vater dreier Kinder, nach Corona-Quarantänemaßnahmen in Peking seine neue Aufgabe als deutscher Botschafter in China übernommen. Seine Nähe zu Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde nach Einschätzung von Beobachtern in der chinesischen Regierung positiv aufgenommen.
Immerhin hatte Merkel zuletzt auch im Kreis der G-7-Staaten anders als die USA die aufstrebende Großmacht China nicht nur als Gegner, sondern auch als Partner beschrieben. Mit Hecker hatte sich Merkel Kontinuität versprochen.
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Großbritannien, St. Ives: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Joe Biden (Zweiter v. l.) sitzen zu Beginn ihres Gesprächs am Rande des G-7-Gipfels mit ihren außenpolitischen Beratern Jan Hecker (Zweiter v. r.) und Jake Sullivan (l.) zusammen.
© Quelle: Guido Bergmann/Bundesregierung/d
Am Montagmorgen teilte das Auswärtige Amt den plötzlichen Tod des 54-Jährigen mit. Wie erschüttert Merkel darüber ist, drückte sie in einer Mitteilung so aus: „Ich trauere um einen hochgeschätzten langjährigen Berater von tiefer Menschlichkeit und herausragender Fachkenntnis.“
Sie sei dankbar für die Zusammenarbeit und enge Verbundenheit mit ihm. „Mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Kindern und den anderen Angehörigen in ihrem unermesslichen Schmerz.“
Besonders eng verbunden war Hecker mit Regierungssprecher Steffen Seibert. Als dieser am Montag öffentlich zu der Todesnachricht Stellung nahm, presste er die Lippen stark aufeinander und sprach mit gedämpfter Stimme.
„Die Nachricht trifft uns hart“
An die Journalistinnen und Journalisten, die Hecker von Gesprächen und Reisen der Kanzlerin kannten, sagte Seibert, sie könnten ermessen, „wie hart diese Nachricht uns Kollegen und Freunde trifft“. Er verwies auf Merkels Stellungnahme und sagte: „Sie spricht damit auch für viele von uns, die das Glück hatten, mit Jan Hecker zusammenzuarbeiten und weit mehr als das.“
Über die Todesursache wurde zunächst nichts gesagt. Zu Fragen, ob es einen politischen Hintergrund gebe, erklärte Außenminister Heiko Maas (SPD), es gebe keine Hinweise, dass Heckers Tod in einem Zusammenhang mit seiner dienstlichen Funktion stehe. Maas zeigte sich tief bestürzt und nannte Hecker einen versierten Diplomaten.
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Jan Hecker und Außenminister Heiko Maas (SPD).
© Quelle: imago images/Christian Thiel
Der gebürtige Kieler folgte 2017 auf Merkels langjährigen außen- und sicherheitspolitischen Berater Christoph Heusgen im Kanzleramt. Erstmals seit Jahrzehnten übernahm damit kein gelernter Diplomat diese Aufgabe. Von 2011 bis 2015 war der Rechts- und Politikwissenschaftler als Richter am Bundesverwaltungsgericht und zuvor zwölf Jahre im Bundesinnenministerium, davon zwei Jahren zum Bundesamt für Verfassungsschutz abgeordnet.
2015 hatte er die Leitung des damals neu geschaffenen Koordinierungsstabs Flüchtlingspolitik, angesiedelt beim damaligen Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU). Hecker war damit maßgeblich zuständig für die Bewältigung der Flüchtlingsbewegung aus Syrien und rückte zum Vertrauten von Merkel auf. Als Gründe dafür galten auch seine Charakterstärken: verschwiegen, klug, in der Öffentlichkeit zurückhaltend und ein guter Zuhörer.